Zum Jahresende gibt es bei Wirecard erneut Nachrichten. Das im TecDax notierte Unternehmen erwartet für 2018 einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 510 Millionen und 535 Millionen Euro, teilte Wirecard am Mittwoch mit. Gegenüber dem laufenden Jahr wäre das ein Anstieg von mindestens knapp 23 Prozent.

Analysten hatten 524 Millionen Euro prognostiziert. Der Ausblick sei "solide, aber konservativ", schrieben die Experten der Baader-Bank in einer ersten Einschätzung. Für die Investmentbank Natixis liegt der Ausblick "leicht unter" den Markterwartungen. Das Unternehmen beginne aber immer auf niedrigem Niveau und passe seine Prognosen im Laufe des Jahres an. Die Experten seien zuversichtlich, dass dies auch in diesem Jahr der Fall sein werde.

Dazu zog Wirecard kurz vor Weihnachten mit dem afrikanischen Reisebuchungsportal Travelstart einen neuen Kunden an Land. Zudem gebe es Verhandlungen mit Crédit Agricole Payment Services über eine mögliche strategische Partnerschaft, hieß es.

Die Experten für elektronisches Bezahlen profitieren besonders vom digitalen Wandel. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Der Kurs des Anteilsscheins schwang sich dieses Jahr von einem Rekordhoch zum nächsten, das Unternehmen überzeugte mit starkem Wachstum. Der Umsatz legte dabei von Januar bis September um 42 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis nach Steuern gab hingegen um gut 22 Prozent nach und ging auf 168,5 Millionen Euro zurück. Das lag allerdings am Verkauf von Europe-Visa-Anteilen im Wert von 91,6 Millionen Euro im gleichen Zeitraum 2016. Um diesen Effekt bereinigt verdiente Wirecard 33,4 Prozent mehr als von Januar bis September 2016.

Im dritten Quartal hatte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund die Hälfte auf 406 Millionen Euro zugelegt. Nach Steuern stand ein Plus von rund 30 Prozent auf 64 Millionen.

Erst im Oktober hatte Wirecard die Jahresprognose fürs operative Ergebnis (Ebitda) von 392 Millionen bis 406 Millionen Euro auf die Spanne von 398 Millionen bis 415 Millionen Euro angehoben.

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Einschätzung der Redaktion



Die Shortseller-Attacke des Hedgefonds Zatarra Anfang 2016 hat die Wirecard-Aktie längst verkraftet. Übernahmefantasien haben dem Papier dieses Jahr zusätzlichen Schwung verliehen. Ein Risiko, das die Analysten der DZ Bank sehen sei, dass dem Konzern immer wieder vorgeworfen wird, illegale Zahlungstransaktionen im Konzern abzuwickeln. "Bisher konnten die Vorwürfe unseres Wissens allerdings nicht durch entsprechendes, öffentlich zugängliches Beweismaterial erhärtet werden. Sollten die in der Presse erhobenen Anschuldigungen zutreffen, hätte das wohl erheblich negative Auswirkungen auf die Kursentwicklung", schreibt Analyst Harald Heider in einer Studie vom 21. November.

Doch die Wachstumsaussichten bei Wirecard sind gut, das Unternehmen ist global aufgestellt und mit seinen Produkten bei den Trends bargeldloses und mobiles Bezahlen dabei. Die Aschheimer profitieren auch vom immer wichtiger werdenden Online-Handel und verstärken sich immer wieder durch Zukäufe.

Auch charttechnisch sieht es gut aus. Die Aktie ist nicht zu bremsen: Seit Jahresbeginn legte sie bisher rund 118 Prozent zu und ist damit der drittstärkste Wert im TecDAX. Nach der jüngsten Konsolidierung steigt der Kurs heute bereits wieder in Richtung seines Allzeithochs, das er am 29. November bei 91,97 Euro markierte. Ein Überwinden dieses Kurslevels sollte tendenziell kein ernsthaftes Hindernis darstellen, denn die Aufwärtstrends zeigen sich auf allen Zeitebenen intakt. Das mittelfristige Kursziel läge danach bei 100 Euro. Kommt es allerdings zu einer derzeit nicht zu antizipierenden Schwäche mit einem Abfall unter 85 Euro, so wären weitere Abgaben in Richtung 78/77 Euro vorprogrammiert. Das bullishe Bild würde allerdings erst in Gefahr geraten, sofern die 200-Tage-Linie bei aktuell 66,28 Euro nach unten gerochen würde.

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Zielkurs: 100 Euro

Stoppkurs: 76,50 Euro