"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die kommunalen Vertreter im Aufsichtsrat diesen Vorschlag gutheißen können", kritisierte auch der Bochumer Kämmerer Manfred Busch. Das Kontrollgremium kommt am 3. März zusammen. Dem Dividendenvorschlag muss noch die Hauptversammlung im April zustimmen. Die Kommunen halten knapp 24 Prozent an RWE.

Der von der Energiewende gebeutelte Versorger hatte zuvor angekündigt, nach einem Nettoverlust von 200 Millionen Euro im Jahr 2015 erstmals seit mindestens 57 Jahren keine Gewinnbeteiligung auf die Stammaktien zu zahlen und 13 Cent je Vorzugsaktie. Für 2014 hatte er noch einen Euro pro Papier gezahlt. RWE würde mit dem Vorschlag rund 600 Millionen Euro sparen.

DIVIDENDENAUSFALL VERGRÖSSERT HAUSHALTSLOCH DER KOMMUNEN



"Das ist ein Schlag ins Kontor und haut uns vom Hocker", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Kommunalen RWE-Aktionäre (VkA), Ernst Gerlach, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ankündigung eineinhalb Wochen vor einer Aufsichtsratssitzung sei keine vertrauensbildende Maßnahme. "Wir prüfen, welche Möglichkeiten wir haben, das zu ändern."

Im Aufsichtsrat stellen die Kommunen vier der 20 Vertreter. In der Vergangenheit hatte der Vorstand um RWE-Chef Peter Terium oft auf die Unterstützung der zehn Arbeitnehmervertreter setzten können, die die Interessen der Beschäftigten sichern wollen. Diese dürften ihnen auch diesmal wichtiger sein als die Ausschüttungen an die Anteilseigner. Auf der Hauptversammlung dürften die Kommunen mit ihren 24 Prozent wohl Verbündete benötigen, um den Vorschlag zu kippen.

Für die ohnehin unter den finanziellen Folgen der Flüchtlingskrise leidenden Kommunen würde nun eine wichtige Einnahmestütze wegfallen. Mit einem "maßvollen Rückgang" habe er gerechnet, sagte Mülheims Kämmerer Bonan. "Für den jetzigen Vorschlag des Vorstands habe ich kein Verständnis." Im Besitz von Mülheim an der Ruhr sind 9,8 Millionen Aktien. Nach dem Dividendenvorschlag des RWE-Vorstandes würde die Stadt nach eigenen Angaben nur noch rund 120.000 Euro aus den etwa 930.000 Vorzugsaktien erhalten. Mülheim habe mit einer Kürzung der Dividende auf 75 Cent gerechnet, so dass ihr nun rund 7,2 Millionen Euro fehlten. Dieser Betrag könne nicht ausgeglichen werden. Das geplante Defizit rund 67,5 Millionen Euro und die Verschuldung würden daher weiter ansteigen.

Reuters