DAS IST LOS BEI PUMA:

Nachdem es in der Gerüchteküche lange Zeit gebrodelt hat, ist der französische Luxusgüterkonzern Kering im Mai nach einem mehr als zehnjährigen Engagement zur Tat geschritten: Die Franzosen beendeten ihr Abenteuer bei den Franken, um sich fortan wieder ganz auf Luxusmarken wie Gucci oder Yves Saint Laurent konzentrieren zu können.

Durch den Rückzug von Kering brechen auch für Puma neue Zeiten an. Schnellere Entscheidungen und noch mehr Eigenständigkeit nannte Konzernlenker Björn Gulden als wichtigste Vorteile. Dass die Kering-Gründerfamilie Pinault mit ihrer Holding Artemis ein Anker-Investor bleibt, hebt Gulden als stabilisierendes Element hervor.

Hatte sich Puma vor Jahren noch im Lifestyle verzettelt, besann sich der Konzern unter Guldens Führung wieder auf den Sport. Inzwischen fühlen sich die Herzogenauracher stark genug, um Branchengrößen wie adidas oder Nike anzugreifen - auch wenn dies beim wohl bedeutendsten Sportevent in diesem Jahr, der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, noch nicht spürbar war. Unter den 32 qualifizierten Mannschaften hatte Puma lediglich vier unter Vertrag. Auch das Fehlen von Italien als wichtiges Aushängeschild schmerzte.

Die Zahlen jedoch sprechen für sich: Nach einer Gewinnverdopplung im Jahr 2018 war Puma auch mit einem Gewinnsprung in das aktuelle Geschäftsjahr gestartet. Bei einem Umsatzanstieg um 12,5 Prozent konnte der Überschuss im ersten Quartal überdurchschnittlich um 36 Prozent auf 67,4 Millionen Euro gesteigert werden, weil Puma vermehrt Produkte mit einer höheren Marge verkaufte und zugleich seine Beschaffung verbesserte. Die Prognose für das Gesamtjahr hatte Puma im April angehoben. 2018 soll der Umsatz währungsbereinigt um 10 bis 12 Prozent steigen und der Vorsteuergewinn (Gewinn vor Zinsen und Steuern, kurz Ebit) auf 310 bis 330 Millionen Euro zulegen. Mittelfristig will Puma den Konzernumsatz jährlich um durchschnittlich etwa 10 Prozent steigern.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Experten erwarten, dass das Abkapseln von Kering langfristig positiv für die Franken sein wird, weil die Aktie durch den Ausstieg für Investoren wieder deutlich attraktiver geworden ist. "Heute ist der Tag, um Puma-Aktien zu besitzen. Puma wird erstmals seit mehr als zehn Jahren investierbar", kommentierte Analystin Zuzanna Pusz von der Berenberg Bank den Ausstieg.

Die Franzosen hatten ehemals rund 86 Prozent des Grundkapitals gehalten, so dass nur 14 Prozent der Puma-Aktien tatsächlich im Streubesitz waren. 2013 war die Aktie deshalb aus dem deutschen Mittelwerte-Index MDAX geflogen - und verlor bei großen Investoren an Interesse. Nun aber hat sich das Bild gewendet, indem der Markt wieder Zugang zur Mehrheit der Aktien bekommen hat. Vor wenigen Wochen kehrte Puma in den MDax zurück und wurde zudem in den Auswahlindex MSCI Germany aufgenommen.

Auch mit Blick auf die operative Entwicklung bei Puma sind die Experten voll des Lobes: Laut Goldman-Sachs-Experte Richard Edwards dürften sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn vom Wachstum in der Region Asien-Pazifik angetrieben werden. Mit einem aktuellen Kursziel von 600 Euro gehört er derzeit zu den größten Optimisten - gemeinsam mit Antoine Belge vom britischen Bankhaus HSBC. Belge hält es angesichts eines wohl starken zweiten Quartals für möglich, dass die Unternehmensziele nochmals aufgestockt werden.

JPMorgan-Expertin Chiara Battistini attestiert der Puma-Aktie im Vergleich zur Konkurrenz das "attraktivste Wachstumspotenzial unter den europäischen Sportartikelherstellern". Sie verweist dabei auf eine Kombination von solidem Umsatzschwung und einer anhaltenden Margenerholung. Binnen der nächsten fünf Jahre rechnet die Expertin damit, dass der Gewinn jährlich im Schnitt um etwa ein Viertel pro Jahr anziehen wird, was im Sektor ein herausragender Wert sei. Sie nahm den Kering-Ausstieg zum Anlass, die Bewertung der Aktie wieder aufzunehmen - und rät gleich zum "Übergewichten".

DAS MACHT DIE AKTIE:

Eigentlich könnte man meinen, es müsse einem Supergau gleichen, wenn ein Großaktionär mit einem Schlag eine große Aktienzahl auf den Markt wirft. Stattdessen wurde der Ausstieg von Kering aber zu einem Befreiungsschlag für die Puma-Papiere. Die Bekanntgabe des Vorhabens versetzte die Anleger im Januar zwar kurz in Aufruhr. Nach einem schnellen Fall unter die Marke von 300 Euro wurde aber eine wahre Rally entfacht, die vor wenigen Wochen bei 539 Euro gipfelte - dem höchsten Stand in der mehr als als 30-jährigen Börsengeschichte des deutschen Sportartikelherstellers.

Nach ersten Gewinnmitnahmen in einem Marktumfeld, das seit Wochen vom internationalen Zollstreit und der Geopolitik geprägt ist, haben sich die Aktien zuletzt bei der Marke von 480 Euro eingependelt. Unter der Ägide von Gulden ist die Aktie damit zu einer wahren Erfolgsgeschichte geworden: Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren hat sich ihr Kurs in etwa verdoppelt./tih/she/fba