Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 04.01.2018 in Heftausgabe 01/2018

Die Digitalisierung der Wirtschaft hat die Welt umgekrempelt. Internetunternehmen gewinnen zunehmend an Macht und Wert - abzulesen an unserer alljährlichen Auswertung der Top-30-Konzerne der Erde.

Gemessen am Börsenwert (per Jahresultimo 2017) sind mittlerweile sieben der zehn größten Unternehmen dem Internet- oder zumindest dem Technologiesektor zuzuordnen. Berkshire Hathaway, der wertvollste Vertreter traditioneller Wirtschaftszweige, ist trotz eines ansehnlichen Wertzuwachses im vergangenen Jahr von Platz 4 auf Rang 7 abgerutscht.

Die Beteiligungsgesellschaft, die Altmeister Warren Buffett einst zum reichsten Mann des Planeten machte, muss sich mittlerweile sogar hinter dem chinesischen Techgiganten Tencent anstellen. Auch Buffett selbst hat seinen Rang als reichster Erdenbürger längst verloren. Nicht an Microsoft-Gründer Bill Gates, nicht an den mexikanischen Telekom-König Carlos Slim Helú oder Spaniens Modemilliardär Amancio Ortega (Inditex), mit denen er sich jahrelang ein Wettrennen um die Pole-Position geliefert hatte. Der neue reichste Mann der Welt ist Amazon-Gründer Jeff Bezos, übrigens der erste Mensch, dessen Vermögen die Schallmauer von 100 Milliarden Dollar durchbrach.

Auch wenn sich auf den ersten drei Plätzen gegenüber Anfang 2017 nichts verändert hat - Apple bleibt das wertvollste Unternehmen vor der Google-Mutter Alphabet und Microsoft -, wird sich Bezos auch in dieser Rangliste nicht dauerhaft mit der Rolle als Nummer 4 begnügen. Amazon wächst schneller als die Kontrahenten und könnte daher über kurz oder lang einen Platz auf dem Treppchen erobern. Nicht wenige Analysten gehen sogar davon aus, dass der Internethändler eines Tages Apple vom Thron stoßen wird.

Während die Asiaten zunehmend Boden gutmachen - neben Tencent schaffte es aus China auch Alibaba in die Top Ten, und Samsung aus Südkorea holt deutlich auf - rutschen die Europäer immer weiter ab. Erst auf Rang 17 findet sich mit Royal Dutch Shell ein Vertreter des altehrwürdigen Kontinents, der mit Nestlé, Novartis, Roche und AB Inbev gerade mal fünf der Top-30-Konzerne beheimatet.

Da Toyota (im Vorjahr Nummer 30) aus der Rangliste herausgefallen ist, stellt nun auch Japan keinen der Top-30-Konzerne mehr - in Deutschland kennt man das schon länger. Auf den folgenden Seiten stellen wir unsere sechs Favoriten unter den Megakonzernen für 2018 vor.



Auf Seite 2 - 7: Sechs Favoriten unter den Megakonzernen





Amazon-Aktie: Vom Buchhändler zum Tech-Imperium



Bis zur Billion ist es zwar noch ein weiter Weg, aber eine Schallmauer hat Amazon im Jahr 2017 bereits geknackt: die 1000-Dollar-Marke. Das Imperium von Jeff Bezos kam erst vor zwei Jahrzehnten zu einem splitbereinigten Kurs von 1,50 Euro je Aktie an die Börse - als Onlinebuchhändler. Wer damals 1000 Dollar investiert und die Aktien gehalten hat, sitzt heute auf einem Vermögen von 784 000 Dollar.

Längst ist der weltgrößte Internethändler nicht mehr nur auf E-Commerce spezialisiert. Amazon expandiert in zahlreiche Richtungen und nimmt viel Geld in die Hand. Mit der milliardenschweren Übernahme der Biosupermarktkette Whole Foods stieß der Konzern in die klassische Wirtschaft vor.

Die größten Wachstumstreiber kommen aber immer noch aus dem Technologiebereich. Egal, ob Big Data, künstliche Intelligenz oder Cloud - der Gigant aus Seattle ist bei sämtlichen Megatrends vorn dabei. Im letztgenannten Segment ist Amazon seinen prominenten Widersachern enteilt. Der Umsatz der Cloud-Sparte legte allein im dritten Quartal um 42 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar zu. Das entspricht dem Vielfachen der Erlöse der Nummer 2 und 3, Microsoft und Alphabet, im Bereich "Cloud Infrastructure as a Service". Die aggressive Wachstumsstrategie dürfte sich weiterhin auszahlen - für Amazon wie für die Aktionäre.





Apple-Aktie: Eine Billion Dollar für einen Apfel



Der Techpionier aus Cupertino stemmt aktuell knapp 900 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage - nie zuvor war ein Unternehmen wertvoller. Damit liegt die historische Bewertungsgrenze von einer Billion Dollar in Reichweite.

Mit dem Aufstieg gehen operative Erfolge einher. Zuletzt begeisterte Apple im Zuge des zehnjährigen Geburtstags des Smartphones mit dem Jubiläumsmodell iPhone X. Damit will der Konzern in neue Umsatzsphären vorstoßen. Die hohe Nachfrage verleitete Apple sogar dazu, das Umsatzziel für das Weihnachtsquartal um sieben bis zehn Milliarden Dollar anzuheben. Laut Marktforscher IHS Markit wurde im Schlussviertel 2017 mit mehr als 88 Millionen verkauften iPhones ein neuer Rekord erzielt.

Auch wenn sich kurz vor Silvester noch Befürchtungen breitmachten, dass der Absatz des iPhone X wegen des hohen Preises etwas lahme, ist dies kein Grund zur Sorge. Denn Apple gibt auch in anderen Geschäftszweigen Gas. Rund eine Milliarde Dollar fließt zum Beispiel in das hauseigene Serienportfolio. Die Experten von Loup Venture gehen sogar davon aus, dass Apple seine Ausgaben für Originalinhalte bis 2022 auf 4,2 Milliarden Dollar erhöhen wird.

Vom iPhone über den Mac bis zur Servicesparte und den "anderen Produkten" befindet sich Apple derzeit auf Wachstumskurs. Die Billionengrenze könnte 2018 also durchaus fallen.





Berkshire Hathaway B-Aktie: Spiegelbild der US-Wirtschaft



Berkshire Hathaway, das Investmentvehikel von Börsenlegende Warren Buffett, ist - trotz Beteiligung an Apple - so etwas wie das Spiegelbild der amerikanischen Old Economy: Versicherungen, Eisenbahnlinien, Nahrungsmittelproduzenten und vieles mehr sind unter dem Dach der Beteiligungsgesellschaft vereint.

Die Aktie ist ein ideales Basisinvestment für jedes Aktiendepot, zumal mit Beteiligungen am Pharmakonzern Johnson & Johnson oder der Großbank Wells Fargo gleich mehrere andere Top-30-Unternehmen mit abgedeckt sind.

Da hauptsächlich die Techgiganten die Antreiber des jüngsten Börsenaufschwungs waren, hinkte die Aktie dem US-Leitindex S & P 500 in den vergangenen Jahren etwas hinterher. Doch das könnte sich ändern, denn Berkshire hat unzählige Töchter, die in den USA produzieren und deshalb von der Steuerreform Donald Trumps profitieren. Kaum war diese beschlossen, erreichte der Titel - in US-Dollar gerechnet - ein neues Rekordhoch.

Ein kritischer Punkt bleibt die Abhängigkeit von einer Person. Zu einem heftigen Kurseinbruch könnte es kommen, wenn Buffett - mittlerweile 87 Jahre alt - eines Tages zurücktritt. Allerdings gibt es nicht wenige Analysten, die überzeugt sind, dass die wahren Werte des Megakonzerns erst gehoben werden können, wenn der Altmeister nicht mehr an der Spitze steht.





Nestlé-Aktie: Weniger Süßes, mehr Gesundes



Ein bewegtes Jahr liegt hinter Nestlé. Der neue Chef Ulf Mark Schneider baut den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern derzeit einschneidend um. Auf seinem ersten Investorentag sprach der Deutsch-Amerikaner gleich Klartext. Bis 2020 soll der Umsatz im mittleren einstelligen Bereich wachsen.

Zudem peilt der ehemalige Fresenius-Manager bis dahin eine bereinigte Ergebnismarge von 17,5 bis 18,5 Prozent an. Zum Vergleich: 2016 legten die Erlöse, bei einer bereinigten Marge von 16 Prozent, organisch lediglich um 2,4 Prozent zu.

Um die Ziele zu erreichen, setzt Schneider vor allem auf Kaffee, Tierfutter, Babynahrung und Wasser. In diese Bereiche soll auch kräftig investiert werden. Stärken möchte der Konzern seine schnell wachsenden Nahrungs- und Getränke-kategorien auch mittels Übernahmen. Im Zuge dessen verleibte sich Nestlé zuletzt den Vitamin- und Nahrungsmittelzusätze-Hersteller Atrium Innovations ein.

Auf der anderen Seite werden weniger profitable Segmente wie das US-Süßigkeitengeschäft abgestoßen. Noch im ersten Quartal soll der Verkaufsprozess abgeschlossen werden. Gerüchten zufolge haben die Eidgenossen zudem ein Auge auf das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten von Merck geworfen.

Folglich dürfte den Nestlé-Aktionären auch 2018 ein ebenso spannendes wie ertragreiches Jahr ins Haus stehen.





Tencent-Aktie: China ist nicht mehr groß genug



Hinter dem größten Internetunternehmen Asiens liegt ein außergewöhnlich erfolgreiches Börsenjahr. Nachdem Tencent mit den Zahlen zum dritten Quartal einmal mehr die Umsatz- und Gewinnschätzungen der Analysten übertreffen konnte, erreichte man als erste asiatische Aktiengesellschaft Ende November 2017 eine Marktkapitalisierung von 500 Milliarden US-Dollar.

Das Erfolgsrezept: Im Jahr 2011 hat Tencent mit dem Messenger-Dienst Wechat ein Werkzeug für den Alltag auf den Markt gebracht, das heute von weit mehr als 900 Millionen Menschen genutzt wird. 80 Prozent aller chinesischen Internet-User kommunizieren und shoppen per Wechat, tätigen Reservierungen, bestellen eine Pizza oder einen Fahrdienst über die Super-App.

Statt sich auf der Marktführerschaft im Bereich Social Media auszuruhen, investiert der Internetriese Milliarden in andere Wachstumsmärkte - etwa in das Thema autonomes Fahren oder in ein eigenes Onlinebezahlsystem, das 2018 erstmals außerhalb Chinas angeboten wird.

Zu den wichtigsten Zukunftsfeldern zählt Tencent den boomenden und lukrativen Markt für Online-Videospiele, in dem Chinas klare Nummer 1 mit der Plattform Wegame nun auch international den großen Wurf plant. Ein Drittel der Anteile liegt beim südafrikanischen Medienkonzern Naspers, dessen Aktie wir im -Basisdepot führen.





Visa-Aktie: Dauerlauf seit neun Jahren



Im März 2018 feiert die Visa-Aktie ihr zehnjähriges Börsenjubiläum. Eine relativ kurze Börsenhistorie für ein Unternehmen, das den Sprung in den altehrwürdigen Dow Jones Industrial Average Index geschafft hat.

In einem Jahrzehnt hat das Kreditkartenunternehmen aus Foster City/Kalifornien allerdings schon viel erreicht. Zum einen legte der Kurs von 2009 bis heute von 10,61 Dollar auf 113,82 Dollar zu - das bringt der Firma den Status als charttechnischer Dauerläufer ein. Zum anderen hat sich der Wert bei einer Marktkapitalisierung von 174,6 Milliarden Euro zu einem ziemlichen Dickschiff gemausert. Der Börsenwert ist jedenfalls mehr als doppelt so hoch wie der des Konkurrenten American Express. Eine reife Leistung.

Und es könnte noch besser kommen. Zumindest dann, wenn der Anbieter von Kredit-, Debit- und Guthabenkarten auf Wachstumskurs bleibt. Als Profiteur der anhaltenden Umstellung von Bargeld auf elektronische Zahlungen ist das gut vorstellbar.

Von 2007/08 bis 2016/17 gelang es dem Unternehmen laut dem Finanzdienstleister CFRA, den Gewinn je Aktie von 0,29 auf 2,80 Dollar zu steigern. Bis 2021/22 sollen sogar 7,68 Dollar je Anteilschein herausspringen.

Eine Perspektive, die den Aktienkurs bereits bei Erreichen der Prognose weiter anschieben könnte. Und positive Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.