Die Einstufung für Thyssenkrupp beließ er auf "Buy" mit einem Kursziel von 30 Euro. Die Aufzugssparte der Essener könnte ein attraktives Übernahmeziel für Siemens sein, schätzt Mittermaier. Der Markt scheine sich bereits auf eine Marktkonsolidierung einzustellen. Thyssenkrupp könnte eine solche Lösung gefallen. Der Konzern war zuletzt unter Beschuss der Aktionäre geraten, die einen radikalen Konzernumbau fordern. Die Aktie von Siemens stuft die UBS derzeit bei einem Kursziel von 138 Euro ebenfalls mit "Buy" ein.

Im Blick hat der Analyst dabei vor allem die Zusammenlegung der Siemens-Gebäudetechnik mit dem Aufzugsgeschäft von Thyssenkrupp. Insbesondere das Sekundärgeschäft mit Aufzügen könnte dabei für Siemens interessant sein, schätzt er. Auch ein zusätzliches Gemeinschaftsunternehmen von Teilen der Sparte Prozessautomation und Antriebe mit dem Anlagenbaugeschäft von Thyssenkrupp hält er für eine mögliche Option.

Siemens hat in den vergangenen eineinhalb Jahren mit der Windenergie, der Medizintechnik sowie dem Bahngeschäft drei Bereiche ausgegliedert oder die Abspaltung auf den Weg gebracht. Nun werden nächste Schritte erwartet - Siemens-Chef Joe Kaeser will am 2. August mit den Zahlen zum dritten Quartal eine neue Strategie vorlegen.

Dabei dürfte es mehr um eine Weiterentwicklung als um etwas völlig Neues gehen, hatte der Manager bereits mehrfach angedeutet. Es wurde bereits spekuliert, dass Siemens seine Geschäfte neu bündeln und aus den noch fünf Sparten künftig drei machen will. So hatte das "Manager Magazin" Ende Juni geschrieben, der lukrative Bereich mit dem Digitalgeschäft könnte mit der Automatisierung von Prozessindustrien vereint werden. Die Sparte Energy Management solle zerschlagen werden, berichtete das Magazin weiter: Die Stromverteilnetze inklusive der hochprofitablen so genannten intelligenten Netze würden mit der Gebäudetechnik zusammengeführt. Die Hochspannungsnetze über Land würden voraussichtlich dem kriselnden fossilen Kraftwerksgeschäft zugeschlagen.

UBS-Analyst Mittermaier kann sich in diesem Zusammenhang mehrere Optionen vorstellen. Konzentriere sich Siemens auf diese drei Bereiche, müsste sich das Unternehmen von Teilen des Geschäfts mit der Prozessindustrie und Antrieben trennen. Zudem sieht er die Notwendigkeit, für die Gebäudetechnik eine neue Wachstumsstrategie vorzulegen. Bislang segelte das Geschäft eher im Schatten der anderen großen Sparten. Gleichzeitig suche Thyssenkrupp nach Lösungen, sein derzeit lahmendes Geschäft mit Anlagen wiederzubeleben.

Drei Möglichkeiten sieht Mittermaier: Einmal ein gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen zwischen der Siemens-Gebäudetechnik sowie dem Aufzugsgeschäft von Thyssenkrupp. In dem Fall betrachtet Mittermaier die Ertragsvorteile eher vorsichtig: So gebe es zwischen den Bereichen keine Überlappungen. Die Chancen dürften eher darin bestehen, künftig ein komplettes Paket für Gebäude inklusive Dienstleistungen anbieten zu können. Bei den Kosten sieht er etwas mehr Möglichkeiten, etwa bei den Zentralen und beim Personal.

Als Option Zwei sieht der UBS-Analyst ein zusätzliches gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen zwischen der Siemens-Sparte Prozessindustrie und Antriebe mit Ausnahme der Automation sowie dem Anlagengeschäft von Thyssenkrupp. Für Siemens könnte dieses Szenario eine gute Möglichkeit sein, aus dem Geschäft auszusteigen, etwa durch einen möglichen Börsengang. Hier gebe es mehr Überlappungen bei den Produkten, die Synergiemöglichkeiten schätzt Mittermaier ebenfalls als begrenzt ein.

Option drei sieht letztendlich eine Komplettübernahme von Thyssenkrupp durch Siemens mit Ausnahme des Stahl-Joint-Ventures und des Handelsgeschäfts vor. Lezteres Szenario, bei dem Siemens seine Gebäudetechnik mit dem Aufzugsgeschäft zusammenlegen und an die Börse bringen könnte, um den Kauf zu finanzieren, hält der Analyst jedoch für die am wenigsten wahrscheinliche Variante./nas/tos/fba