Den Begriff Veraison kennen eigentlich nur Weinkenner. Er bezeichnet den Übergang der Trauben von der Wachstums- in die Reifephase. So gesehen ist Veraison ein ungewöhnlicher, aber treffender Name für die Investmentgesellschaft von Gregor Greber und Valentin Chapero. Greber war Mitbegründer des Vermögensverwalters zCapital, der auch als Aktivist auftrat. Chapero leitete über viele Jahre den Hörgerätespezialisten Sonovo. Das ungewöhnliche Doppel ist vor einem Jahr angetreten, im Schweizer Aktienmarkt Reben zu finden und deren Reifeprozess zu beschleunigen.

Der Veraison Fund verwaltet heute rund 210 Millionen Franken. Vor allem bei kleineren Firmen sehen die beiden Investoren Potenzial. "Wir haben 70 Unternehmen in der Schweiz identifiziert, die über die vergangenen fünf Jahre ihren Anteilseignern Verluste brachten", sagte Chapero. Natürlich sind darunter auch Firmen, die existenzielle Probleme haben. Die interessieren Veraison nicht. Investiert wird bei Unternehmen, die etwa in einzelnen Bereichen gut positioniert sind, in anderen Geschäftsfeldern die Gewinne aber wieder verspielen. Hier kann Veraison bis zu 20 Prozent der Aktien kaufen und aktiv auf Veränderungen hinwirken.

Neuzugang Ascom



Bisher ist die Rechnung aufgegangen. Veraison hat sich an sieben Firmen beteiligt. Seit Gründung beträgt der Wertzuwachs 18 Prozent. Vier Unternehmen brachten Kursgewinne, das Investment beim Reisedienstleister Kuoni hat sich sogar verdoppelt. Beim Banknotendrucker Orell Füssli und beim Maschinenbauer Mikron Holding stehen noch kleine Verluste zu Buche.

Jüngstes Engagement ist Ascom. Schwerpunkt der Telekommunikationsfirma sind kabellose Lösungen, etwa für Sprach- und Datenübermittlung. Die Kunden stammen aus Industrie, Handel und vor allem dem Gesundheitsbereich. So lässt bei Kliniken in vielen Fällen die technische Ausstattung zu wünschen übrig. Der Bereich Wireless Solutions - wie es in der Ascom-Terminologie heißt - macht fast drei Viertel des Geschäfts aus und bringt schöne Margen.

Der Sektor Network Testing belastet indes den Konzern. Im Geschäft mit Mobilfunkkonzernen und Service-Providern sind die Margen dünn und die Auftragsvergabe ist zyklisch. Ascom, obwohl marktführend, musste hier 2015 zum wiederholten Mal Federn lassen. Nun wurden Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, ein kleiner Bereich wurde verkauft. Am Ende kann die komplette Trennung von der Sparte stehen. Weil die Bilanz sehr solide ist, kann Ascom die Verkaufserlöse dann für die Wachstumsfinanzierung, aber auch für höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe einsetzen. Dass Chapero ab April in den Verwaltungsrat einziehen wird, kann den Reifeprozess nur beschleunigen.