Für Airbus-Chef Tom Enders kommt die Beteiligung seines Unternehmens an kanadischen Konkurrenten Bombardier zu einem günstigen Zeitpunkt. Während die Kanadier auch im Wettbewerb mit US-Konkurrent Boeing stärker unter Räder geraten, droht Airbus in Europa ein hohe Strafe wegen Korruption. Nach einer entsprechenden Äußerung der britischen Aufsichtsbehörde U.K. Serious Fraud Office ist der Aktienkurs des MDAX-Unternehmens seit einigen Tagen uner Druck. Die überraschende Beteiligung an Bombardier hat diese Gewinnmitnahmen vorerst gestoppt.

Der Coup, der Airbus-Lenker Enders im zweiten Versuch gelang, hilft beiden Unternehmen. Die Europäer übernehmen 50 Prozent an Bombardiers C-Serie-Jets. Der bescheidene Start der C-Series-Produktion hat Kanadas Flugzeugbauer an den Rand einer Pleite gebracht - auch wegen der hohen Zölle im wichtigen US-Markt.

Partner Airbus zahlt für seinen Einstieg kein Geld und übernimmt stattdessen Einkauf, Vertrieb, Marketing und Wartung für die Baureihe. Bombardier hat seit 18 Monaten keinen neuen Auftrag für seine C-Serie ergattert. Airbus will die Flugzeuge in seinem US-Werk in Alabama bauen. Damit würden die Flugzeuge laut Bombardier-Chef Alain Bellmaire nicht mehr Strafzöllen von bis zu 300 Prozent unterliegen, die in den USA drohten.

Wenig überraschend kritisierte US-Konkurrent Boeing die geplante Beteiligung der Europäer als "fragwürdiges Geschäft zwischen zwei staatlich subventionierten Firmen". Hintergrund: Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines hatte bei den Kanadier 75 C-Series bestellt. Boeing hatte sich daraufhin beschwert, dass Bombardier die Maschinen durch Subventionen zu Dumping-Preisen verkaufen könnten. Delta will jedoch an seiner Bestellung festhalten.

Dank Airbus wird Bombardier mit seinen neuen Flugzeugen, in deren Entwicklung rund sechs Millliarden Dollar investiert wurden, voraussichtlich auch in Asien landen. Die Kanadier hoffen dass sich der Wert der C-Series durch steigende Verkaufszahlen jetzt mehr als verdoppelt. Airbus-Lenker Enders hatte 2015 erstmals versucht seinen Konzern an Bombardiers C-Series-Jets zu beteiligen. Allerdings stiegen die Europäer damals abrupt aus den Gesprächen aus. Jetzt dürften die Konditionen für Airbus in Ordnung sein

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Einschätzung der Redaktion



Bombardier verhandelte auch mit chinesischen Firmen über einen Einstieg. Das zeigt wie groß der Druck für die Kanadier ist. Auch wenn Einzelheiten über Vorteile für Airbus voraussichtlich nicht öffentlich werden - den Europäern bot sich eine seltene Gelegenheit ihre Vorstellungen für eine Beteiligung durchzusetzen. Das wird Impulse bei Umsatz und Gewinn bringen. Wir bestätigen Kursziel und Kauf-Empfehlung

Ziel: 100 Euro

Stopp: 60,90 Euro