Nach dem Abgasskandal hat das Kraftfahrtbundesamt dem Autohersteller Volkswagen am Mittwoch die Freigabe zur Rückrufaktion für rund 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge in Deutschland erteilt. Wegen manipulierter Motorensoftware müssen die Fahrzeuge in den kommenden Monaten bei über 2000 VW-Service- und Vertriebspartnern umgerüstet werden.

Das reine Softwareupdate dauert pro Fahrzeug etwa 30 Minuten, einschließlich Zusatzarbeiten werden bis zu 90 Minuten benötigt. Während man bei VW davon ausgeht, dass sich die Aktion über das ganze Jahr hinziehen wird, rechnet Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer mit einer Dauer von "sechs bis neun Monaten". "Das große Chaos wird hier nicht ausbrechen. Das ist machbar in vernünftiger Zeit", sagte der Chef des CAR-Center Automotive Research der Uni Duisburg.

Streit um Entschädigungen



In der vergangenen Woche hatte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) den Druck auf den Wolfsburger Konzern erhöht und insbesondere eine Stärkung der Verbraucherrechte verlangt. So hat VW seinen US-Kunden eine Entschädigung von umgerechnet 900 Euro zugesprochen, während es eine solche Zahlung für europäische Kunden nicht geben soll. Begründung von VW: Die technische Umrüstung laufe in Europa deutlich schneller als in den USA.

Während Maas Gleichbehandlung der europäischen Kunden fordert, sieht CAR-Direktor Dudenhöffer in der US-Zahlung eine "freiwillige Wiedergutmachungsleistung" von VW, die man hierzulande nicht gesetzlich einfordern könne. "Es spricht einiges dafür, dass Volkswagen nicht überall gleiche, freiwillige Gutscheine an Kunden geben muss."

Allerdings kritisierte der Experte die Zahlung grundsätzlich als "Schnapsidee". VW habe in den USA damit "ein paar Tage nach den Vorfällen" den Eindruck erweckt, sich freikaufen und die Öffentlichkeit "verschaukeln" zu wollen, und damit die Krise noch verschärft.

Ins Zentrum der Kritik ist unterdessen auch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) gerückt, das nach Meinung von Justizminister Maas keinen guten Job in der Affäre gemacht hat.

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Massive Kritik am KBA



Dudenhöffer geht in diesem Punkt noch weiter: "Das KBA ist eine Behörde, die so nicht weiterexistieren sollte. Alles was mit Abgas- und Umweltprüfungen zu tun hat, sollte ins Umweltbundesamt, und alles was mit Verbraucherschutz zu tun hat, ins Verbraucherschutzministerium." Die "Dieselgate"-Affäre habe "die mangelhafte Organisation und Fachkenntnis des Kraftfahrtbundesamts deutlich gemacht - keine Kompetenz, kein öffentliches Auftreten, keine Strategie".

Volkswagen selbst will detaillierte Angaben über die Verantwortlichen für die Manipulation im eigenen Haus erst zur Hauptversammlung im April machen. Trotz des wachsenden öffentlichen Drucks könne VW nach den Worten von Vorstandschef Matthias Müller nicht früher als angekündigt dazu Stellung nehmen. "Ist es denn so schwer zu akzeptieren, dass wir nach Aktienrecht verpflichtet sind, zur Hauptversammlung am 21. April einen Bericht abzugeben, und dass es uns gar nicht möglich ist, vorher etwas zu sagen", sagte Müller.

Medienberichten zufolge, wonach ein größerer Kreis von Ingenieuren als bisher vermutet an der Manipulation der Motorensoftware beteiligt war, tritt Müller entgegen. Besonders in den USA war das DAX-Unternehmen dafür kritisiert worden, dass es die Aufklärung des Skandals nicht schnell genug vorantreibe.