Allerdings kostet das Wachstum Geld, das der Konzern im Kampf um Kunden auch in Werbung stecken muss. Nach einem anfänglichen Erholungsversuch geriet der zuletzt arg gebeutelte Aktienkurs abermals unter Druck. Gegen Mittag waren die Papiere mit einem Minus von 3,63 Prozent auf 18,06 Euro Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax .

Die Zahl der aktiven Kunden von About You wuchs im dritten Geschäftsquartal bis Ende November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 10,7 Millionen. Außerdem bestellten sie im Schnitt auch etwas häufiger sowie etwas teurere Kleidung.

Fast die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem deutschsprachigen Raum (DACH). Im Rest Europas (RoE) stieg der Erlös dank der Markteinführung in Italien, Griechenland, Portugal und Frankreich um fast 68 Prozent auf 239,6 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund schnellte der Umsatz konzernweit um fast die Hälfte auf 512,5 Millionen Euro nach oben.

Unternehmenschef Tarek Müller sieht About You auch in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs: "Wir sind sehr zuversichtlich, die für das Geschäftsjahr 2025/2026 angestrebte Marke von fünf Milliarden Euro Umsatz zu erreichen", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Für den Manager spielen dabei makroökonomische Effekte wie Inflation oder steigende Zentralbankzinsen nur eine untergeordnete Rolle. "Natürlich ist das Marktumfeld volatil, und wir müssen auf Sicht fahren", sagte Müller. "Aber für mich ist es wichtiger, dass wir unser Wachstum stärken und unseren Marktanteil ausbauen können. Und da bin ich sehr zuversichtlich." About You könne auf Änderungen schnell reagieren.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat für dieses Jahr bereits höhere Zinsen signalisiert. Die als besonders wachstumsstark geltenden Technologieunternehmen leiden meist stärker darunter, wenn Zinsen steigen, da ihre Finanzierungskosten dadurch nach oben gehen. Zudem investieren Unternehmen bei anziehenden Zinsen eher weniger in Technologie. Aber Müller ist sich sicher: "Die Unternehmen mit den besten Plattformen und technologischen Kompetenzen werden gewinnen, das ist völlig klar. Unternehmen, die ihre technologischen Investitionen zurückfahren, sparen am falschen Ende."

Im DACH-Raum verdient About You operativ Geld, genauso wie im Geschäft mit Firmenkunden (TME), während die Marge für das bereinigte operative Ergebnis (bereinigte Ebitda-Marge) im Rest Europas bei minus 21,1 Prozent lag. Konzernweit lag die Marge im dritten Geschäftsquartal bei minus 6 Prozent, eine Verschlechterung zu den minus 4,1 Prozent ein Jahr zuvor. Hier belasteten vor allem Marketingkosten in Südeuropa. Das Verhältnis zwischen Kosten aus Verwaltung und Bestellabwicklung im Vergleich zum Umsatz habe sich hingegen verbessert, genauso wie die Marge auf Sicht der ersten neun Monate, hieß es dabei aber.

Um mit dem Wachstum Schritt zu halten, will das Unternehmen nun mehr Geld in die IT- und Logistikinfrastruktur stecken. "Wir konzentrieren uns dieses Jahr vor allem auf den Ausbau der bestehenden Märkte, weniger darauf, neue zu erschließen." Insgesamt will About You im laufenden Geschäftsjahr statt 34 nun 50 Millionen Euro investieren. Trotz des optimistischeren Umsatzausblicks geht das Management daher für das Gesamtjahr weiter von einem operativen Verlust von 70 Millionen Euro aus.

Die ursprünglich 2014 als Tochtergesellschaft des hanseatischen Versandhandelsriesen Otto Group gegründete About You war Mitte Juni an die Börse gegangen. Verglichen mit ihrem Ausgabepreis von 23 Euro hat die Aktie seitdem über ein Fünftel eingebüßt. Nach dem Tief im November hatte sie im Dezember zwar nochmal auf über 25 Euro zugelegt, die Gewinne aber mittlerweile wieder abgegeben. Am Dienstag schrammte der Kurs nur knapp am Rekordtief von 17,30 Euro vorbei.

dpa-AFX