Vor einigen Jahren klang das Wort Xing für deutsche Ohren noch irgendwie chinesisch - oder wie eine Mischung aus Niesen und Schniefen. Heute ist das soziale Netzwerk mit über zwölf Millionen Mitgliedern weit über die Technologiebranche hinaus bekannt. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg wurde 2003 gegründet und beschäftigt heute fast 1000 Mitarbeiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Xing bei 149 Millionen Euro Umsatz einen Nettogewinn von 23,6 Millionen Euro. Tendenz steigend.

Sein Geld verdient der Technologiekonzern über das gleichnamige soziale Netzwerk. Im Gegensatz zu Facebook fokussiert Xing jedoch nicht das Privatleben der Mitglieder, sondern versteht sich als Karrierenetzwerk. Auf der Plattform kann man mit Kollegen, potenziellen Geschäftspartnern oder Arbeitgebern in Kontakt treten und sich über Geschehnisse rund um Berufsleben austauschen. Ähnlich wie Facebook setzt Xing dabei auf Daten, die die Mitglieder kostenlos zur Verfügung stellen. Dies erlaubt das gezielte Anbieten von Events oder Werbung. Wer als "Premium-Mitglied" alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte, wird zusätzlich zur Kasse gebeten.

Mit einem KGV von etwa 33 erscheint Xing auf den ersten Blick zweifelsohne sportlich bewertet. Angesichts des strammen Wachstums und der ebenfalls hohen Bewertung von Netzwerken wie Facebook oder LinkedIn (gehört inzwischen zu Microsoft) relativiert sich das jedoch. In den vergangenen drei Jahren steigerten die Hanseaten den Umsatz auf profitabler Basis um durchschnittlich 21 Prozent.

Im ersten Quartal 2017 legte der Umsatz um weitere 23 Prozent zu, der Gewinn hingegen stagnierte auf Vorjahresniveau. Das TecDAX-Unternehmen begründete dies mit planmäßigen Ausgaben für die neue US-Präsenz. Zudem explodierten die Reisekosten in den ersten drei Monaten von 460 000 Euro auf über 1,6 Millionen Euro. Grund dafür war ein Firmenevent auf der Urlaubsinsel Mallorca, das auf ein gegebenes Versprechen zurückzuführen ist. Eine solche Reise für die gesamte Belegschaft wird wohl ein einmaliges Ereignis bleiben. Derartige Kosten dürften im zweiten Quartal nicht mehr auftreten,was für einen Gewinnsprung sorgen könnte.

Mit der Münchner Burda-Gruppe hat Xing einen starken Mehrheitsaktionär im Rücken. Dass die langfristige Verschuldung nahe null liegt, ist eine gesunde Voraussetzung für kleinere Zukäufe. Im deutschsprachigen Raum hat Xing gegenüber dem ungleich größeren US-Konkurrenten LinkedIn (470 Millionen Mitglieder) die Nase vorn. Die US-Expansion allerdings muss intelligent angegangen werden, der direkte Konflikt David gegen Goliath wäre fatal. Wenn es aber gelingt, bestimmte Nischen zu besetzen oder ganz neue Bereiche zu gewinnen, sind die Weichen für weiteres Wachstum und weiter steigende Kurse gestellt.