LAGE DES UNTERNEHMENS

Die Volkswagen-Aufseher haben zweieinhalb Jahre nach Ausbruch der Diesel-Affäre Diess die Zügel in die Hand gegeben. Er will nicht nur stärker ins operative Geschäft eingreifen als Vorgänger Matthias Müller, sondern auch die Zukunftsthemen im Konzern in die eigene Hand nehmen. Fahrzeug-IT sowie Forschung und Entwicklung unterstehen künftig dem Vorstandschef.

Gleichzeitig will Diess die vielen Fahrzeugmarken je nach Ertragsstärke bündeln und dadurch Synergien heben. So sollen die Massenmarken VW (Volkswagen (VW) vz), Seat, Skoda und die kleinen Nutzfahrzeuge künftig unter seiner Regie zusammen gemanagt werden. Audi soll nach dem Willen des Österreichers den Rückstand auf die Daimler-Marke (Daimler) Mercedes-Benz und BMW aufholen, Porsche zusammen mit anderen Luxusmarken wie Bentley, Bugatti und Lamborghini satte Gewinne einfahren.

Bei all dem ist VW im Kerngeschäft trotz des Dieselstigmas weltweit gut unterwegs. In den USA läuft der Absatz bei der Marke VW und auch bei der Premiumtochter Audi rund. Im größten Einzelmarkt China brummen die Geschäfte ebenso. Thema an der Börse ist, ob und wann die Sparte mit schweren Nutzfahrzeugen, VW Truck & Bus, an die Börse geht und ob das Unternehmen nicht doch Randbereiche verkauft.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN

Analysten erwarten, dass VW trotz der Unsicherheit um die Diesel-Zukunft und drohende Fahrverbote im ersten Quartal weiter zugelegt hat. Im Schnitt erwarten Experten einen Umsatz von 58,2 Milliarden Euro, rund 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn (Ebit) dürfte ohne Sondereffekte nur um ein Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen sein. Dies entspräche aber immer noch einer Marge von mehr als 7,5 Prozent - dem vom Vorstand für 2018 als Maximum ausgegebenen Ziel. Analyst Stefan Burgstaller von Goldman Sachs geht davon aus, dass der Quartalsgewinn je Aktie von 6,67 auf 6,81 Euro gestiegen ist.

Analyst Tim Rokossa von der Deutschen Bank rechnet für die ersten drei Monate 2018 mit einem starken Quartal. Allerdings dürften Währungseffekte am Umsatz gezehrt haben. Zwar sollte der Trend zu mehr Stadtgeländewagen (SUV) den Umsatz je verkauftem Fahrzeug nach oben getrieben haben. Dennoch dürften die Erlöse nicht so stark gestiegen sein wie die Zahl der ausgelieferten Autos. Die Marge dürfte nach seiner Ansicht indes am oberen Ende der Prognose des Vorstands liegen - oder sogar etwas darüber. Dennoch erwartet er nicht, dass das Management seine Jahresprognose vor den Halbjahreszahlen im Sommer anhebt.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN

Die VW-Führung erwartet bislang, dass die Nachfrage nach Pkw-Neufahrzeugen 2018 langsamer steigt als im Vorjahr. Die Auslieferungen sollen moderat wachsen. Beim Umsatz geht der Vorstand von einer Steigerung um 5 Prozent aus, auf Basis des Konzern-Ebit peilt er eine Rendite zwischen 6,5 und 7,5 Prozent an. Dabei soll die Marke VW eine Rendite von 4 bis 5 Prozent erreichen - das gilt auch für die Zeit bis 2020. Im Jahr 2025 soll die Rendite der Marke mindestens bei 6 Prozent liegen, ein Wert, den andere Massenhersteller wie die französische Opel-Mutter PSA (Peugeot) Group im Autobau bereits jetzt erreichen oder übertreffen.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT

Nach dem Kurseinbruch infolge der Dieselskandals haben sich die VW-Papiere wieder erholt. Von ihrem Rekordhoch von 262,45 Euro vor drei Jahren sind sie aber noch weit entfernt. Zuletzt lag der Kurs der VW-Vorzugsaktien bei rund 170 Euro. Vor dem Bekanntwerden des Skandals im September 2015 hatten sie 162,40 Euro gekostet, dann aber stark an Wert verloren. In den vergangenen zwölf Monaten legten sie um mehr als ein Fünftel zu. Seit Anfang 2018 liegen sie bisher ebenfalls im Plus, während der Dax noch immer im Minus verharrt./stw/men/fba