Meine persönliche Stylistin heißt Eva. Sie wählt Schuhe, Hose, Jacke und eine farblich abgestimmte Bluse aus und schickt mir ein Paket mit dem kompletten Outfit nach Hause. Was gefällt, behalte und bezahle ich, der Rest geht zurück. Eva arbeitet bei Zalon, der kostenlosen Stilberatung des Berliner Onlinehändlers Zalando. "Curated Shopping" nennt sich der Trend aus den USA, mit dem der perfekte, vom Experten vorgeschlagene Look für den Kunden am Computer nur einen Klick entfernt ist. Die Stilberater setzen bei der Auswahl der Kleidung auf die Hilfe künstlicher Intelligenz, Algorithmen unterstützen sie dabei und merken sich Vorlieben und Stil, den der Kunde zuvor in einem Fragebogen übermittelt hat.

Individueller Service im Netz



Obwohl der Service für den Kunden kostenfrei ist, gibt er beim kuratierten Einkauf in der Regel mehr Geld aus, als wenn er selbstständig im Onlineshop unterwegs ist. Genaue Zahlen will Zalon-Geschäftsführer Ivo Scherkamp nicht nennen, bekannt ist aber, dass die durchschnittliche Warenkorbgröße bei Zalando im vergangenen Jahr bei 64,50 Euro lag. In den USA hat sich das Nischenangebot längst zum Milliardengeschäft entwickelt.

In den europäischen Marktführer Outfittery haben internationale Investoren 50 Millionen Euro investiert. "Individueller und persönlicher geht es im Onlinehandel nicht", sagt Scherkamp und benennt damit die Marschrichtung, mit der Zalando weiter wachsen will: Die Angebote sollen noch stärker auf die einzelnen Kunden zugeschnitten präsentiert werden und jeder Kunde soll seinen maßgeschneiderten Webshop erhalten - in dem er möglichst viel bestellt. Dazu wird das Markenangebot permanent erweitert. Im vergangenen Jahr wurden 350 neue Modemarken ins Programm aufgenommen, darunter Kleidung der Textilhändler H & M und Inditex. In diesem Jahr sollen weitere, wie etwa Swarovski, hinzukommen. Seit März sind auch Kosmetikprodukte im Sortiment. Angebote wie die Lieferung am gleichen Tag und die Abholung von Retouren sollen ausgebaut werden, auch an individuelle Orte wie Cafés, auf den Spielplatz oder an den Badesee soll geliefert werden.

Im laufenden Jahr will Zalando in zwei weiteren europäischen Ländern an den Start gehen, aktuell sind es 15. Das Unternehmen, das vor zehn Jahren als kleines Start-up aus der Taufe gehoben wurde, steht inzwischen für einen Konzern mit 4,5 Milliarden Euro Umsatz. Und er wächst und wächst: Bis 2020 sollen sich die Erlöse verdoppeln, so der Plan des Vorstands. "Wir haben den Ehrgeiz, fünf Prozent Marktanteil zu erreichen", sagte Co-Vorstandschef Rubin Ritter bezogen auf den europäischen Modemarkt. Derzeit liege der Anteil bei 1,3 Prozent.

Dafür wird kräftig investiert: Rund 350 Millionen Euro sollen in den Ausbau der Logistik und in neue Technologien fließen, das sind über 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten stieg 2017 europaweit binnen Jahresfrist um ein Drittel auf 15 000. In diesem Jahr sollen 2000 neue Leute eingestellt werden, vor allem in Berlin.

Für 2018 peilt Zalando erneut ein Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent an, im Vorjahr hatte der Zuwachs 23,4 Prozent betragen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll bei 220 bis 270 Millionen Euro liegen, nach 215 Millionen in 2017. "Auch in unserem zehnten Jahr beabsichtigen wir nicht, eine Dividende zu zahlen", unterstreicht Ritter den Fokus auf Wachstum.