Vor einem Jahr präsentierte Wilfried Kölz spektakuläre Thesen, etwa zum DAX und zu Volkswagen. BÖRSE ONLINE wollte wissen, ob der Analyst sich auch ein Jahr später erneut gegen die Mehrheitsmeinung stellt.

Börse Online: Herr Kölz, genau vor einem Jahr sagten Sie der VW-Aktie einen Absturz voraus, den in dieser Dimension kaum jemand erwarten würde. Das ist in verblüffender Weise eingetreten. Wie kamen Sie denn zu dieser mutigen Prognose?


Wilfried Kölz: Seit Februar 2010 befand sich VW in einem steigenden Keil. Daraus ergab sich als Konsequenz, dass bei Auflösung dieser Keilformation ein erstes Ziel beim 2011er-Tief um 86 Euro liegen würde. Nach einer Erholung sollte sich der Verfall dann weiter fortsetzen. Das Endziel liegt dann unter dem Ausgangspunkt der Formation, also unter der Marke von 55 Euro!

Haben Sie auch für 2016 eine vergleichbar spektakuläre Prognose zu bieten?


So wie sich bei VW für 2015 ein kräftiger Verfall durch den steigenden Keil angedeutet hat, wird es beim Erdöl laufen, nur eben umgekehrt. So hat sich beim WTI ein fallender Keil gebildet. Zunächst steht zwar noch ein Tief um 33,50 Dollar aus, das spätestens im Januar erreicht werden sollte. Danach wird sich der Ölpreis aber mehr als verdoppeln.

Bei Gold lagen Sie mit einem neuen zyklischen Tief richtig. Bleiben Sie dabei, dass es 2016 auch noch unter die 1000-Dollar-Marke geht, dann aber die Wende erfolgt?


Nein, die 1046 Dollar vom 3. Dezember sind bereits das Tief gewesen. Im Jahr 2016 geht es deshalb mit dem Goldpreis tendenziell aufwärts.

Beginnt damit dann wieder ein Aufwärtszyklus über mehrere Jahre?


Leider nicht ganz. Der Goldpreis wird zwar kräftig steigen und für euphorische Stimmung unter Goldfans sorgen. Der Anstieg ist aus zyklischer Sicht aber zeitlich begrenzt. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass das kommende Hoch in das erste Drittel des neuen Zyklus fällt. Das wäre dann spätestens 2018 der Fall, ich gehe aber von einem früheren Zeitpunkt aus. Und es lohnt sich, diesen Trend mitzumachen: 1500 Dollar sind möglich, vielleicht sogar deutlich mehr.

Beim DAX prognostizierten Sie vor einem Jahr sowohl einen Kursverfall um bis zu 3000 Punkte als auch ein neues Allzeithoch. Beides traf ein, allerdings leider zeitlich genau umgekehrt zu Ihrer Vorhersage. Was erwarten Sie denn für 2016?


Der Abschwung setzt sich fort. In den kommenden Monaten fällt der DAX zunächst unter 9300 Punkte, und im weiteren Verlauf werden dann vermutlich Kurse unter 8000 Zähler kommen.

Wir sind also bereits inmitten einer Baisse. Markiert der DAX dann bereits im kommenden Jahr sein Tief oder setzt sich der Abschwung vielleicht sogar über mehrere Jahre hinweg fort?


Das angekündigte Tief unter 9300 oder sogar unter 8000 Punkten kommt noch im Jahr 2016. Anschließend erfolgt eine längere Aufwärtsbewegung, die bis 2017 oder vielleicht sogar bis 2018 dauert.

Zuletzt noch ein Blick auf den Euro/US-Dollar-Kurs. Wann endet denn Ihren Zyklen zufolge die Abwärtsbewegung bei diesem Währungspaar? Oder ist die Wende mit dem Tief im Frühjahr bereits erfolgt?


Ich habe keinen entsprechend langen Zyklus gefunden, der die Richtung für mehrere Jahre vorgibt und bleibe daher bei meinen Prognosen im Mehrmonatsbereich. Nach der Erholung müsste es wieder unter 1,0523 US-Dollar gehen. Ob die Talfahrt dann endet oder das neue Tief nur ein paar Monate hält, weiß ich nicht.