Die Ausstatter des Dolby Theatre in Los Angeles haben viel zu tun. Am 26. Februar steht dort die 89. Oscarnacht auf dem Programm. Allein der rote Teppich für diese Show der Superlative misst rund 275 Meter. 3300 Gäste vor Ort werden zusammen mit mehreren Hundert Millionen Fernsehzuschauern gespannt darauf warten, wer eine der insgesamt 24 Oscarstatuen mit nach Hause nehmen darf. Nicht nur die Filmschaffenden fiebern der Verleihung entgegen. Mehrere US-Medienkonzerne hoffen, dass die Strahlkraft des Oscars ihre Kasse kräftig klingeln lässt.

An der Börse glänzt der Sektor schon jetzt: In den vergangenen drei Monaten legte der Index Dow Jones US Media um mehr als ein Zehntel zu und setzte sich damit von der Wall Street ab. Pikant: Ausgerechnet der Wahlsieg des permanent auf die Medien eindreschenden Donald Trump verpasste der Branche einen kräftigen Schub.

Die davon ausgehende Energie reichte, um die Aktie von Lions Gate Entertainment aus einer Seitwärtsbewegung zu befreien. Zur Oscarnacht kommt der Konzern mit 26 Nominierungen. Davon entfallen allein 14 auf "La La Land". An den Kinokassen ist der Oscareffekt deutlich zu spüren.

Weltweit spielte das Musical bereits 340 Millionen US-Dollar und damit mehr als das Zehnfache der Produktionskosten ein. Da der Streifen erst seit Weihnachten zu sehen ist, wirkte sich der Erfolg noch nicht auf die jüngsten Zahlen von Lions Gate aus. Vielmehr drückten Kosten für die Übernahme des Pay-TV-Senders Starz den Konzern Ende 2016 in die Verlustzone.

Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass Lions Gate die am 31. März auslaufende Geschäftsperiode 2016/17 mit schwarzen Zahlen abschließt. Für die kommenden Jahre rechnen sie mit einem kräftigen Gewinnwachstum. JP-Morgan-Expertin Alexia Quadrani verweist auf die qualitativ hochwertigen Kino- und TV-Produktionen des Konzerns. Damit könne sich Lions Gate den weltweit steigenden Bedarf an Inhalten zunutze machen.

Mit dieser Einschätzung ist Quadrani nicht allein: Aktuell lautet der Konsens für den relativ kleinen US-Medienwert auf "Outperform". In Deutschland ist die Aktie an mehreren Regionalbörsen notiert.



Auf Seite 2: Time Warner und AT&T - Zweifel am Megadeal





Time Warner und AT&T - Zweifel am Megadeal



Dagegen steht Time Warner auch in Frankfurt auf dem Kurszettel. Wobei die Frage ist, wie lange der Medienriese noch an der Börse vertreten ist. Um die Abhängigkeit vom hart umkämpften Mobilfunkgeschäft zu reduzieren, legte der Telekomkonzern AT & T im vergangenen Herbst eine 80 Milliarden Euro schwere Offerte vor. Zwar hat sich Donald Trump im Wahlkampf gegen die Fusion ausgesprochen, als amtierender Präsident relativierte er diese Aussage jedoch. Time-Warner-Chef Jeff Bewkes ist zuversichtlich: "Wir bleiben auf Kurs mit dem Abschluss der Transaktion im Lauf des Jahres."

An der Wall Street bestehen Zweifel, der Large Cap notiert jedenfalls rund ein Zehntel unter dem Angebotspreis. Anleger, die der von BÖRSE ONLINE im Vorfeld der Oscarnacht 2016 ausgesprochenen Kaufempfehlung gefolgt sind, sollten ihre Gewinne mit einem Stoppkurs absichern.

Mehr Potenzial bietet 21st Century Fox. 2016 brummte im Konzern von Medienmogul Rupert Murdoch vor allem das Fernsehen. Neben dem US-Wahlkampf sorgten attraktive Sportübertragungen für sprudelnde Werbeeinnahmen. Die starke Konjunktur spricht dafür, dass sich daran im laufenden Jahr wenig ändert. Zumal Trump mit denkwürdigen Auftritten weiterhin für hohe Einschaltquoten beim TV-Sender Fox News sorgen dürfte.

Derweil läuft das Filmgeschäft relativ stabil. Bei den Oscars ruhen die Hoffnungen auf "Hidden Figures". Das Historien-drama ist unter anderem für die Auszeichnung als bester Film nominiert. Mit einem Einspielergebnis von 163 Millionen Dollar sorgt die Produktion dafür, dass die Fox-Studios in den ersten sechs Wochen des Jahres im Ranking des US-Kinomarkts auf dem zweiten Platz stehen.

Zwei Positionen dahinter folgt Walt Disney. Die Filmsparte des Traditionsunternehmens räumt mit "Rogue One: A Star Wars Story" ab. In weniger als zwei Monaten durchbrach das Spin-off der "Star Wars"-Reihe die Schallmauer von einer Milliarde Dollar. Gleichwohl schrumpfte der Umsatz des Disney-Konzerns im ersten Quartal der Geschäftsperiode 2016/17. Zum einen reichte der Erfolg des Ablegers nicht an die Erlöse des im Vorjahr laufenden "Star Wars"-Hits "Das Erwachen der Macht" heran. Zum anderen nahmen die Werbeumsätze des Sportsenders ESPN ab.

Allein die aktuelle Filmpalette spricht dafür, dass der Unterhaltungsriese in die Wachstumsspur zurückkehrt. Neben dem opulenten Märchen "Die Schöne und das Biest" steht eine "Fluch der Karibik"-Fortsetzung an. Im September und damit dreieinhalb Monate vor dem Kinostart kommt das Spielzeug zur achten "Star Wars"-Episode in die Läden. Am Blockbuster-Status des Sternenkriegerabenteuers "Der letzte Jedi" zweifelt in Hollywood ohnehin niemand - ganz zu schweigen von den Chancen, 2018 beim Rennen um die Oscars dabei zu sein.



Auf Seite 3: US-Medienindustrie auf einen Blick