Der von dem aktivistischen Investor Elliott kontrollierte Luxemburger Fonds Cornwall hatte gefordert, die Abwehrmaßnahmen des Uniper-Managements gegen einen Einstieg der finnischen Fortum unter die Lupe zu nehmen. Der Sonderprüfer soll demnach etwaige Pflichtwidrigkeiten und Gesetzesverstöße des Vorstands aufdecken. Er soll zudem prüfen, ob Schadenersatzforderungen gegen den Uniper-Vorstand geltend gemacht werden können.

Branchenexperten gehen davon aus, dass Elliott und der ebenfalls bei Uniper eingestiegene Investor Knight Vinke darauf setzen, dass Fortum später eine höhere Offerte für Uniper vorlegt, um die Mehrheit an dem Versorger zu übernehmen. Dieser Weg ist verbaut, seitdem kürzlich die Behörden in Russland Fortum untersagt haben, mehr als 50 Prozent der Anteile zu erwerben. Uniper betreibt mehrere Kraftwerke in Russland, wozu auch eine als strategisch wichtige Anlage zur Trinkwasseraufbereitung gehört.

"Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, den Antrag auf Sonderprüfung zu unterstützen", sagte Uniper-Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg. "Ich bin mit der Arbeit des Vorstands sehr zufrieden und habe keinerlei Anlass, an der Rechtschaffenheit seines Handelns zu zweifeln. Der Vorstand hat in den letzten Jahren Uniper sehr erfolgreich weiterentwickelt."

Die beiden weltgrößten Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis hatten bereits Mitte Mai den Uniper-Aktionären empfohlen, eine Sonderprüfung abzulehnen. Der Aktionärsvertreter ISS erklärte, er sehe keine Notwendigkeit für eine Untersuchung, ob das Verhalten des Uniper-Managements beim Vorstoß des Rivalen Fortum korrekt gewesen sei. Dies verursache nur weitere Kosten. Ähnlich äußerte sich die Beratungsfirma Glass Lewis. Uniper-Chef Klaus Schäfer stemmt sich seit dem vergangenen Jahr gegen eine Übernahme durch Fortum. E.ON hat Fortum sein Uniper-Restpaket von 47 Prozent für 3,8 Milliarden Euro verkauft.

Da noch nicht alle Genehmigungen für die Transaktion vorliegen, dürfte E.ON bei der Hauptversammlung am 6. Juni eine entscheidende Rolle zukommen. Sollte E.ON für die Einsetzung eines Sonderprüfers stimmen oder sich der Stimme enthalten, könnte Elliott mit seinen Stimmrechten großen Druck aufbauen. Ein E.ON-Sprecher wollte die Entscheidung des Uniper-Aufsichtsrats, in dem auch E.ON-Finanzchef Marc Spieker sitzt, nicht kommentieren.