Die Chance sei groß, dass endlich Bewegung in das Land komme, sagt Franz Führer, Fondsmanager bei Lupus alpha. "Renzi ist jung und packt tatsächlich an." Profitieren dürften davon auch die Anleger. "Die Mailänder Börse hat noch viel Luft nach oben", prognostiziert Marco Scherer, Experte für europäische Aktien bei der DWS.

Der italienische Leitindex kommt seit Jahresanfang bereits auf ein Plus von rund 23 Prozent. Die spanische Börse muss sich bislang mit einem Aufschlag von zehn Prozent, der Dax mit 17 Prozent zufriedengegeben. Italien sei dabei, seine internen Problem zu lösen, zudem könne das Land durch eine anziehende Weltwirtschaft auf Impulse von außen setzen, erklärt Scherer. "Das ist eine gesunde Mischung und macht Hoffnung auf weiterhin steigendes Gewinnwachstum bei den italienischen Unternehmen."

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WIRTSCHAFT KOMMT LANGSAM AUF DIE BEINE



Italiens Wirtschaft spürt nach drei Jahren Stagnation wieder Rückenwind. Zu Jahresbeginn legte das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent zu. Dies war das stärkste Wachstum seit Mitte 2013. Für das Gesamtjahr 2015 sagt die EU-Kommission Italien ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent voraus, das sich 2016 auf 1,4 Prozent beschleunigen soll. Renzi, der seit Februar vorigen Jahres im Amt ist, hat sich vorgenommen, vor allem die Strukturen am Arbeitsmarkt aufzubrechen. Dazu will er das Steuersystem umkrempeln und die überbordende Bürokratie abbauen. Er hat sich dafür eine Frist bis Mitte 2017 gesetzt.

Fondsmanager Führer sieht den Vorsitzenden der Demokratischen Partei (PD) auf einem guten Weg, mahnt aber an: "Natürlich darf das nur der Anfang sein." Auch Benjamin Melman von Edmond de Rothschild Asset Management konstatiert: Viele Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden und stärkten damit das Vertrauen in das Land - auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit sich bislang nicht so deutlich verbessert habe wie in Spanien.

Positiv wertet DWS-Experte Scherer vor allem, dass der italienische Arbeitsmarkt - unter anderem nach Änderungen im Kündigungsschutz - inzwischen deutlich flexibler sei. Positive Impulse verspricht sich der Fondsmanager auch von der Konsolidierung des stark fragmentierten Bankensektors. "Ein gut funktionierendes und gut kapitalisiertes Bankensystem ist die Grundvoraussetzung für eine gesunde Wirtschaftsentwicklung."

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REFORM DÜRFTE BANKENSEKTOR STÄRKEN



Beim jüngsten EZB-Stresstest hatte Italiens Bankensektor noch am schlechtesten abgeschnitten. Mit einer Reform der genossenschaftlichen Geldhäuser sollen nun Fusionen gefördert werden, um wettbewerbsfähigere Institute zu schaffen. Seit Jahresbeginn hat der italienische Bankenindex rund 36 Prozent gewonnen, im Jahr zuvor waren es gerade einmal 7,6 Prozent gewesen. Neben Banken seien aber auch Unternehmen, die vom einheimischen Konsum profitieren, einen Blick wert, sagt Lupus-Fondsmanager Führer. Dazu gehörten etwa der Vespa-Hersteller Piaggio oder De'Longhi, die für ihre Espresso-Maschinen bekannt sind.

Potenzial sieht DWS-Analyst Scherer zudem in Versorger-Aktien, weil sich auch diese Branche auf absehbare Zeit konsolidieren dürfte und einige Kommunalversorger wohl in größeren Unternehmen aufgehen werden. Bislang seien im Bereich der regionalen und kommunalen Versorger viele Betriebe noch in öffentlicher Hand. "Die Privatisierung kommunaler Betriebe ist ein langer Prozess, aber auch diesen geht Renzi an."

Reuters