Die Airbus-Aktie reagierte an der Pariser Börse mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Auch wenn die Aktie die ersten Zugewinne nicht ganz halten konnte, war sie am Nachmittag mit einem Plus von 1,03 Prozent auf 84,40 Euro noch einer der Spitzenwerte im insgesamt etwas schwächeren französischen Leitindex Cac-40 (CAC 40). Aktienhändler werteten den Großauftrag positiv. Im laufenden Jahr haben die Airbus-Titel um rund 33 Prozent an Wert gewonnen.

Die Jets sollen von den Fluggesellschaften Frontier Airlines (USA), JetSmart (Chile), Volaris (Mexiko) und Wizz Air (Ungarn) erworben werden, an denen Indigo Partners Anteile hält. Der historische Deal ist ein großer Erfolg für den von Korruptionsermittlungen erschütterten Airbus-Konzern, dessen Bestellungen sich in diesem Jahr bis dahin eher zögerlich entwickelt hatten.

Die Europäer zogen damit bei der Dubai Air Show weit an ihrem US-amerikanischen Erzrivalen Boeing vorbei, obwohl dieser ebenfalls einen Großauftrag des arabischen Billigfliegers Flydubai über 175 Mittelstreckenjets bekam. Zudem punktete Airbus mit den 134 Flugzeugen für Frontier Airlines auf dem Boeing-Heimatmarkt, wo der Konzern seit zwei Jahren auch ein eigenes Werk in Alabama betreibt. Dort dürfte auch ein Teil der Indigo-Partners-Maschinen endmontiert werden, wie am Mittwoch angedeutet wurde - nach Angaben eines Airbus-Sprechers ist aber noch nicht klar, wie viele Flugzeuge.

Außerdem zurrte Airbus einen Auftrag des Flugzeugfinanzierers CDB Aviation über 45 Jets aus der A320neo-Familie fest, der schon im Juni angekündigt worden war. CDB bekannte sich zudem zu einer ebenso großen Bestellung aus 2014, die erst jetzt veröffentlicht wurde.

Insgesamt hat Boeing in Dubai bislang Aufträge und Vorverträge über knapp 250 Verkehrsflugzeuge eingesammelt. Airbus kommt auf 500 Bestellungen oder mehr - je nachdem, ob man den Auftrag von 2014 mit einrechnet. Allerdings lag Boeing bei den Bestellungen seit Jahresbeginn bereits weit vor den Europäern.

Airbus hatte bis Ende Oktober nur Neuaufträge über 288 Flugzeuge eingesammelt. Zugleich will Konzernchef Tom Enders bis Jahresende rund 720 Verkehrsjets ausliefern. Sollte der Vorvertrag von Dubai noch vor dem Jahresende in eine verbindliche Bestellung umgewandelt werden, könnte der Auftragsbestand des europäischen Branchenriesen entgegen bisheriger Erwartungen doch nicht schrumpfen.

Jedoch hat Airbus bei seinen Mittelstreckenfliegern ohnehin ein sehr dickes Auftragspolster. Beim Sorgenkind A380 sieht das ganz anders aus - der weltgrößten Passagierjet konnte auch in Dubai bislang nicht aus der Auftragsflaute ausbrechen. Die Fluglinie Emirates hatte Airbus am Sonntag brüskiert: Eigentlich war von den Arabern eine Order über 36 Exemplare des A380 erwartet worden. Stattdessen unterschrieb Emirates vor der internationalen Presse einen Vorvertrag mit Boeing über 40 "Dreamliner"-Langstreckenjets - während sich die bereits erschienenen Airbus-Manager aus dem Saal verzogen.

Die Indigo-Partners-Bestellung umfasst 273 Einheiten in der Standardversion A320neo und 157 Flieger in der längsten Version A321neo. Die "Neos" sind die modernisierte Neuauflage der Mittelstreckenjets. Dank neuartiger Triebwerke wird hier deutlich weniger Sprit verbraucht.

Es ist der größte Auftrag in der Firmengeschichte von Airbus. Bisher war auf Platz eins eine Order des indischen Billigfliegers IndiGo, der trotz des ähnlichen Namens nichts mit dem US-Investor Indigo Partners zu tun hat. Die Inder hatten 2015 insgesamt 250 Flugzeuge zu einem Listenpreis von 27 Milliarden Dollar bestellt.

Auch weil die Dubai Air Show für Airbus zuvor eher schlecht lief, ist das neue Geschäft eine Art Krönung für Verkaufschef John Leahy, der nach einer Karriere über mehrere Jahrzehnte vor dem Ruhestand steht. Er zog in seiner Zeit bei Airbus Aufträge im Wert von mehr als einer Billion Dollar an Land. Leahy hat großen Anteil daran, dass sich der europäische Hersteller zum praktisch einzigen großen Konkurrenten des immer noch weltgrößten Flugzeugbauers Boeing entwickelt hat./stw/sku/DP/jha

--- Von Steffen Weyer, dpa-AFX, und Sebastian Kunigkeit, dpa ---