Eine afrikanische Erfolgsstory par excellence ist Safaricom. Das Mobilfunkunternehmen mit Sitz in Kenia hat mit M-Pesa auf dem Heimatmarkt und in fünf weiteren Ländern im Osten und Süden Afrikas ein System für bargeldloses Bezahlen über Mobiltelefone etabliert, ohne dass die Nutzer dafür über ein eigenes Bankkonto verfügen müssen. In einer Region mit einem hohen Anteil an jüngeren Bevölkerungsgruppen ein Boommarkt - und für Safaricom die treibende Kraft, um auch in den kommenden Jahren bei Gewinnen, freiem Cashflow und Dividenden kontinuierlich zulegen zu können.

Noch sind Firmen wie Safaricom an der Börse rar gesät. In den meisten Anlegerdepots spielt Afrika keine Rolle. Dabei haben einzelne Länder erfolgreich Wirtschafts- und Steuerreformen vorangebracht - und so ein Ökosystem etabliert, das auch internationale Investoren anlockt. Dann kam die Corona-­Krise. "Die wirtschaftlichen Schockwellen der vergangenen Monate verstärken Abwärtswellen, die bereits vorher Konturen angenommen haben", meint Malek Bou-Diab, Fondsmanager bei Bellevue Asset Management. Für die Region südlich der Sahara, in der zuletzt etliche Staaten mit dem höchsten Wirtschaftswachstum angesiedelt waren, kommt die jüngste Analyse des Weltwährungsfonds zu einer ernüchternden Einschätzung: Um 1,6 Prozent soll die Wirtschaftsleistung 2020 schrumpfen - der schlechteste Wert seit Langem.

Finanzmärkte mit Eigenheiten


Mittel- bis langfristig bleibt Afrika aus Anlegersicht ein Markt, bei dem einzelne Staaten entwicklungstechnisch mit Ländern in Asien und Lateinamerika vor rund zehn Jahren zu vergleichen sind. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt in den Frontier Markets, also Staaten wie Kenia, Ghana oder Marokko, die als afrikanische Schwellenländer von morgen gelten. Was Größe und Liquidität angeht, erfüllen mit Ägypten und Südafrika nur zwei Märkte den Schwellenländerstatus.

Wer in Afrika investieren will, muss eine Fülle von Faktoren berücksichtigen. "Mehr noch als in anderen Weltregionen ist es in Afrika erfolgsentscheidend, Top-down- und Bottom-up-Faktoren richtig zu kombinieren", erläutert Sebastian Kahlfeld, Fondsmanager bei DWS Investment. Größere Währungsrisiken müssen ebenso einkalkuliert werden wie politische Instabilität und Liquiditätsschwankungen. "Heimische Investoren sind für die nachhaltige Entwicklung des Kapitalmarkts notwendig. In Märkten, in denen diese nur eingeschränkt existieren, wirken sich Abflüsse internationaler Investorengelder schnell negativ aus", sagt Kahlfeld.

Beziehungen sind ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. "Um das Potenzial einzelner Firmen richtig einzuschätzen, spielen persönliche Aspekte in den afrikanischen Märkten eine noch größere Rolle als in anderen Weltregionen", erläutert Fondsmanager Bou-Diab. Damit man sich ein vollkommenes Bild von der Entwicklung in den einzelnen Ländern machen kann, zähle zu den persönlichen Kontakten auch der stetige Austausch mit Banken, lokalen Investoren sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Laut Bou-Diab ist für die ESG-Kriterien die Transparenz in der Berichterstattung entscheidend. Korruption im Firmenumfeld ist ein Ausschlusskriterium. Um Renditeverluste durch Währungsschwankungen abzufedern, gehen Fondsmanager höhere Allokationen bei Firmen ein, die Einnahmen in US-Dollar generieren, oder betreiben in einzelnen Währungen wie dem ägyptischen Pfund ein kostspieliges Hedging.

Mit Aktienfonds Risiken streuen


Wegen der Vielzahl an erfolgsentscheidenden Faktoren ist bei Afrika-Investments die Risikostreuung noch mehr als in anderen Weltregionen ein absolutes Muss. Dass der afrikanische Kontinent nur als spekulative Depotbeimischung infrage kommt, versteht sich von selbst. Die Investmentfonds, auf die Anleger zurückgreifen können, unterscheiden sich teilweise deutlich in ihrer Anlagestrategie.


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Zu den etablierten Pionieren zählt der im Mai 2009 aufgelegte SBB African Opportunities, der von Malek Bou-Diab und Andy Gboka gemanagt wird. Auf Länder­ebene ist Ägypten mit rund 37 Prozent am höchsten gewichtet. Branchenseitig stellen der Finanzsektor und Rohstoffkonzerne zusammen fast die Hälfte des Gewichts. Bis zu 30 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen die Fondsmanager in jedem Quartal mit Terminen vor Ort. Der DWS Invest Africa LC hält mehr als die Hälfte seines Fondsvolumens in Firmen aus Ägypten und Südafrika. Titel aus den Finanzbranchen sind mit einem Anteil von 35 Prozent klar übergewichtet, gefolgt von den Konsumgütersektoren. An Ägypten schätzt auch Fondsmanager Kahlfeld, dass die wirtschaftspolitischen Reformen der Regierungen langsam Früchte tragen, aber auch die Diversifizierung der in den Unternehmen investierten Aktionäre.

Der in US-Dollar notierende JP Morgan Africa Equity Fund schneidet bei Kosten, langfristiger Wertentwicklung und strikten Nachhaltigkeitskriterien sehr gut ab. Zu den größten Einzelpositionen zählen der Medienkonzern Naspers sowie Safaricom. Ein weiteres Merkmal ist die relativ hohe Gewichtung von Titeln aus Südafrika - was etwa bei weltweit sinkenden Rohstoffpreisen einige Punkte bei der Performance kosten kann.

ETFs und ein Wachstumswert


Wer sich die Verwaltergebühren für aktiv gemanagte Fonds sparen will, hat eine enge Auswahl an ETFs auf Indizes, die afrikanische Bluechips abbilden. Einige dieser Produkte sind auch sparplanfähig und können schon mit niedrigen Raten bespart werden. Der 2011 aufgelegte Xtrackers MSCI Africa 50 Swap ETF setzt gegen Währungsrisiken auch Derivate ein und ist thesaurierend, legt also die anfallenden Erträge automatisch neu an. In den vergangenen Monaten deutlich zugelegt haben ETFs, die den MSCI South Africa nachbilden. Das von iShares aufgelegte und in US-Dollar notierende Produkt ist ebenfalls thesaurierend und ist mit einem dreistelligen Millionenvolumen auch ausreichend liquide.

Wer sich Einzelwerte ins Depot legen will, sollte den südafrikanischen Medienkonzern Naspers favorisieren. Der am chinesischen Onlineportal Tencent und der niederländischen Internetholding Prosus beteiligte Konzern mischt global bei etlichen Onlinedienstleistern mit, die in Geschäftsfeldern wie elektronischem Bezahlen, Lebensmittellieferungen und Werbeanzeigen unterwegs sind. Mit einem 2021er-KGV von 25 bezahlen Anleger für die Aktie einen Bewertungsabschlag gegenüber Pendants wie Amazon, Tencent oder Alibaba.