Laut einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung von Osram haben die Finanzinvestoren Bain und Advent ein neues Übernahmeangebot "mit bedeutendem Aufschlag" für den Münchner Lichtkonzern in Aussicht gestellt. Bain hatte ursprünglich zusammen mit dem Investor Carlyle 35 Euro geboten. Beide Offerten - AMS und Bain/Carlyle - laufen jeweils noch bis zum 1. Oktober. Die Osram-Aktionäre müssen nun entscheiden, ob sie die AMS-Offerte annehmen - oder auf die höhere Bain-Advent-Offerte setzen wollen, die allerdings wohl erst nach dem 1. Oktoboer kommt und nicht sicher ist.

"Ich gehe davon aus, dass wir bis 1. Oktober die Annahmeschwelle von 62,5 Prozent erreichen", zeigte sich AMS-Chef Everke in dem Interview zuversichtlich. AMS hatte ursprünglich 70 Prozent angestrebt und die Quote später auf 62,5 Prozent gesenkt. "Unsere Übernahme ist der richtige Weg für die Mitarbeiter und für Hochtechnologie in Europa", sagte Everke.

Der AMS-Chef deutete in dem Gespräch an, dass sich noch weitere Investoren an Osram beteiligen könnten. "Es ist richtig, dass im Zuge der Transaktion das Interesse weiterer erstrangiger Investoren an uns herangetragen wurde, die sich möglicherweise im weiteren Verlauf beteiligen könnten."

Zur Geschäftsentwicklung von AMS sagte Everke, man erwarte ein "starkes Ergebnis für das dritte Quartal und auch für das Jahr 2019." Durch Effizienzsteigerungen in der Fertigung "wurde die Profitabilität erheblich verbessert".

Interview mit Vorstandschef Alexander Everke: "Werden bis 1. Oktober Annahmeschwelle von 62,5 Prozent erreichen."


Börse Online: Sie bieten 38,50 Euro je Aktie. Die Finanzinvestoren Bain und Advent haben eine deutliche Erhöhung ihrer Offerte in Aussicht gestellt. Werden Sie Ihr Angebot jetzt aufstocken?
Alexander Everke: AMS wird die Situation evaluieren. Aber 38,50 Euro ist ein attraktives Angebot. Ich gehe davon aus, dass wir bis 1. Oktober die Annahmeschwelle von 62,5 Prozent erreichen. Unsere Übernahme ist der richtige Weg für die Mitarbeiter und für Hochtechnologie in Europa. Unser Angebot ist der Offerte von Bain und Carlyle finanziell klar überlegen sowie hinsichtlich Job- und Standortgarantien gleichwertig.

Wo genau wollen Sie Synergien heben?
Wir rechnen mit mindestens 300 Millionen Euro Synergien pro Jahr. Rund 60 Millionen Euro Ergebnisbeitrag durch zusätzliche Umsätze, rund 120 Millionen Euro durch Optimierung der Fertigung und 120 Millionen Euro in der Verwaltung durch Zusammenführung der IT und Zentralfunktionen sowie der Abschaffung von Doppelfunktionen. Wir haben uns verpflichtet, München als Co-Zentrale zu erhalten, wollen aber in der Verwaltung einige Hundert Stellen abbauen.

Wohin wollen Sie mit Osram?
Wir wollen einen europäischen Champion für Lichterzeugung und Lichtsensorik schaffen, der weltweit eine Marktführerposition einnimmt. Wir sind führend in Sensorlösungen, Osram bei der Erzeugung von künstlichem Licht. Wir können künftig Produkte anbieten, die Osram und AMS heute alleine nicht anbieten können.

Gegner befürchten eine Zerschlagung.
Es ist keine Zerschlagung geplant. Wir wollen optische Halbleiter und die Autozulieferersparte stärken. Nur das Digitalgeschäft ist weniger strategisch für uns. Dafür suchen wir einen besseren Besitzer, für den das Geschäft strategisch wichtig ist und der wiederum als Kunde für uns interessant sein kann.

AMS ist vom Umsatz her ein Drittel kleiner als Osram. Wie können Sie das stemmen?
Es hat lange gedauert, bis die beiden Finanz-investoren ihre Finanzierung zusammenhatten. Wir dagegen haben eine Brückenfinanzierung von 4,2 Milliarden Euro in wenigen Wochen zusammengestellt, davon ein Drittel aus einer Kapitalerhöhung. Bis Ende 2021 soll der Verschuldungsgrad bereits auf das Zweifache des Vorsteuerergebnisses (Ebitda) sinken. Das liegt an unserer hohen Profitabilität, unserem hohen Cashflow und daran, dass - im Gegensatz zu Private Equity - die Verschuldung und Zinslast der Transaktion nicht allein von Osram zu tragen wäre.

Haben Sie noch weitere Partner im Rücken?
Mit Ausnahme der Banken UBS und HSBC gibt es keine weiteren Partner. Wir wissen aber vom Interesse weiterer erstrangiger Investoren, die sich noch beteiligen könnten.

Sie haben keine Chinesen in der Hinterhand?
Nein, wir reden nicht mit Chinesen.

Bleibt Osram an der Börse?
Dazu gibt’s noch keine Entscheidung. Nach Vollzug des Übernahmeangebots wird ein Delisting von Osram in Abstimmung mit Vorstand und Aufsichtsrat von Osram geprüft.