Der Blick auf die Charts verrät es: Mit europäischen Versicherungsaktien war in den vergangenen Jahrzehnten nur mit dem richtigen Timing Geld zu verdienen. Denn es ging heftig Auf und Ab mit den Notierungen, ein dauerhafter Aufwärtstrend konnte dabei aber nicht herausgebildet werden.

Als Beweis dafür dient der STOXX Europe 600 Insurance Kursindex. Dieser notiert aktuell in etwa auf dem Stand von Anfang 2014 und schaut man länger zurück, dann zeigt sich, dass die derzeitigen Notierungen bereits 1997 erreicht worden waren. In der Zwischenzeit schlugen die Kurse volatil aus, wobei das Rekordhoch von 471,60 Punkten momentan ebenso weit entfernt ist wie das Rekordtief von 75,54 Punkten.

Immerhin: Zuletzt ging es nach einer zuvor schwachen Kursentwicklung wieder aufwärts. Seit dem 06. Juli hat der STOXX Europe 600 Insurance Kursindex deutliche 25 Prozent zugelegt. Ob daraus ein nachhaltiger Aufschwung resultiert, bleibt noch abzuwarten. Die Analysten vom Bankhaus Lampe wittern in dem Segment aber durchaus Chancen. Aus ihrer Sicht ergibt sich aus der bisher noch schlechten Wertentwicklung seit Anfang dieses Jahres angesichts der mittelfristigen Aussicht auf stabile Gewinne eine attraktive Anlagemöglichkeit bei ausgewählten europäischen Versicherungen.

Die fünf Hauptempfehlungen stellen wir Ihnen auf den nachfolgenden Seiten vor. Die Kursziele versprechen bei diesen Werten theoretisch Zuwächse von 25 Prozent bis 37 Prozent. Die erwarteten Dividendenrenditen bewegen sich 3,67 Prozent und 6,4 Prozent.



Europäischer Versicherungs-Aktien-Favorit vom Bankhaus Lampe, Nummer eins: Wüstenrot & Württembergische AG (WKN: 805100, 17,70 Euro, alle Angaben beziehen sich auf dem Stand vom 28. September)



Relativ träge hat sich in den vergangenen Jahren die Aktie der Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) entwickelt. Seit Oktober 2013 bewegt sich die Notiz in einer relativ engen Bandbreite, die von 15,30 Euro bis 20,13 Euro reicht. Charttechnisch gesehen ist damit klar, dass wirklich neue nachhaltige Kauf- oder Verkaufssignale erst bei einem Ausbruch aus dieser Spanne nach oben oder nach unten generiert werden.

Geht es nach dem zuständigen Lampe-Branchenanalysten Andreas Schäfer, dann geht es mit den Kursen demnächst gen Norden. Denn seine Anlageempfehlung für Wüstenrot lautet auf Kaufen mit verbunden mit einem Kursziel von 23 Euro. Das Kurspotenzial beträgt damit 30 Prozent. Zur Begründung für dieses Urteil verweist er auf eine starke Kostenkontrolle, eine graduelle Verbesserung der Profitabilität in der Banksparte und das weiterhin hochprofitable Sachversicherungsgeschäft. Alles Punkte, die sich als Werttreiber für die Aktie entpuppen könnten.

Die Gesellschaft sei zwar wie alle anderen Versicherungen auch negativ vom anhaltenden Niedrigzinsumfeld betroffen. Ein starkes Neugeschäft im Bereich Bausparen und eine sehr gute versicherungstechnische Profitabilität in der Schaden- und Unfallversicherung gereichten dem Unternehmen aber zum Vorteil.

Mit Blick auf die einzelnen Geschäftssegmente heißt es, die Schaden- und Unfallversicherung habe sich von allen börsennotierten Gesellschaften in den vergangenen Jahren am besten entwickelt. W&W habe neben Generali als einziger Konzern konstant sehr niedrige Combined Ratios bei einem leicht überdurchschnittlichen Wachstum erzielt. Im ersten Halbjahr 2016 habe der Konzern trotz erhöhter Unwetterschäden eine Combined Ratio von unter 90 Prozent erreicht. Das Wachstum habe sich mit 2,7 Prozent in etwa auf Marktniveau befunden.

Das Neugeschäft im Segment Bausparen sei im ersten Halbjahr gegen den Markttrend um 13 Prozent auf 6 Milliarden Euro angestiegen. Aufgrund des Verzichts auf margenschwache Finanzierungen habe das Neugeschäft in der Baufinanzierung um 12 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro nachgegeben. Der Nachsteuergewinn sei 2016 von 20 Millionen Euro auf 33 Millionen Euro gestiegen.

In der Lebensversicherung sei der Konzern wie der gesamte Markt vom Niedrigzinsumfeld betroffen. Im Hinblick auch die Zinszusatzreserve habe W&W im Vergleich zu anderen Versicherern aber sehr gut vorgesorgt. So sei der Altbestand aller Verträge vor 1994 nicht mit den vorgeschriebenen 2,88 Prozent diskontiert worden, sondern mit nur 2,65 Prozent. Die Zinszusatzreserve in Prozent der Deckungsrückstellungen liege daher mit 5,4 Prozent deutlich über dem Marktdurchschnitt von 4,4 Prozent. Der Jahresüberschuss sei im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf 18 Millionen Euro gefallen und bei einem unveränderten Zinsniveau sei auch in den nächsten Jahren mit leicht rückläufigen Gewinnen in der Lebensversicherung zu rechnen.

Das Ergebnis je Aktie sieht Schäfer 2016 bei 2,53 Euro nach 2,88 Euro je Aktie im Vorjahr. 2017 sollen es seinen Berechnungen zufolge 2,44 Euro werden und 2018 dann 2,45 Euro. Für das kommende Jahr ergibt sich daraus ein KGV von 7,25 Laut Lampe entspricht das einem Abschlag von 22 Prozent zum STOXX Insurance Index.

Die Dividende sieht er jeweils um fünf Cent steigen, das heißt, nach 0,60 Euro je Aktie für 2015 sollen bis 2018 daraus 0,75 Euro werden. Auf Basis der für 2016 erwarteten 0,65 Euro je Anteilsschein würde das einer Dividendenrendite von 3,67 Prozent entsprechen. Erwähnenswert ist hier eine als weit unterdurchschnittlich bezeichnete Ausschüttungsquote von nur 25 Prozent.

Die Ergebnisse für die ersten neun Monate veröffentlicht W&W am 11. November. Lampe erwartet eine Bestätigung der bisherigen Jahresprognose eines Nettogewinns von über 220 Millionen Euro. Lampe geht unverändert von 238 Millionen Euro aus.

Portrait: Die Wüstenrot & Württembergische AG ist eine unabhängige Finanzdienstleistungsgruppe mit Sitz in Stuttgart, die 1999 aus der Fusion von Wüstenrot und Württembergische hervorgegangen ist. Die drei Geschäftssegmente sind die Bauspar Bank, die Personenversicherung und die Schaden- und Unfallversicherung.





Europäischer Versicherungs-Aktien-Favorit vom Bankhaus Lampe, Nummer zwei: Talanx AG (WKN: TLX100, 27,15 Euro)



Seitwärts gerichtet ist auch bei Talanx der zuletzt vorherrschende Kurstrend. Seit Ende Juli 2013 bewegen sich die Notierungen hier zwischen 23,62 Euro und 31,40 Euro. Aktuell handelt der Kurs somit in etwa in der Mitte dieser Spanne. Wenigstens steht gegenüber dem beim Börsengang im Oktober 2012 auf 18,30 Euro festgezurrten Ausgabepreis für den MDAX-Vertreter ein klares Plus zu Buche. Eindeutige neue Kaufsignale gibt es charttechnisch wie bei W&W aber erst bei einer Beendigung der genannten Seitwärtsspanne.

Lampe-Analyst Schäfer stuft Talanx unverändert mit Kaufen ein. Versehen ist die Empfehlung mit einem Kursziel von 34 Euro, was gut 25 Prozent Luft nach oben lässt. Nach seiner Ansicht ist die Restrukturierung des deutschen Retail- Geschäftes und der Industrieversicherung in Deutschland auf einem guten Weg. Der steigende Ergebnisbeitrag in der Erstversicherung dürfte Talanx nach seinem Urteil zudem unabhängiger vom weiterhin dominanten Ergebnisbeitrag der Rückversicherung machen.

Schäfer zeigt sich zuversichtlich, dass die Restrukturierung des deutschen Privatkundengeschäftes die negativen Folgen der immer weiter sinkenden Anlagerenditen auf die Profitabilität abmildern wird. Zusammen mit der Portfoliobereinigung in der deutschen Industrieversicherung sollen diese Maßnahmen den Wert der Erstversicherungsaktivitäten von Talanx deutlich steigern.

Die in diesem Jahr im Branchenvergleich inklusive Dividende relativ gute Wertentwicklung wird vor allem auf die Restrukturierungsfortschritte in der Industrieversicherung und im deutschen Privatkundengeschäft zurückgeführt. Talanx habe im ersten Halbjahr bereits 58 Millionen Euro der für 2016 geplanten Restrukturierungskosten in Höhe von 95 Millionen Euro verbucht. Die EBIT-Belastung (nur Schaden- und Unfallversicherung) habe 39 Millionen Euro betragen, der Einfluss auf die Combined Ratio 18 Millionen Euro oder 2,5 Prozentpunkte. Bereinigt um überdurchschnittlich hohe Unwetterschäden und die Restrukturierungskosten belief sich die Combined Ratio im ersten Halbjahr in Deutschland auf 101 Prozent. Das mittelfristige Ziel sei unverändert eine Combined Ratio von rund 98 Prozent. Die Restrukturierungskosten von 19 Millionen Euro in der Lebensversicherung sei mittels einer geringeren RfB-Zuführung komplett an die Versicherungsnehmer weitergeleitet worden.

Talanx ist laut Schäfer durchschnittlich gut aufgestellt, um mit den Herausforderungen in der deutschen Lebensversicherung zurechtzukommen. Die hohen Kosten der größten Versicherungstochter HDI bezeichnet er dabei als das größte Problem. Demgegenüber seien die Bankversicherungstöchter, und hier insbesondere Targo aufgrund des Fokus auf profitable Kreditausfallversicherungen gut aufgestellt. Darüber hinaus verfüge HDI Leben als einer der größten Anbieter fondsgebundener Lebensversicherungen in Deutschland über ein zweites Standbein, um das im Abbau befindliche traditionelle Lebensversicherungsgeschäft auffangen zu können. Das EBIT von 73 Millionen Euro im ersten Halbjahr sei eine positive Überrascht gewesen. Die eigenen Schätzungen für die nächsten Jahre liegen nur bei 70-80 Millionen Euro.

Die Industrieversicherung habe im ersten Halbjahr die Erwartungen übertroffen. Die Combined Ratio habe auch bei einer im Rahmen liegenden Großschadenbelastung bei unter 98 Prozent gelegen. Trotz der Portfoliobereinigung in Deutschland habe das währungsadjustierte Bruttoprämienwachstum einen Zuwachs von 4,1 Prozent erzielt. Bei einer weiterhin erfolgreich verlaufenden Portfoliobereinigung könnten die Erwartung einer Combined Ratio von 97 Prozent in 2018 zu konservativ sein.

Das internationale Privatkundengeschäft in Brasilien und Polen dürfte auch in den kommenden Quartalen mit Gegenwind zu kämpfen haben. Während die Combined Ratio in Brasilien aufgrund gestiegener Kosten für importierte Autoersatzteile auf 102 Prozent gestiegen sei, belaste die Vermögensteuer in Polen das Ergebnis pro Jahr um rund 24 Millionen Euro nach Steuern. In Brasilien rechne Talanx mit einer graduellen Verbesserung der Lage trotz der anhaltenden Rezession.

Talanx richte am 18. November den nächsten Investorentag aus. Im Fokus stehe die Entwicklung im deutschen Retail-Geschäft. Das Ergebnis je Aktie veranschlagt Schäfer für 2016 auf 3,06 Euro nach 2,90 Euro je Aktie im Vorjahr. 2017 geht er von 3,35 Euro auf und für 2018 von 3,53 Euro. Für das kommende Jahr ergibt sich daraus ein KGV von 8,1. Laut Schäfer bedeutet das einen Bewertungsabschlag von fast 20 Prozent zum STOXX Insurance Index.

Bei den Ausschüttungen geht er wie bei W&W von jährlichen Anhebungen in Höhe von fünf Cent aus. Konkret bedeutet das für 2016 eine Schätzung von 1,35 Euro nach zuletzt 1,30 Euro und für die beiden Folgejahre dann 1,40 und 1,45 Euro. Gemessen an der für 2016 genannten Prognose ergibt sich daraus eine geschätzte Dividendenrendite von 4,97 Prozent. Die Ausschüttungsquote von 42 Prozent wird als moderat bezeichnet.

Portrait: Die Talanx AG gehört zu den führenden Versicherungsunternehmen in Europa und ist vor allem auf Versicherungen für Privat-, Firmen und Industriekunden sowie Rückversicherungen ausgerichtet. Zu den Marken des Konzerns gehören Hannover Rück, einer der weltweit führenden Rückversicherer, TARGO Versicherungen, HDI und HDI-Gerling. Talanx ist in ca. 150 Ländern aktiv und beschäftigt rund 22.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Hannover.





Europäischer Versicherungs-Aktien-Favorit vom Bankhaus Lampe, Nummer drei: Assicurazioni Generali S.p.A. (WKN: 850312, 10,91 Euro)



Von viel Siechtum war seit der Jahrtausendwende leider die Kursentwicklung bei Generali geprägt. Auch in Das im Jahr 2000 markierte Hoch von 43,00 Euro ist meilenweit entfernt und auch in diesem Jahr notiert der im italienischen Aktienleitindex FTSE MIB enthaltene Titel im Minus. Von dem im Juli bei 9,82 Euro markierten Jahrestief hat sich der Titel zwar gelöst, längerfristig betrachtet sieht das Chartbild aber nach wie vor sehr dürftig aus.

Lampe hält aus fundamentalen Überlegungen heraus aber an der Kaufempfehlung fest. Erwähnenswert dabei ist aber ein jüngst von 16,00 Euro auf 15,00 Euro gesenktes Kursziel. Aber auch diese Vorgabe birgt noch immer ein Aufwärtspotenzial von 37,5 Prozent.

Generali wird laut Lampe Analyst Schäfer weiterhin von der Wachstumsschwäche im italienischen Sachversicherungsgeschäft und dem Niedrigzinsumfeld in der deutschen Lebensversicherung leiden. In den aktuellen Bewertungen sei das aber bereits eingepreist. Neben der Unsicherheit infolge des überraschenden Abschieds von CEO Mario Greco seien deutlich negative Gewinnrevisionen ein Hauptgrund für die anhaltend schlechte Wertentwicklung der Aktie gewesen.

Während die Schaden- und Unfallversicherung von Generali in Deutschland seit Jahren mit einer sehr starken Combined Ratio und leichten Marktanteilsgewinnen glänzen könne, sei die Situation in der der Lebensversicherung unverändert angespannt. Insbesondere die weit unterdurchschnittlichen stillen Reserven und die relativ niedrige laufende Anlagerendite dürften mittelfristig zu deutlich sinkenden operativen Gewinnen in der Lebensversicherung in Deutschland führen. Jüngst seien erneut Spekulationen bezüglich einer Fusion mit AXA aufgekommen, was die Marktposition in Deutschland langfristig erheblich stärken würde. Schäfer hält die Wahrscheinlichkeit einer Fusion aber für extrem gering.

Die Gewinnprognosen seien zuletzt deutlich um zwölf Prozent für das Jahr 2016 und um elf Prozent für das Jahr 2017 gesenkt worden. Die Gründe hierfür seien ein weit unter den Erwartungen liegendes Wachstum in der Schaden- und Unfallversicherung, ein erheblich stärker als erwartet ausgefallener Rückgang der Anlagerendite, ein geringerer Ergebnisbeitrag von Banca Generali und über den Erwartungen liegende Holdingkosten. Schäfer geht von weiteren moderaten, negativen Gewinnrevisionen aus, welche jedoch im Rahmen der Peer-Group liegen sollten. Die eigenen Gewinnschätzungen für die Jahre 2017 und 2018 lägen nur noch ein bis zwei Prozent unter dem Konsensus.

Der nächste Investorentag von Generali findet am 23. November statt, kurz nach der Veröffentlichung der Drittquartalszahlen am 10. November. Die Gewinnerwartungen für die Jahre 2016 bis 2018 sehen nach 1,31 Euro je Aktie im Vorjahr wie folgt aus: 1,48 Euro, 1,51 Euro, 1,55 Euro. Daraus errechnet sich für 2017 ein geschätztes KGV von 7,2. Den Lampe-Angaben zufolge bewegt sich damit der Bewertungsabschlag gegenüber dem STOXX Insurance Index bei 22 Prozent. Auch unter Berücksichtigung eines geringeren Wachstums durch den starken Fokus auf Kontinentaleuropa und einer überdurchschnittlichen Risikoprämie sei der Abschlag zu hoch.

Zumal der Fokus auf Retail-Kunden gerade in der Schaden- und Unfallversicherung für eine unterdurchschnittliche Ergebnisvolatilität sorgen dürfte und als Pluspunkt auch noch eine als sehr hoch bezeichnete Dividendenrendite hinzukomme. Konkret sollen den Prognosen zufolge nach 0,73 Euro je Aktie im Vorjahr für die Jahre 2016 bis 2018 Zahlungen von 0,80, 0,83 und 0,86 Euro geleistet werden. Das entspricht für das laufende Geschäftsjahr einer erwarteten Dividendenrendite von 7,3 Prozent.

Portrait: Generali ist die drittgrößte Versicherung in Europa. Das Produktportfolio umfasst eine breite Palette an Versicherungslösungen in den Bereichen Schaden- und Unfallversicherung, Lebensversicherung und Krankenversicherung. Zusätzlich ist Generali auch im Bereich der Finanzberatung sowie im Private Banking tätig. Das Unternehmen wurde 1831 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Triest, Italien.





Europäischer Versicherungs-Aktien-Favorit vom Bankhaus Lampe, Nummer vier: AXA S.A. (WKN: 855705, 18,785 Euro)



Die vierte Mitfavorit AXA war wie so viele Branchenkonkurrenten seit Anfang 2014 nicht mehr in der Lage, den eigenen Aktienkurs dauerhaft zu steigern. Aktuell bewegen wir uns dadurch auf dem damals gültigen Niveau. Insgesamt ist das Geschehen bei diesem im französischen Aktienleitindex CAC 40 enthaltenen Titel seit der Jahrtausendwende von einer sehr volatilen Entwicklung gekennzeichnet. Das im Jahr 2000 aufgestellte Rekordhoch von 43,13 Euro ist ebenso weit entfernt wie das Tief von 5,88 Euro aus dem Jahr 2009. Für dieses Jahr stehen bisher Kursverluste angeschrieben, wobei sich der Wert momentan aber immerhin anschickt, den mittelfristigen Abwärtstrend zu überwinden.

Gelingt das, wäre das charttechnisch gesehen positiv zu werten, Aus dem fundamentalen Blickwinkel heraus bleibt für das Bankhaus Lampe die Aktie von AXA eine Kaufempfehlung. Als Kursziel werden 25 Euro genannt. Wobei auch hier ähnlich wie bei Generali jüngst die Vorgabe um einen Euro gesenkt wurde. Bei einer Zielerreichung lässt das der Notiz aber trotzdem nach wie vor 33 Prozent Luft nach oben. Das Potenzial für weitere Dividendensteigerungen und die sehr günstige Bewertung sind laut Analyst Schäfer die Attraktionen dieser Aktie.

Allerdings ist Schäfer der Meinung, dass im gegenwärtigen Umfeld auch das untere Ende des angestrebten Gewinnwachstums bis 2020 von 3-7 Prozent pro Jahr von AXA nicht erreicht werden kann. Das sei aber deshalb kein großes Problem, weil nach seiner Ansicht die momentan sehr günstige Bewertung auch kein Gewinnwachstum impliziert. Er erwartet bis inklusive 2018 stagnierende Gewinne und er liegt mit seinen Erwartungen für das Jahr 2018 rund 7 Prozent unter dem Konsensus.

Die Solvabilitätsquote von AXA habe Ende Juni 2016 mit 197 Prozent komfortabel innerhalb der angestrebten Bandbreite von 170-230 Prozent gelegen. Auch eine mögliche Reduzierung der Ultimate Foreward Rate als Diskontsatz für sehr langfristige Verbindlichkeiten von momentan 4,2 Prozent sollte für AXA verkraftbar sein, ohne die Dividendenpolitik zu gefährden. Vor diesem Hintergrund geht Schäfer für das Geschäftsjahr 2016 unverändert von einer auf 1,20 Euro leicht steigenden Dividende aus.

AXA rangiere in Deutschland momentan im Mittelfeld. Die Combined Ratio sei in den vergangenen Jahren signifikant verbessert worden und habe 2015 das erste Mal unter dem Marktschnitt gelegen. Die Verbesserung der versicherungstechnischen Profitabilität sei allerdings durch massive Marktanteilsverluste erkauft worden. So habe sich der Marktanteil in Deutschland auf Bruttoprämienbasis seit 2011 von 7,2 Prozent auf 6,5 Prozent reduziert. Schäfer schätzt, dass AXA im selben Zeitraum jedoch fast zehn Prozent ihrer Kunden in der Schaden- und Unfallversicherung verloren hat.

Auch in der Lebensversicherung wachse AXA unterdurchschnittlich, was aufgrund der schwierigen Marktsituation für verkraftbar erachtet wird. Aufgrund des hohen Altbestandes mit Garantien von bis zu vier Prozent habe die Gesellschaft eine der höchsten Garantieverzinsungen von fast 3,4 Prozent zu finanzieren. Die AXA Krankenversicherung sei in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen. Dies stehe im Einklang mit der Strategie, im Neugeschäft mit biometrischen Produkten zu wachsen.

Gerüchte hinsichtlich einer Fusion mit Generali hielten an, doch werden diese als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Ein solcher Zusammenschluss würde laut Schäfer die Wettbewerbssituation von AXA in Deutschland nur sehr langfristig verbessern. Die kombinierte Einheit wäre hinter Allianz die klare Nummer zwei im deutschen Versicherungsmarkt.

AXA veröffentlicht die Neugeschäftszahlen für die ersten neun Monate 2016 am 4. November. Schäfer erwartet eine weitgehende Bestätigung der Trends des ersten Halbjahres mit leicht rückläufigen Umsätzen in der Lebensversicherung und einem Prämienwachstum von rund drei Prozent in der Schaden- und Unfallversicherung

Die Gewinnprognose ist von Stagnation geprägt. Für 2016 sehen die Vorhersagen zwar eine Verbesserung beim Ergebnis je Aktie von 2,18 Euro auf 2,33 Euro vor. 2017 und 2018 soll dieser Wert dann mit 2,33 Euro und 2,34 Euro auf der Stelle treten. Für 2017 ergibt sich daraus ein KGV von 8,1, was laut Lampe einem Bewertungsabschlag gegenüber dem STOXX Insurance Index gleichkommt.

Auf der Ausschüttungsseite sehen die Vorhersagen für 2016 eine Anhebung der Dividende von 1,10 Euro auf 1,20 Euro je Aktie vor. Für 2017 und für 2018 beinhalten die Kalkulationen dann Zahlungen von 1,25 Euro und 1,30 Euro je Anteilsschein. Für das laufende Jahr würde sich daraus eine Rendite von 6,4 Prozent ergeben, was sich laut Lampe über dem Branchendurchschnitt bewegt.

Portrait: AXA ist eine der weltweit führenden Versicherungsgesellschaften mit einem umfassenden Produktangebot in der Schaden- und Unfallversicherung, Krankenversicherung und Lebensversicherung. Daneben gehört AXA ebenfalls zu den weltweit größten Vermögensverwaltern. Das Unternehmen wurde 1985 gegründet. Der Hauptsitz ist Paris, Frankreich.





Europäischer Versicherungs-Aktien-Favorit vom Bankhaus Lampe, Nummer fünf: Allianz SE (WKN: 840400, 131,60 Euro)



Das Chartbild der Allianz ähnelt dem vieler anderer europäischer Versicherungen. Das heißt, langfristig sind volatile Ausschläge nach unten und nach oben zu konstatieren, wobei es in der jüngeren Vergangenheit per Saldo seitwärts mit den Notierungen ging. In diesem Jahr wartet das DAX-Mitglied bisher mit Verlusten auf und damit sich das Chartbild verbessert, müsste der momentan bei rund 142 Euro verlaufende mittelfristige Abwärtstrend überwunden werden.

Nach Ansicht von Lampe-Analyst Schäfer sind fundamental gesehen sogar deutlich höhere Notierungen gerechtfertigt. Er hat seine Kaufempfehlung für die Aktie jedenfalls eben erst mit einem unveränderten Kursziel von 170 Euro bestätigt (Kurspotenzial: 29,2 Prozent). Seinem Urteil zufolge sollte der Titel auch von einem möglichen Aktienrückkaufsprogramm im Jahr 2017 profitieren. Die Nettomittelabflüsse bei der Vermögensverwaltungstochter PIMCO sollten im zweiten Halbjahr 2016 enden, und operativ sieht er die Allianz sowohl in der Schaden- und Unfallversicherung aber auch in der Lebensversicherung überdurchschnittlich gut aufgestellt. Auch eine moderate Verbesserung der Combined Ratio könnte sich mit als Kurstreiber erweisen, heißt es.

Die Mittelabflüsse bei PIMCO hätten im zweiten Quartal bei 18 Milliarden Euro gelegen, wobei fast alle Abflüsse auf den Verlust eines Großkunden zurückzuführen gewesen seien. Allianz habe für das zweite Halbjahr das Ziel bestätigt, die Mittelabflüsse beenden zu können. Weitere Kostensenkungen sollten den von Lampe erwarteten Margenrückgang kompensieren können, sodass für das Asset Management unverändert von einem operativen Gewinn von 2,1-2,3 Milliarden Euro für die Jahre 2016-2018 ausgegangen werde.

Schäfer geht momentan davon aus, dass Allianz in 2016 das Ziel einer Combined Ratio von 94 Prozent leicht verfehlen wird. Die unerwartete Verschlechterung der bereinigten Schadenquote im zweiten Quartal erhöhe die Unsicherheit hinsichtlich der Erreichbarkeit dieses Zieles. Dessen ungeachtet sieht er die Allianz in den wichtigsten europäischen Kernmärkten (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Schweiz) und in der globalen Industrieversicherung überdurchschnittlich gut aufgestellt und er erwartet auch ohne Akquisitionen in diesen Märkten in den nächsten Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum.

Trotz des weiter gesunkenen Zinsniveaus sei die deutsche Lebensversicherung der Allianz weiterhin in sehr guter Verfassung. Rekordhohe stille Reserven, eine überdurchschnittliche laufende Anlagerendite und sehr niedrige Kosten sollten in den nächsten Jahren ein stabiles Ertragsniveau ermöglichen.

Der Konzern habe während der Halbjahreszahlen das ungenutzte Budget für Akquisitionen in Höhe von 2,5-3 Milliarden Euro bestätigt. Schäfer geht nicht davon aus, dass Allianz in diesem Jahr noch eine signifikante Akquisition tätigen wird. Das bringt ihn dazu, von einem Aktienrückkauf von 2,5 Milliarden Euro oder rund vier Prozent der ausstehenden Aktien im Jahr 2017 auszugehen.

Aufgrund der niedrigen Bewertung der Aktie sei ein Aktienrückkauf momentan die attraktivste Möglichkeit, den Gewinn je Aktie zu steigern. Unter Berücksichtigung des Verkaufs der Lebensversicherung in Südkorea schätzt Schäfer die aktuelle Solvabilitätsquote der Allianz auf 192 Prozent. Der Aktienrückkauf sollte die Quote um sieben Prozentpunkte reduzieren, was verkraftbar sei. Schäfer geht für das erste Quartal 2017 von der Ankündigung des Aktienrückkaufprogramms aus.

Die erwartete Gewinnreihe ist von wenig Dynamik geprägt. Die Schätzungen sehen für 2016 ein Ergebnis je Aktie von 14,20 Euro nach 14,56 Euro im Vorjahr vor. Für 2017 und 2018 beinhalten die Prognosen 14,90 Euro und 15,03 Euro. Für 2017 ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 8,8, was leicht unter dem Durchschnitts-KGV des STOXX Insurance Index liege.

Bei der Dividende wird für das laufende Jahr mit unveränderten 7,30 Euro je Aktie kalkuliert. Für 2017 und 2018 werden dann Erhöhungen auf 7,40 Euro und 7,50 Euro für möglich gehalten. Auf Basis der Annahme für 2016 würde sich die Dividendenrendite derzeit bei 5,55 Prozent bewegen.

Portrait: Allianz ist die weltweit führende Schaden- und Unfallversicherung und gehört zu den größten Lebensversicherungen und Vermögensverwaltern. In der Schaden- und Unfallversicherung bietet Allianz eine weitgefächerte Produktpalette an. In der Lebensversicherung liegt der Schwerpunkt auf traditionellen Vorsorgeprodukten. Die Vermögensverwaltung hat einen deutlichen Fokus auf festverzinsliche Wertpapiere. Allianz wurde 1890 gegründet und hat ihren Hauptsitz in München, Deutschland.