Der taiwanesische Computerhersteller Acer rechnet nach einem starken Comeback im vergangenen Jahr auch für 2015 mit weiterem Wachstum. "Wir wollen erneut schneller zulegen als der Markt," sagte der für die Region Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) verantwortliche Acer-Manager Wilfried Thom gegenüber BÖRSE ONLINE. Allerdings dürfte sich das hohe Wachstumstempo aus dem Vorjahr 2015 nicht mehr halten lassen. "Wir haben 2014 über 80 Prozent zugelegt. Solche Wachstumsraten sind 2015 nicht realistisch", sagte Thom.

Für den deutschen PC-Markt erwartet Thom insgesamt allenfalls ein moderates Absatzplus von fünf bis zehn Prozent. "Wir wollen darüber liegen", sagte der 53jährige. Im Endkunden-Geschäft habe der Konzern bei Notebooks bereits einen Marktanteil von rund 28 Prozent. Hier seien noch ein bis zwei Prozentpunkte möglich. Aber jenseits der Marke von 30 Prozent werde die Luft allmählich dünn. Große Wachstumschancen sieht Thom aber im Geschäft mit Firmenkunden. Viele Firmen zeigten starkes Interesse an so genannten Convertibles. Das sind die Notebooks, die sich dank eines bewegbaren und berührungsempfindlichen Displays wie ein Tablet bedienen lassen. Zu der noch relativ jungen Gerätekategorie gehört etwa das Surface von Microsoft, Lenovos Yoga oder Acers Aspire Switch.

Auch bei Verbrauchern liegen die Convertibles voll im Trend. Im laufenden Jahr dürfte sich der Absatz der Notebook-Tablet-Zwitter "mehr als verdoppeln", erwartet Thom. Von dem erwarteten Wachstum will Acer überproportional profitieren. Acer werde demnächst mit insgesamt fünf Modellen ins Rennen gehen und damit alle Displaygrößen zwischen acht und zwölf Zoll abdecken, sagte Thom. "Wir sind also gerüstet."

Acer hatte im vergangenen Jahr in Deutschland die größten Zuwächse unter allen PC-Herstellern. Zur Begründung verwies Thom neben neuen Produkten vor allem auf entsprechende Investitionen in Marketing und Vertrieb. So hatte Acer im vergangenen Jahr bundesweit exklusive Verkaufsflächen - so genannte Shop-in-Shops - in großen Flächenmärkten wie Saturn oder Media Markt geschaffen und mit zahlreichen Werbe- und Marketingaktionen begleitet. 2015 will das Unternehmen bei rund 100 PC-Händlern seinen Markenauftritt massiv ausweiten. Diese Investitionen zahlten sich aus, sagte Thom. Zudem habe sich auch die Markenwahrnehmung verbessert. Ein wichtiger Baustein sei dabei auch Service und Support: "Wir sind der einzige PC-Hersteller, der den Service nicht ausgelagert hat, sondern komplett selbst übernimmt - und zwar in Deutschland", sagte Thom. Dies werde von Kunden goutiert.

Die Talfahrt des PC-Marktes hatte sich im vergangenen Jahr weltweit deutlich abgebremst. Nach Zählweise des US-Marktforschers Gartner waren die Verkäufe im vergangenen Jahr um rund 2,1 Prozent auf 309 Millionen Geräte geschrumpft. Der Rückgang fiel damit aber deutlich geringer aus als 2012 und 2013. Vor allem in den USA und Westeuropa war die Nachfrage unerwartet kräftig gestiegen. Als einer der wichtigsten Gründe gilt Windows XP. Microsoft hatte die Wartung des Betriebssystems im vergangenen Jahr eingestellt. Daher hatten viele Firmen, aber auch Privatkunden sich neue Rechner mit einem aktuellen Betriebssystem angeschafft. Dies hatte PC-Herstellern eine Sonderkonjunktur beschert.

Unterdessen bereitet Acer die Einführung seines ersten Smartphones auf Basis von Microsofts Mobil-Betriebssystem Windows Phone vor. Der Start sei für das erste Quartal geplant. Bislang hatten die Taiwanesen in Deutschland ausschließlich auf Android-Geräte gesetzt. Doch fragten vor allem Firmenkunden verstärkt nach Windows Phone-Geräten. Dem wolle man künftig Rechnung tragen, sagte Thom.