Die britische Großbank Standard Chartered forciert unter ihrem neuen Chef den Sparkurs und streicht fast jeden sechsten Arbeitsplatz. Nach einem Abrutschen in die Verlustzone im dritten Quartal kündigte das Geldhaus am Dienstag an, bis 2018 rund 15.000 der zuletzt etwas mehr als 86.000 Stellen abzubauen. Ähnlich wie die Deutsche Bank will der neue Vorstandsvorsitzende Bill Winters das Institut mit einer radikalen Schrumpfkur wieder in die Spur bringen. Zudem will die Bank mit einer Kapitalerhöhung 5,1 Milliarden Dollar bei Anlegern einsammeln, um das Finanzpolster zu stärken.

Im abgelaufenen Quartal brockte dem stark auf Asien fokussierten Institut die Konjunkturabkühlung in Fernost einen operativen Verlust von 139 Millionen Dollar ein. Auch zunehmende Belastungen durch faule Kredite setzten der Bank in diesem Zusammenhang zu. Die Einnahmen fielen binnen Jahresfrist um 18 Prozent und damit das fünfte Quartal in Folge. Winters, der den Chefposten im Juni übernommen hatte, treibt deswegen den Sparkurs voran. Sein Vorgänger Peter Sands hatte bereits den Abbau von 4000 Stellen beschlossen.

Die Bank gab auch ein neues Sparziel für die nächsten drei Jahre aus. Bis 2018 sollen die Kosten um 2,9 Milliarden Dollar gesenkt werden. "Das sind aggressive und entschlossene Maßnahmen, um das Fundament der Bank grundlegend zu stärken", erklärte Winters.

Die Kapitalerhöhung ist die erste von Standard Chartered seit fünf Jahren. Zwar wurde damit gerechnet, doch kommt der Zeitpunkt für Branchenexperten überraschend. Sie hatten erwartet, dass Winters damit noch wartet, bis die britische Notenbank am 1. Dezember die Ergebnisse ihres Banken-Stresstests vorlegt. An der Börse kamen die Pläne für die Ausgabe neuer Aktien nicht gut an. Der Kurs gab um sechs Prozent nach. Anleger befürchten eine Verwässerung ihrer Anteile.

Standard Chartered ist eine von vier Großbanken in Europa, die wegen schwacher Renditen unter Druck ist und das Vertrauen der Anleger weitgehend verloren hat. Auch die Deutsche Bank, Credit Suisse und Barclays gehören dazu. Für die Schwäche sind nicht nur die anhaltend hohen Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten verantwortlich. Die Institute haben nach Ansicht von Kritikern auch viel zu spät damit begonnen, ihre kapitalintensiven Investmentbanking-Sparten zu verschlanken. Jetzt sollen es neue Chefs richten.

Bei der Deutschen Bank plant der neue Boss John Cryan den zweitgrößten Jobabbau der Firmengeschichte. Um gut ein Viertel wird die 103.000 Mitarbeiter zählende Belegschaft schrumpfen. Allein im Konzern fallen netto 9000 Stellen weg, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Die Bank will sich zudem von Beteiligungen mit 20.000 Mitarbeitern trennen. Dazu zählt vor allem die Postbank.

Reuters