Goldman Sachs zählt nach wie vor zu den führenden Investmentbanken weltweit. Folglich haben die Einschätzungen der Analysten des US-Unternehmens an der Börse Gewicht. Empfehlen die hauseigenen Experten Aktien zum Kauf oder zum Verkauf, dann hat das Relevanz für die betroffenen Titel.

Vor diesem Hintergrund finden natürlich auch die europäischen Favoriten von Goldman Sachs Beachtung. Diese sind in der so genannten European Conviction List zusammengefasst. Aktuell sind darin 48 Titel enthalten. Zuletzt hatten diese Werte auf KGV-Basis für 2018 einen Bewertungsabschlag gegenüber dem von Goldman Sachs beobachteten Anlageuniversum von acht Prozent aufzuweisen. Mit Blick auf die für 2019 erwarteten Gewinne würde dieser Abschlag sogar auf im Schnitt rund 15 Prozent steigen.

Die Zuversicht für die favorisierten Aktien kommt auch darin zum Ausdruck, dass man ihnen durchschnittlich für 2018 einen um fünf Prozent höheren Gewinn zutraut, als das der Analystenkonsens tut. Zudem rechnet man im Schnitt von 2016 bis 2020 mit einem Umsatzplus von 7,7 Prozent p.a.

Im Durchschnitt wiesen diese Werte in der Vorwoche gemessen an den Kurszielen ein Potenzial von 29 Prozent auf. Wir haben uns die Empfehlungsliste näher angesehen und sind dabei auf sieben Mitfavoriten auf Deutschland gestoßen. Jene fünf mit der größten Differenz zu den Kurszielen (15 Prozent bis 35 Prozent) stellen wir auf den nachfolgenden Seiten näher vor. Bei den anderen beiden deutschen Empfehlungen handelt es sich im Übrigen um SAP und Wirecard.

Auf Seite 2: Fresenius Medical Care





Fresenius Medical Care (WKN: 578580)



Einer der deutschen Mitfavoriten in der European Conviction List von Goldman Sachs heißt Fresenius Medical Care (FMC). Dem DAX-Mitglied traut die zuständige Analystin Veronika Dubajova einen Anstieg bis auf 97,00 Euro zu. Das verspricht somit theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 17,5 Prozent.

Der Dialysekonzern steigerte im dritten Quartal trotz der belastenden Einflüsse durch Naturkatastrophen auf das wichtige Nordamerika-Geschäft die Erlöse um drei Prozent auf 4,336 Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei acht Prozent. Das operative Ergebnis blieb mit 609 Millionen Euro stabil, unter dem Strich verdiente FMC mit 309 Millionen Euro zwei Prozent mehr als im Vorjahr. In Reaktion darauf ließ Dubajova wissen, das organische Umsatzwachstum habe der Konsensschätzung entsprochen und folglich sah sie auch keine Veranlassung, etwas an der Kaufempfehlung zu ändern.

Allgemein geht Dubajova davon aus, dass das Kerngeschäft der Dialyse von einer weiterhin soliden Volumenbasis profitiert. Goldman Sachs prognostiziert für den weltweiten Dialysemarkt ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent p.a. im Zeitraum 2015-2020, wobei die USA, Europa und Lateinamerika ein Wachstum von vier bis fünf Prozent und die APAC-Region ein Wachstum von acht Prozent aufweisen dürften.

Trotz der jüngsten Bedenken der Anleger erwartet man, dass sich das Geschäft in den USA ab 2019 wieder verbessern wird. Kommt es dazu, sollte das die Annahme eines geschätzten organischen Umsatzwachstums von durchschnittlich 6,6 Prozent p.a. bis 2021 (gegenüber 4,6 Prozent p.a. zwischen 2011 und 2015) untermauern.

Man sagt für den Umsatz und für den Gewinn vor Steuern und Zinsen von 2016 bis 2021 ein Plus von sieben Prozent p.a. voraus und beim Gewinn je Aktie sollen sogar durchschnittlich zehn Prozent p.a. herausspringen. Die aktuelle Bewertung mit dem rund Zehnfachen gemessen am Unternehmenswert zum EBITDA für 2018 bezeichnet Dubajova im Vergleich zu einer historischen Spanne von 9x-11x als anspruchslos. Insbesondere gelte diese Annahme im Hinblick auf die erwartete Beschleunigung beim organischen Umsatzwachstum.

Gemessen am genannten Kursziel hält sie für das kommende Jahr beim Unternehmenswert zum EBITDA einen Multiplikator von 11,5 für angemessen. Als zu beachtende Risiken für Kaufempfehlung und Preisziel führt sie unter anderem. Gegenwind bei der Kostenerstattung, eine mögliche Lohninflation, Probleme bei der Integration von Zukäufen und nachteilige Wechselkurseffekte an.

Charttechnik





Mit einem Anstieg von 6,87 Euro auf 88,90 Euro hat die Aktie von Fresenius Medical Care von September 2002 bis Juni 2017 eine tolle Performance hingelegt. Doch streng genommen kommt die Notiz seit März 2015 nicht mehr entscheidend voran. Das heißt, es hat sich ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht. Somit ergeben sich erst bei einem Ausbruch nach oben oder nach unten nachhaltig neue charttechnische Signale.

Profil



Fresenius Medical Care ist der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit chronischem Nierenversagen, von denen sich weltweit rund drei Millionen Patienten regelmäßig einer Dialysebehandlung unterziehen. Die Dialyse ist ein lebensnotwendiges Blutreinigungsverfahren, das die Funktion der Niere bei einem Nierenversagen ersatzweise übernimmt.

Fresenius Medical Care bietet Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Dialyse aus einer Hand an. In einem weltweiten Netz aus mehr als 3.700 Dialysekliniken betreuen die Bad Homburger mehr als 310.000 Patienten. Zugleich ist man mit 37 Produktionsstätten auf allen Kontinenten der weltweit führende Anbieter von Dialyseprodukten wie Dialysegeräten, Dialysatoren und damit verbundenem Einweg-Zubehör.

Auf Seite 3: Deutsche Post





Deutsche Post (WKN: 555200)



Ebenfalls in der European Conviction List von Goldman Sachs befindet sich die Deutsche Post. Diesem DAX-Vertreter traut die US-Investmentbank einen Anstieg bis auf 47,00 Euro zu. Gegenüber dem derzeitigen Niveau verspricht das einen Anstieg von rund 19 Prozent.

Im abgelaufenen dritten Quartal profitierte der Post- und Logistikkonzern operativ vom florierenden Welthandel, dem Online-Bestellbooms, aber auch von den Briefwahlen und einem Cyberangriff auf die Konkurrenz. Konkret stieg der Nettogewinn um 3,7 Prozent auf 641 Millionen Euro und der Umsatz erhöhte sich um 5,6 Prozent auf 14,64 Milliarden Euro. Die wichtigste Zielgröße, der operative Gewinn kletterte um 10,5 Prozent auf 834 Millionen Euro.

Zudem bestätigte der Vorstand das Jahresziel eines EBIT von 3,75 Milliarden Euro. Der bei Goldman Sachs zuständige Analyst Matija Gergolet war damit zufrieden, was kein Wunder ist, schließlich handelte es sich um ein Rekordquartal. Die Zahlen hätten erneut die starken Geschäftstrends im gesamten Konzern bewiesen und wegen der gesenkten Prognose für die Steuerquote könnten nun die Gewinnerwartungen je Aktie steigen, ließ er wissen.

Ganz allgemein ist es aus seiner Sicht dem Unternehmen gelungen, sich erfolgreich für strukturelles Wachstum im E-Commerce zu positionieren, nachdem man bis 1990 ein Staatsunternehmen gewesen sei. Der Beitrag der B2C (Business-to-Consumer)-Pakete sei jedenfalls von sieben Prozent gemessen am EBIT im Jahr 2010 auf voraussichtlich 20 Prozent im Jahr 2017 gestiegen. Und bis 2020 rechnet Gergolet mit einem weiter steigenden Anteils daraus am EBIT.

Darüber hinaus hält er weitere Margenverbesserungen beim globalen Speditionsgeschäft ebenso für möglich wie weitere Kapitalrückführungen an die Aktionäre. Zusammen mit einem von ihm als attraktiv bezeichneten KGV von 15,5 für 2018, was einen Abschlag gegenüber den Konkurrenten weltweit darstelle, mache dies den Wert zu einem interessanten Investment.

Das genannte Zwölfmonats-Kursziel basiert auf der Annahme, dass beim Unternehmenswert zum EBITA für 2019 ein Vielfaches von 9,1 angebracht ist. Eingerechnet ist dabei auch die potenziell erfolgreiche Verwendung der vorhandenen Barmittel.

Zu den Hauptrisiken für die Aktie zählt man einen schneller als erwarteten Rückgang des Versandvolumens bei Briefen, wobei sich im zweiten Quartal aber eine bessere Entwicklung als im ersten Quartal gezeigt habe. Hinzu komme ein möglicher Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums und des Welthandels, der sich dann auch auf das globale Speditions- und Expressgeschäft auswirken könnte.

Charttechnik





Wirklich beeindruckend hat sich in den vergangenen Jahren der Aktienkurs der Deutschen Post geschlagen. Bei einem von März 2009 bis heute verbuchten Kursanstieg von 6,59 Euro auf 40,22 Euro ist das sicherlich ein zulässiges Urteil. Das genannte Rekordhoch stammt dabei vom 03. November, ist somit noch relativ frisch und folglich ist der mehrjährige Aufwärtstrend uneingeschränkt intakt.

Profil



Die Deutsche Post DHL Group ist ein weltweit führendes Unternehmen für Logistik und Briefkommunikation. Die Gruppe konzentriert sich darauf, in den beackerten Kerngeschäftsfeldern weltweit die erste Wahl für Kunden, Arbeitnehmer und Investoren zu sein. Das Unternehmen vereint dabei zwei Marken unter einem Dach: Deutsche Post ist Europas führender Postdienstleister, während DHL in den weltweiten Wachstumsmärkten ein umfangreiches Serviceportfolio in den Bereichen internationaler Expressversand, Frachttransport, E-Commerce und Supply-Chain-Management repräsentiert. Deutsche Post DHL Group beschäftigt rund 510,000 Mitarbeiter in über 220 Ländern und Territorien weltweit.

Auf Seite 4: Aroundtown





Aroundtown (WKN: A2DW8Z)



Einen Platz in der European Conviction List von Goldman Sachs hat auch Aroundtown inne. Das Kursziel für den SDAX-Neuling, dem Indexexperten auch Chancen für einen Aufstieg in den MDAX zubilligen, hat der zuständige Analyst Julian Livingston-Booth auf 7,60 Euro festgezurrt. Eine Vorgabe, die sich um fast 25 Prozent über den derzeitigen Notierungen bewegt.

Das in Luxemburg firmierende, aber in Deutschland börsennotierte Gewerbeimmobilienunternehmen legte am Montag aktuelle Geschäftszahlen vor. Dabei ragte heraus, dass das operative Ergebnis, das in der für die Branche wichtigen Kenngröße Funds from Operations gemessen wird, in den ersten neun Monaten 2017 um 80 Prozent auf 204 Millionen Euro gestiegen ist. Auf das Zahlenwerk reagierte der Titel mit einem Tagesplus von 0,86 Prozent und auch andere Analysten sind zuversichtlich für den Wert. Unter den 13 Analysten, die den Titel abdecken, raten alle zum Kauf.

In der European Conviction List von Goldman Sachs ist Aroundtown seit September enthalten. Im Oktober erhöhte man das Kursziel von bisher 6,90 Euro. Damals hieß es, man trage mit dieser Anhebung den gestiegenen Erwartungen an die Übernahmetätigkeit des Konzerns Rechnung. Das Akquisitionsvolumen dürfte höher ausfallen als ursprünglich prognostiziert, wobei anzumerken ist, dass es sich bereits jetzt um den größten in Deutschland notierten Spezialisten für Gewerbeimmobilien handelt.

Zudem seien in die Kurszielberechnung auch die Verkaufserlöse einiger Immobilienobjekte eingeflossen. Diese Verkäufe spiegelten die zunehmende Reife der geschäftlichen Aktivitäten wider. Als möglicher Impulsgeber für die Aktie wurde außerdem die Dividendenpolitik genannt. Allgemein sei außerdem auch anzunehmen, dass Aroundtown von steigenden Mieten in deutschen Großstädten profitieren kann sowie von sinkenden Leerstandsraten. Wobei sich hier auch noch positive Impulse durch den Brexit ergeben könnten, weil einige in Großbritannien ansässige Unternehmen bereits ihren Umzug nach Deutschland planen würden.

Livingston-Booth sieht den Konzern als wesentlichen Nutznießer des von ihm auch weiterhin prognostizierten Marktmietenwachstums für Büros in führenden deutschen Städten. Trotz bereits robuster Preistrends deuteten die Entwicklungsdaten verschiedener Makler darauf hin, dass die Bautätigkeit mindestens noch einige Jahre lang niedrig bleiben wird. Mit einer Gewinnrendite von 7,7 Prozent für 2019 stuft er die Bewertung als attraktiv ein.

Charttechnik





Nach einer zunächst nur sehr verhaltenen Kursentwicklung nach dem Börsengang im Juni 2015 ging es mit dem Kurs von Aroundtown Properties von Februar bis Oktober 2017 deutlich nach oben. Ausgehend von einem da noch markierten Zwischentief von 3,87 Euro hat der Titel in der Spitze bis auf 6,48 Euro zugelegt. Zuletzt hat sich aber eine Konsolidierung breit gemacht und damit sich diese nicht zu einer Korrektur ausweitet, ist es wichtig, die Unterstützungszone im Bereich von sechs Euro nicht nachhaltig zu unterschreiten.

Profil



Bei Aroundtown Properties handelt es sich um ein Immobilienunternehmen, das mit dem Schwerpunkt auf wertsteigernde und ertragsgenerierende Immobilien vornehmlich in Deutschland und den Niederlanden aktiv ist. Die Gesellschaft investiert in Gewerbe- und Wohnimmobilien, die nach Einschätzung des Managements von starken Fundamentaldaten und Wachstumsaussichten profitieren. Regionale Schwerpunkte befinden sich in Berlin und in Nordrhein-Westfalen. 79 Prozent des Portolios bestehen aus Gewerbe- und 21 Prozent aus Wohn-Immobilien. Der Sitz der Firma befindet sich in Luxemburg, gelistet ist die Aktie aber in Deutschland.

Auf Seite 5: Volkswagen





Volkswagen (WKN: 766403)



Auch die Aktien von Volkswagen sind ein Mitglied in der European Conviction Buy List von Goldman Sachs. Das Kursziel für die im DAX enthaltenen Vorzugsaktien bewegt sich bei 195,00 Euro. Gemessen an der aktuellen Notiz lässt das gut 15 Prozent Luft nach oben.

Allerdings hatte der zuständige Analyst Stefan Burgstaller im Oktober die Kurszielvorgabe um fünf Euro von 200,00 Euro gesenkt. Zwar seien bei den Autobauern allgemein die Absatzprognosen für die Auto-Endmärkte in Europa, Russland und Brasilien leicht nach oben angepasst worden, doch wegen höherer Risikovorsorge mit Blick auf die Dieselaffäre habe es bei den Wolfsburgern Anpassungsbedarf nach unten gegeben, schrieb er zur Begründung. Mit Blick auf den europäischen Automobilsektor räumt man bei Goldman Sachs ein, dass sich dieser mit geringen Wachstumsaussichten konfrontiert sehe sowie mit zahlreichen strukturellen Herausforderungen und regulatorischen Risiken. Als Folge davon würden die Aktien der gesamten Branche mit einem hohen Abschlag auf den Gesamtmarkt gehandelt.

Doch in diesem Zusammenhang sehe man die besten Investitionsmöglichkeiten in Fällen mit der Chance zur Selbsthilfe wie bei Volkswagen. Denn hier gehe man davon aus, dass Kostenkontrolle und neue Produkte mittelfristig zu einer signifikanten Verbesserung der Profitabilität führen werden.

Konkret prognostiziert er von 2016 bis 2018 eine Verbesserung des EBITs vor Einmaleffekten von 30 Prozent. Volkswagen handele derzeit mit dem 5,5-fachen des für 2018 geschätzten KGVs. Der Branchendurchschnitt anderer vergleichbarer europäischer Anbieter bewege sich aber bei dem 6,5-fachen.

Zu den Risiken gehören laut Burgstaller eine schneller als erwartet sinkende Rentabilität in China, zusätzliche Kosten bei den ehrgeizigen Plänen zur Einführung von Elektroautos, höhere Kosten für Diesel-Emissionen (z.B. EU-Kompensation, Aktionärsklagen), eine potenzielle US-Grenzsteueranpassung, schwächere Mengen/Mix/Preisgestaltung, höhere Kosten, die zu einer geringeren Kapitalrendite führen.

Charttechnik





Die Aktie von Volkswagen war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal für herbe Ausreißer nach unten gut. Zuletzt war das 2015 rund um den Diesel-Abgasskandal der Fall. Von den damaligen Zwischentiefs hat sich der Kurs aber merklich abgesetzt. Frisch markierte Jahreshoch sorgen für eine kurz- bis mittelfristig als günstig einzustufende charttechnische Ausgangslage.

Profil



Zum Wolfsburger Volkswagen-Konzern gehören zwölf Marken aus sieben europäischen Ländern: Volkswagen Pkw, Audi, SEAT, ŠKODA, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Scania und MAN. Darüber hinaus bietet das Unternehmen ein breites Spektrum an Finanzdienstleistungen an. Dazu zählen die Händler- und Kundenfinanzierung, das Leasing, das Bank- und Versicherungsgeschäft sowie das Flottenmanagement.

Mit Hilfe des Zukunftsprogramm "TOGETHER - Strategie 2025" strebt man die Neuausrichtung von einem Automobilunternehmen zu einem der weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität an. Dazu will der Konzern sein automobiles Kerngeschäft transformieren, unter anderem mit mehr als 30 zusätzlichen vollelektrischen Modellen bis zum Jahr 2025, sowie dem Ausbau von Batterietechnologie und autonomem Fahren als neue Kernkompetenzen.

Auf Seite 6: RWE





RWE (WKN: 703712)



Überaus zuversichtlich ist Goldman Sachs mit Blick auf die Aussichten der Aktien von RWE gestimmt. Diesem Mitglied in der European Conviction List traut man als Kursziel 26,50 Euro zu. Damit die Rechnung aufgeht, müsste der DAX-Vertreter um 34,6 Prozent zulegen.

Der Energieversorger hat in den ersten neun Monaten den Gewinn deutlich gesteigert und auf dem Weg zu einem Milliardenüberschuss im Gesamtjahr. Das bereinigte Ergebnis kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 876 Millionen Euro von 227 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt 863 Millionen Euro erwartet.

Auch bedingt durch die Nachwehen des deutschen Atomausstiegs ist bei RWE seit einiger Zeit viel im Fluss. Goldman Sachs-Analyst Alberto Gandolfi sieht in dem umfassenden Portfolio-Umbaus aber Chancen. Es sei denkbar, dass der Versorger, schuldenfrei werde und sich einen bilanziellen Spielraum von mindestens elf Milliarden Euro verschafft. Auf Basis dieser Überlegungen erhöhte er erst kürzlich das Kursziel um 2,80 Euro von bisher 23,70 Euro.

Nach dem jüngsten Kursrückschlag bewege sich die Bewertung der RWE-Aktie selbst unter der Annahme eines Negativszenarios (Schließung aller Kohleaktivitäten) um rund 20 Prozent unter dem fairen Niveau. In einem Positivszenario, bei dem es zu einem Verkauf von Innogy kommt und man für die Schließung Braunkohlewerke kompensiert wird, könnte sich das Aufwärtspotenzial sogar auf 80 Prozent belaufen. Denn wenn die damit zufließenden Mittel dazu genützt würden, um die Bereiche Erneuerbare Energien und Gas auszubauen, dann könnte das EBITDA bis 2020 um rund 60 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro steigen.

Zu den Hauptrisiken bei einem Investment in RWE gehören: (1) Höhere Kosnten für Kohlenstoffemissionen , (2) niedrigere Kohlepreise, (3) geringerer Strombedarf/größerer Anteil erneuerbarer Energien, (4) negativer Ausgang der Verhandlung um Entschädigung für den Kernenergie-Ausstieg, (5) Kapitalertragsteuer auf den Verkauf der Innogy-Beteiligung.

Charttechnik





Die RWE-Aktie hat sich nach einer steilen Talfahrt von Januar 2008 bis September 2015 seitdem wieder befestigt. Speziell in diesem Jahr kann der Titel mit einem schönen Comeback glänzen. Zuletzt hat sich aber eine Korrekturbewegung breit gemacht. Noch kann der mittelfristige Aufwärtstrend auf dem aktuellen Niveau aber als intakt bezeichnet werden. Viel Luft nach unten hat die Notiz aber nicht mehr, um diese Einschätzung nicht zu gefährden.

Profil



Die RWE AG ist operativ in den beiden Geschäftsfeldern konventionelle Energieerzeugung und Energiehandelsgeschäft tätig. Das Selbstverständnis zieht man dabei aus der eigenen Einschätzung, unverzichtbar für das Funktionieren des gesamten Energiesystems und für die Versorgungssicherheit in Europa zu sein. Das dritte Standbein besteht in einer Mehrheitsbeteiligung an dem Energiekonzern Innogy SE.

RWE Generation verfügt derzeit eigenen Aussagen zufolge über einen der modernsten und effizientesten Kraftwerkparks in Europa - mit einer starken Verankerung in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Die Handelssparte RWE Supply & Trading ist ein führendes Energiehandelshaus in Europa und agiert auf den globalen Handelsmärkten für Energie und energienahe Rohstoffe.