Vielleicht ist es nur eine Kleinigkeit, vielleicht aber auch mehr: Der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson hat die Entwicklung seines Impfstoffkandidaten zur Bekämpfung der Corona- Pandemie unterbrochen, weil einer der Testkandidaten erkrankt ist. So etwas passiert in der medizinischen Forschung häufiger und muss nicht zwingend mit dem Produkt in Zusammenhang stehen. Der Konzern aus New Jersey hofft, noch in diesem Jahr finale Ergebnisse präsentieren zu können.

Für einen kühl kalkulierenden Börsianer sollten die Probleme kein Drama sein: Johnson & Johnson hat versichert, dass man während der Pandemie mit einem Impfstoff kein Geld verdienen wolle. Für das Ansehen des Konzerns, der häufiger mit Schadenersatzklagen zu kämpfen hat, wäre ein Durchbruch dennoch sehr wertvoll. Ein Ende der Pandemie würde zudem dem Kerngeschäft des Gesundheitskonzerns helfen.

Johnson & Johnson - im Jahr 1886 von den Brüdern Johnson gegründet - ist heute in drei Sparten gegliedert. Die größte ist das Pharmageschäft, das Medikamente unter anderem gegen Krebs entwickelt und mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes erwirtschaftet. Das wertvollste Produkt ist Stelara zur Bekämpfung von Schuppenflechte. Analysten erwarten allein für dieses Produkt im Gesamtjahr einen Umsatz von 6,8 Milliarden Dollar. Im vergangenen Quartal legte das Gesamtvolumen der Pharmasparte um fünf Prozent zu und war damit der wichtigste Wachstumstreiber.

Pandemie-Schäden

Schwieriger ist die Lage in den beiden kleineren Sparten. Während das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten im Quartal zumindest leicht um 1,3 Prozent zulegte, schrumpfte der Umsatz mit medizinischen Geräten um 3,6 Prozent. Ein Problem ist auch für Johnson & Johnson, dass viele Patienten wegen der Pandemie nicht zum Arzt gehen und Operationen lieber verschieben.

Insgesamt aber entwickelt sich das Geschäft des Gesundheitskonzerns besser als von der Wall Street erwartet. Die Analysten von Bloomberg Intelligence heben hervor, dass der Rückgang in der Sparte der medizinischen Geräte nicht so stark sei wie befürchtet.

Für das Gesamtjahr kalkuliert Johnson & Johnson mit einem bereinigten Gewinn je Aktie in der Spanne von 7,95 bis 8,05 Dollar je Aktie. Damit liegt der Konzern am oberen Rand zehn Cent über seiner alten Prognose. Analysten hatten zuletzt im Schnitt 7,89 Dollar auf dem Zettel und dürften ihre Schätzungen jetzt anheben.

Bei der Dividende dürfte es keine unangenehmen Überraschungen geben. Die nächste Quartalsausschüttung von 1,01 Dollar je Aktie wird für den Dezember erwartet. Johnson & Johnson ist einer der berühmtesten Dividendenwerte der Welt: Seit mittlerweile 58 Jahren steigt die Ausschüttung kontinuierlich an. Analysten erwarten für die kommenden drei Jahre Aufstockungen von durchschnittlich sechs Prozent. Die Dividendenrendite der Aktie würde damit auf Basis des aktuellen Kursniveaus schon bald wieder auf drei Prozent steigen.

Gesund: Die Aktie bleibt ein zuverlässiges Langfrist-Investment. Charttechnisch aber steckt der Kurs in einem Seitwärtstrend. Halten.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 140,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro