Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 05.10.2017 in Heftausgabe 40/2017

Wer einen Diesel fährt, hat momentan wenig Grund zur Freude. Mögliche Fahrverbote, Interventionen aus Brüssel - unbeschwerter Fahrspaß sieht anders aus. Die konventionellen Verbrennungsmotoren sind angezählt. Frankreich und Großbritannien verbieten sie ab 2040. In den Niederlanden und Norwegen droht ihnen bereits 2025 das Aus. Alternativen stehen bereit.

Neben dem Elektroantrieb ist das Wasserstoff. Der kann in Brennstoffzellen zusammen mit Sauerstoff zu Wasser verbrannt werden und dabei Strom für einen Elektromotor erzeugen. Die Technologie ist nicht neu, mittlerweile aber so ausgereift, dass sie ihre Vorteile gegenüber reinem Elektroantrieb ausspielen kann. Weil die Brennstoffzellenautos den Kraftstoff mit an Bord haben, fallen die Batterien deutlich kleiner aus, die Reichweite ist umso höher. So kommt der ix35 Fuel Cell von Hyundai laut Hersteller mit einer Tankfüllung bis zu 590 Kilometer weit. Der Tankvorgang selbst ist anders als bei E-Mobilen in wenigen Minuten abgeschlossen. Die Koreaner sind in Deutschland neben Toyota bisher die Einzigen, die Wasserstoffautos in Serie anbieten. Außerdem hat Daimler auf der IAA ein erstes Serienmodell vorgestellt.

Daneben kümmert sich ein Konsortium unter der Leitung von BMW im Projekt "Autostack-Industrie" um die Entwicklung industriell gefertigter Brennstoffstapel bis 2020. Bisher werden mehrere Hundert Brennstoffzellen pro Fahrzeug noch in Handarbeit miteinander verschaltet. Das ist teuer und für die Massenproduktion ungeeignet. VW, Daimler und Ford sind mit von der Partie. Gerade Hyundai aber könnte als Pionier zu den ersten Profiteuren einer neuen Wasserstoffwelt zählen. Denn in der asiatischen Heimat soll die Präsenz der emissionsfreien Technologie massiv ausgebaut werden. Südkorea plant bis 2020 rund 10 000 Fahrzeuge, China 50 000 bis 2025. Japans ambitioniertes Ziel liegt bei 40 000 Autos bis 2020. Auch die USA schalten in den nächsten Gang. Allein in Kalifornien erwarten die Behörden bis 2025 einen Anstieg von zuletzt 300 auf 43 600 Fahrzeuge.

Auf Seite 2: Sechs saubere Werte fürs Depot



Sechs saubere Werte fürs Depot



So lange wird Amazon nicht warten. Der Versandhändler rüstet aktuell elf Logistikzentren mit Brennstoffzellen-Gabelstaplern aus. Profiteur ist Anbieter Plug Power. Die Verluste der im Bundesstaat New York ansässigen Firma haben sich trotz steigender Umsätze zuletzt wieder erhöht. An der Gewinnschwelle bewegt sich dagegen Weltmarktführer Ballard Power, der Brennstoffzellen vor allem für Schwertransporter, Züge und Schiffe produziert.

Ein wichtiger Grund, warum Brennstoffzellen ein Klimafaktor im Verkehr werden: Die Erzeugung des Wasserstoffs aus regenerativen Energien ist deutlich günstiger geworden. Nur ein solch "grüner" Wasserstoff stellt dauerhaft eine saubere Alternative zu Benzin und Diesel dar. Das interessiert auch die Ölindustrie.

So baut Shell in seiner Raffinerie in Köln den deutschlandweit größten Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff mit Strom. Techniklieferant ist die britische ITM Power, zu deren Kunden außerdem Energieversorger und Tankstellen zählen. Der Umsatz wächst kontinuierlich, liegt aber noch im einstelligen Millionenbereich. 2017 dürfte zum besten Jahr der Firma werden, die mittelfristig auch als Übernahmeziel interessant ist. Ähnlich aufgestellt ist der kanadische Wettbewerber Hydrogenics, der zum Halbjahr zwar höhere Umsätze, allerdings auch Verluste auswies.

Auch Skandinavien lohnt einen Blick. Beispielsweise Norwegen, wo Wasserstoff als Antrieb in der Schiffsindustrie eine wachsende Rolle spielt. Größter Akteur ist der Elektrolysespezialist Nel, der Tankstellenbetreiber, Transportunternehmen und Ölkonzerne zu seinen Kunden zählt. Nach einer Kapitalerhöhung im Frühjahr ist die Firma, die wie die meisten Branchenspezialwerte noch rote Zahlen schreibt, nahezu schuldenfrei.

Das gilt nach einer Kapitalspritze im Sommer auch für die schwedische Powercell, Brennstoffzellenpartner im deutschen Projekt "Autostack". Die Aussichten für den Nebenwert sind gut: Sollten die deutschen Autobauer hier durchstarten, könnten die Schweden zum Toplieferanten aufsteigen.



Auf Seite 3: Wasserstoffantrieb auf einen Blick



Auf einen Blick: Wasserstoffantrieb



Konventionelle Verbrennungsmotoren sind angezählt, saubere Fahrzeuge immer mehr im Kommen. Die mittlerweile ausgereifte Technik der Brennstoffzellen kann ihre Vorteile gegenüber einem reinen Elektroantrieb voll ausspielen. Ein riesiger Zukunftsmarkt. Investments in die Branche allerdings sind hochspekulativ, da kein einziges der in der Tabelle vorgestellten Unternehmen voraussichtlich in diesem oder im nächsten Jahr Gewinne schreibt. Am dichtesten dran an der Gewinnzone sind Ballard Power und Powercell. Mangels valider Analystenschätzungen und der Frage, ob der Break-even nicht möglicherweise zugunsten des Wachstums hintangestellt wird, kann hier auch kein KGV angegeben werden. Da die Titel zudem extrem markteng sind, nur mit Limit ordern!