In der Spitze stürzte die Aktie von Airbus in diesem Jahr um 66 Prozent ab. Noch schlimmer erwischte es mit minus 74 Prozent die Aktie des US-Konkurrenten Boeing, der aufgrund von technischen Problemen beim Modell 737 MAX bereits vor Corona im Krisenmodus geflogen ist. Am Freitag musste der europäische Flugzeughersteller Airbus die Herabstufung der Bonität durch die US-Ratingagentur Standard & Poor`s verkraften. Deren Analysten rechnen für das laufende Geschäftsjahr mit Umsatzeinbußen im Volumen von 12 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 30 Prozent entspräche. Deshalb wurde das Rating von A+ auf A reduziert und ein negativer Ausblick attestiert.

Am heutigen Dienstag sorgte die Meldung, dass man beim Modell A320 eine Produktionskürzung erwäge für gute Laune unter den Börsianern. Mit einem Kursgewinn von 11 Prozent gehörte die Airbus-Aktie innerhalb des MDAX zu den zwei Top-Tagesgewinnern. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg werde in dem Unternehmen in der laufenden Woche über eine erneute Kürzung der A320-Produktion diskutiert. Zur Erinnerung: Bereits Ende April wurde für dieses Modell ein Zurückfahren der Produktion um ein Drittel verkündet. Dem Unternehmen droht in diesem Jahr ein massiver Umsatz- und Ergebniseinbruch. Aktuelle Halbjahreszahlen stehen Ende Juli zur Bekanntgabe an.

Unter den Analysten überwiegt trotz der Eintrübung der geschäftlichen Perspektiven weiterhin der Optimismus. Ein massiver Meinungswechsel war lediglich bei der DZ Bank auszumachen. Deren Analysten haben die Airbus-Aktie Anfang April von "Halten" auf "Verkaufen" herabgestuft und das Kursziel von 143 auf 39 Euro massiv zusammengestrichen. Der zuständige Analyst geht davon aus, dass sich der Flugverkehr nicht vor Mitte 2021 erholen werde. Dies könnte den Flugzeughersteller stärker und länger belasten und möglicherweise zu einem Rückgang der Auslieferungszahlen um 25 Prozent führen. Demgegenüber stehen allerdings allein vier Investmentbanken, die im Mai ihre Kaufempfehlung bekräftigt haben. Dabei handelte es sich um Jefferies & Company, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Barclays Capital. Deren Kursziele reichen von 68 Euro (Barclays Capital) bis 84 Euro (Goldman Sachs). Am Nachmittag wies der MDAX-Wert mit 63,14 Euro ein Plus von über elf Prozent auf.

Charttechnik: Versuch einer Bodenbildung


Übergeordnet betrachtet sieht der Chart der Airbus-Aktie ziemlich desaströs aus, schließlich durchbrach sie Ende März die langfristige 200-Tage-Linie, welche durch ihr Drehen nach unten zudem ein Trendwechselsignal ausgelöst und dadurch das Sentiment zusätzlich verschlechtert hatte. Ein weiteres Verkaufssignal folgte durch den Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Euro, weil damit zugleich die untere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrends verletzt wurde. Zum Erliegen kam die rasante Talfahrt erst im Bereich von 50 Euro. Seit zweieinhalb Monaten versucht sich der Titel in diesem Bereich an einer Bodenbildung. Vor vier Jahren notierte er noch einen Tick tiefer. Danach folgte aber eine mehrjährige eindrucksvolle Kursrally, die in der Spitze fast zu einer Verdreifachung geführt hatte.

Ein bisschen Hoffnung keimte übrigens Ende März auf, als der Timingindikator Relative-Stärke-Index die überverkaufte Zone verlassen hat. Problem Dabei: Mit aktuell 59 Prozent fehlt nicht mehr viel, um eine überkaufte Lage anzuzeigen. Höchste Priorität hat derzeit vor allem eine erfolgreiche Bodenbildung. Ein Verletzen der Marke von 50 Euro könnte nämlich massiven chartinduzierten Verkaufsdruck aufkommen lassen - mit entsprechend negativen Folgen für die Aktie. Besonders interessant: Einige Capped-Bonuszertifikate bieten aufgrund der enormen Volatilität nicht nur attraktive Bonusrenditen, sondern auch hohe Discounts. Sie eignen sich vor allem für Anleger, die auf dem reduzierten Niveau einen Seitwärtstrend erwarten.