Am 9. Juli meldete AMS Vollzug: Keine elf Monate, nachdem der Chiphersteller seine erste Offerte für Osram veröffentlicht hatte, schloss er die Übernahme des deutlich größeren Lichttechnikkonzerns ab. Mit dem Aufbau eines führenden Anbieters von Sensorlösungen und Photonik kann es den Österreichern nicht schnell genug gehen. Ende des Jahres - AMS hält mittlerweile 71 Prozent der Osram-Aktien - soll der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag stehen.

Das operative Geschäft leidet nicht unter den für Übernahme und Integration verwendeten Managementkapazitäten. Im ersten Halbjahr verbuchte AMS ein Umsatzwachstum von mehr als einem Fünftel auf 960,9 Millionen US-Dollar. Mit 191 Millionen Dollar übertraf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) den Vorjahreswert um den Faktor 1,7.

Angesichts der coronabedingt sinkenden Smartphone-Verkäufe zeigt die Entwicklung, wie sehr die AMS-Technologie gefragt ist. Sie ermöglicht etwa eine 3-D-Optik oder die Beleuchtung von OLED-Displays. Mit den entsprechenden Bauteilen ist AMS in iPhones und iPads von Apple genau so vertreten wie in vielen Android-Smartphones und -Tablets.

Die verzögerte Einführung der nächsten iPhone-Generation könnte der Grund für den relativ verhaltenen Ausblick sein. Im laufenden Quartal erwartet Vorstandschef Alexander Everke gegenüber dem Vorjahr einen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Gleichzeitig verweist er jedoch auf den Produktionsbeginn neuer Smartphone-Lösungen. Allein wegen der Einführung der 5G-Technologie und des nahenden Weihnachtsgeschäfts sind die Aussichten positiver denn je.

Konsolidierung als Einstiegschance

Osram blieb bei der Prognose noch außen vor, obwohl AMS die Tochter seit dem 1. Juli voll konsolidiert. Zuletzt rutschte der Lichttechnikkonzern noch tiefer in die Verlustzone. Dem Management zufolge erholt sich das Geschäft jedoch mittlerweile. Gleichwohl werden die Corona-Krise und die dadurch verschärften Probleme des Automobilsektors den Gesamtkonzern weiter beschäftigen.

Zusammen mit der Möglichkeit neuerlicher Kapitalmaßnahmen bremst dieser Unsicherheitsfaktor die AMS-Aktie derzeit aus. Gerade für langfristig orientierte Anleger bietet die stockende Kurserholung eine Kaufgelegenheit. Der Konzern ist durch Osram sowohl technologisch als auch beim globalen Produktionsnetzwerk viel breiter aufgestellt und bestens für weiteres Wachstum gerüstet. Zum Start der "neuen" AMS sind die Zukunftsperspektiven längst noch nicht im Kurs des Mid Caps eingepreist.