Reiseland mit Traumständen - so kennt man Thailand. Aber das ist längst nicht alles. Die politische Lage hat sich nach dem Militärputsch von 2014 stabilisiert. Anfang 2019 könnte es endlich zu Parlamentswahlen kommen. Auch wirtschaftlich geht es aufwärts. Laut Weltbank ist das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent gewachsen, für 2018 sind 3,6 Prozent geplant.

Wichtige Impulse kamen zuletzt aus dem Export und dem Tourismus. Ein massives Infrastruktur-programm soll das Land nun ebenfalls voranbringen. Zudem wird in sogenannte Zukunftscluster investiert, also Standorte, die sich auf bestimmte Branchen spezialisieren. Dies könnte helfen, die Direktinvestitionen in Gang zu bringen. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Daimler ab 2019 Batterien für seine Elektro- und Hybridfahrzeuge auch in Thailand produzieren will. Nahe Bangkok wird ein neues Werk entstehen - 100  Millionen Euro werden investiert.

An der Börse ist die Aufbruchstimmung schon länger zu spüren: Thailand-Aktien zählen zu den besten in Asien (siehe Chart auf S.4). Bestes Beispiel: Der Öl- und Gaswert PTT hat sich seit unserem Kauftipp in Heft 19/2016 glatt verdoppelt. Und weil das Gewinnwachstum anhält, hat der Markt - und PTT - weiter Luft nach oben. Auch wichtig: Die Turbulenzen an den etablierten Aktienmärkten haben der Börse Bangkok kaum geschadet.

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Bessere Infrastruktur



Vor knapp vier Jahren musste man sich noch Sorgen machen. Da rissen Thailands Generäle die Macht an sich - mit dem Anspruch, das Königreich modernisieren zu wollen. Das hat etwas gedauert, aber nun gibt es konkrete Pläne. Vor allem der Großraum Bangkok soll profitieren. Dort schlägt traditionell das Herz der Wirtschaft. Etwa in der Küstenzone östlich der Hauptstadt, die geprägt ist von klassischen Industriezweigen wie der Autoindustrie, aber auch von einem Großteil der landesweit über 2300 Elektronikfirmen, die eine halbe Million Menschen beschäftigen. Durch Hafenanlagen etwa in Laem Chabang sowie die Großflughäfen Suvarnabhumi und Don Mueang ist die Region mit den Weltmärkten verbunden.

Airports of Thailand, dem Betreiber von 16 inländischen Flughäfen, werden die Pläne gefallen. In den kommenden 15 Jahren soll nämlich das Gros der dafür geplanten 60 Milliarden Dollar in Verkehrsprojekte gesteckt werden, die auch die Flughäfen besser einbinden. Fast zwei Drittel der Erneuerungsinvestitionen sind für Eisenbahnprojekte vorgesehen, etwa für eine Neubaustrecke, die den Flughafen U-Tapao die Küste entlang mit Pattaya und Bangkok verbinden soll. Die Aktie hat seit Empfehlung 76 Prozent gewonnen, ist inzwischen allerdings etwas teuer - daher Gewinne mitnehmen.

Siam Cement scheint ebenfalls aufgrund der Regierungspläne aussichtsreich. Der Baustoffproduzent hat an der Börse noch Nachholbedarf - seit dem Kauftipp 2016 ging es "nur" um acht Prozent nach oben. Dass sich die Regierung gerade auf diese Ecke Thailands konzentriert, liegt auch daran, dass dort mit der Flugzeugindustrie, der Biochemie, der Agro- und Nahrungsmitteltechnologie sowie Robotics neue Industriecluster entstehen. Dafür braucht es eine Top-Infrastruktur. Der Plan erinnert an die 80er-Jahre, als die Japaner in Thailand mit der Autoindustrie eine Art neues Ökosystem mit zahlreichen Zulieferern schufen.





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Futuristische Pläne



Doch die neuen Pläne reichen noch weiter: In den Provinzen östlich von Bangkok sollen drei bis vier Modellstädte mit je bis zu 300 000 Einwohnern entstehen. In New Pattaya City und New Rayong City könnten - so die futuristischen Pläne - unter anderem die Finanzindustrie, die Logistik- und die Tourismusbranche sowie gar die Regierungsverwaltung heimisch werden. Es geht also auch um eine Entflechtung, denn die von Umweltproblemen geplagte und verstopfte Metropole Bangkok stößt an Grenzen.

Auch von Thailand 4.0 ist immer mehr die Rede. Und davon, dass man die erste Digitalisierungswelle verpasst habe. Thailand hat zwar mit 45 Millionen Usern eine hohe Internetdichte. Aber an vielen Stellen hakt es: E-Commerce ist immer noch wenig verbreitet, 4G wurde spät eingeführt, die sozialen Netzwerke werden bis heute rigoros kontrolliert, das Ausbildungssystem ist innovationsfeindlich und im ganzen Land mangelt es an technisch versierten Fachleuten.

Damit das besser wird, müssen mehr ausländische Investitionen ins Land fließen; die entsprechenden Zahlen sind seit dem Putschjahr 2014, als umgerechnet 8,5 Milliarden Dollar verzeichnet wurden, rückläufig: Im vergangenen Jahr waren es nur noch 3,6 Milliarden. Aber man hat ja einen Plan in Bangkok.

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Auf einen Blick - Thailand