Die Nachrichten aus dem Halbleiter-Sektor waren zuletzt nicht nur positiv. Vielmehr sorgten vorsichtigere Geschäftsausblicke von wichtigen Branchenvertretern wie Applied Materials, Intel oder TMSC auch für einige Molltöne. Doch es gibt auch immer wieder Hoffnungsschimmer. Auf positive Impulse darf das Segment beispielsweise dadurch hoffen, dass die Tech-Ikonen Apple und Google längst auch im Automobilbereich immer mehr Gas geben. Eine Tatsache, die den ohnehin vorherrschenden Trend hin zu mehr Technologie im Auto zusätzlich verstärken dürfte.

Die Analysten bei der US-Investmentbank Jefferies gehen jedenfalls fest davon aus, dass auch deshalb die Automobil-Erstausrüster künftig noch mehr Autos bestückt mit intelligenter Technologie anbieten werden. Das wiederum könnte den Einsatz von Halbleitern im Automobilsektor weiter steigen lassen und dazu führen, dass die bisher für das Segment im Automobilbereich unterstellte langfristige Wachstumsrate von 5,5 Prozent übertroffen wird.

Für 2015 beziffern die Jefferies-Analysten das Marktvolumen des Automotive-Halbleiter-Segments auf 31 Milliarden Dollar, was rund neun Prozent des gesamten Halbleitergeschäfts entspricht. Der Marktforscher Gartner sagt dem Bereich bis 2019 ein Volumen von 40 Milliarden Dollar voraus, was gemessen ab 2015 einem Plus von 5,5 Prozent entsprechen würde. Weil die etablierter Autobauer bei der angebotenen Technik aber nicht hinter Apple und Google zurückbleiben wollen, geht Jefferies von einem noch höheren Wachstum aus. Wohin die Reise gehen könnte, zeigt sich auch daran, dass in herkömmlichen Autos derzeit Halbleiter-Produkte im Wert von durchschnittlich 340 Dollar stecken, während es bei Elektro-Fahrzeugen bereits im Schnitt rund 1.000 Dollar sind.

Geht die skizzierte zuversichtliche Prognose auf, würde das ausgewählten Halbleiter-Aktien Kursspielraum nach oben eröffnen. Bei Jefferies sehen die Analysten vor allem sechs mit einem vergleichsweise hohen Umsatzanteil im Automobil-Bereich ausgestattete Halbleiter-Unternehmen in einer günstigen Ausgangslage, um von dem unterstellten Szenario zu profitieren. Auf den nächsten Seiten verraten wir mehr über diese sechs Titel, die laut Jefferies mit einem Kurspotenzial von Prozent bis Prozent ausgestattet sind.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer eins: Linear Technology Corp. (WKN: 872629, 38,31 Dollar, 34,111 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 28.09.)



Mit dem Analog-¬Chip-¬Hersteller Linear Technology ist unter den von Jefferies als Profiteur des verstärkten Einsatzes von Halbleitern in Autos einer jener Werte aus dem Halbleiter-Sektor vertreten, dessen Aktienkurs schon seit geraumer Zeit mit Problemen zu kämpfen hat. Das bisher letzte Rekordhoch stammt mit 50,43 Dollar jedenfalls von Anfang April 2014 und nach einem zwischenzeitlichen Erholungsversuch geht es seit Anfang März 2015 wieder abwärts mit der Notiz. Bei einem intakten mittelfristigen Abwärtstrend spricht charttechnisch derzeit eher wenig für diese Aktie. Zumal dieser Abwärtstrend durch eine negative Kursreaktion auf die am 21. Juli veröffentlichen Quartalszahlen zementiert wurde und sich der Titel nach unten hin nicht mehr viel Spielraum hat, bevor sich das Chartbild weiter spürbar eintrüben würde.

Was die Anleger zuletzt verunsichert hat, war der Hinweis des Vorstands von Linear Technology auf eine zu spürende Nachfrageschwäche. Diese wurde zwar voraussichtlich nur als temporär eingestuft, hat dem Aktienkurs des Anbieters von integrierten Schaltungen für Analog- und Mischsignale aber dennoch zugesetzt. Die gleichzeitig für das abgelaufene Quartal gemeldeten kleineren Zuwächse bei Umsatz und Gewinne halfen nicht, weil die Ergebnisse leicht die Erwartungen verfehlten.

Bei Jefferies wird die jüngste Kursschwäche aber als nur vorübergehend und als Kaufgelegenheit eingestuft. Dieses Urteil hat auch mit der Erfahrung zu tun, dass die Aktie schon öfter vor einer späteren Gewinnwarnung abgesackt sei, nur um dann eine Bodenbildung zu vollziehen, nachdem die Gewinnwarnung dann tatsächlich ausgesprochen wurde.

Die Analysten setzen auf eine relativ zügig wieder anziehende Nachfrage und vertrauen gleichzeitig auf die Stärken, die dem Unternehmen in den Bereichen Automotive und Industrie zugeschrieben werden. Der Automotive-Umsatzanteil wird auf 21 Prozent beziffert und es heißt, Linear Technologs profitiere von einer steigenden Nachfrage im Bereich Batterie- und Energiemanangement. Gleichzeitig wird aber auch eingeräumt, dass Risiken bestünden, falls sich das weltweite Automobilgeschäft abschwächen und die Weltwirtschaft ins Trudeln geraten sollte.

Als Kursziel werden 46 Dollar genannt, was 20 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt. Für 2016 wird mit einem Gewinn je Aktie von 2,11 Dollar gerechnet, was ein geschätztes KGV von 18,2 bedeutet. Als fair wird aber ein KGV von 21,8 unterstellt.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer zwei: Microchip Technology Inc. (WKN: 886105, 40,86 Dollar, 36,378 Euro)



Nicht gerade als Überflieger hat sich in der jüngeren Vergangenheit auch das als zweiter Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative eingestufte Unternehmen Microchip Technology erwiesen. Die Notiz des Anbieters von Mikrocontrollern und analogen Produkten, der im Jahr 1989 aus dem Konzern General Instrument abgespaltet wurde, kommt seit einiger Zeit nicht mehr voran und konkret gesprochen muss derzeit ein Kursstand attestiert werden, der sich auf einem bereits im Mai 2011 erreichten Kursniveau bewegt.

Die auch jüngst fehlende Kursdynamik ist deshalb ernüchternd, weil der Vorstand jüngst die Prognose für das laufende Quartal leicht angehoben hat. Beim Nettogewinn liegt demnach die Messlatte jetzt bei 60-66 Cents, während bisher das untere Ende der Spanne mit 58-66 Cents etwas niedriger lag. Laut Jefferies passt das zu dem positiven Eindruck, den man bei Halbleiter-Konferenz im August gewonnen habe. Dieser stütze die Annahme, dass der Sektor in den nächst zwei bis drei Quartalen mit positiven Überraschungen aufwarten kann.

Die im Automotive-Segment erzielten Umsätze werden auf 16 Prozent gemessen am Konzernumsatz beziffert. Verkauft werden Microcontroller, Analog-Interface und Speicher-Produkte für eine Vielzahl von Automotive-Anwendungen. Für 2017 wird mit einem Gewinn je Aktie von 2,60 Dollar gerechnet, woraus sich derzeit ein geschätztes KGV von 15,7 ergibt. Für angemessen wird aber ein geschätztes KGV von 18 gehalten, woraus sich ein Kursziel von 52 Dollar ableitet. Bei Zielerreichung würde das dem Kurs 27,3 Prozent Luft nach oben lassen. Allerdings rechnen Analysten im Konsens für die kommenden fünf Jahre nur mit einem Gewinnplus je Aktie von 5,56 Prozent p.a. Das ist relativ mager und dürfte mit eine Erklärung dafür sein, warum die Aktie zuletzt nicht richtig überzeugen konnte.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer drei: Analog Devices Inc. (WKN: 862485, 53,47 Dollar, 47,605 Euro)



Etwas widersprüchlich sind zuletzt die am Markt zu vernehmenden Einschätzungen über die Auswirkungen, welche Apple derzeit auf die Geschäfte bei Analog Devices hat. Der Anbieter von Halbleiterprodukten und lösungen ist eng mit Apple verbandelt und teilweise wird von Investorenseite kritisiert, die Fokussierung auf einen Hauptkunden sei zu einseitig und berge Gefahren, insbesondere dann, wenn Apple selbst irgendwann mal etwas ins Trudeln geraten sollte.

Gleichzeitig gab es zuletzt aber auch wieder positive Meldungen rund um die von Apple eingeführte 3D-Touch-Technologie. Denn diese erfordert flexible Leiterplatten, um den Prozessor mit anderen elektronischen Komponenten zu verknüpfen. Diese könnten von Analog Devices beigesteuert werden und Morgan Stanley hat deshalb unlängst das das Kursziel für die Aktie von 60 auf 62 Dollar erhöht.

Auch bei Jefferies sieht man derzeit vor allem positive Impulse dank Apple und der iPhone-Hersteller wird für einen zuletzt günstig ausgefallenen Quartalsausblick bei Analog Devices verantwortlich gemacht. Was den Automotive-Anteil angeht, so wird dieser auf 15 Prozent beziffert. Als Kursziel werden 72 Dollar genannt, was um 34,7 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen liegt. Die Schätzung für den Gewinn je Aktie im Jahr 2016 beträgt 3,36 Dollar. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 15,9, für angemessen wird aber ein höherer KGV-Faktor von 21,4 gehalten.

Der Analystenkonsens geht für die kommenden fünf Jahre von einem Ergebnisanstieg je Aktie von zehn Prozent p.a. aus. Im Schnitt sehen die den Titel abdeckenden Analysten das Kursziel bei 67,56 Dollar.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer vier: NVIDIA Corp. (WKN: 918422, 23,30 Dollar, 20,747 Euro)



Sehr viel besser als bei vielen anderen Aktien, auch aus dem Halbleiterbereich, sieht das Chartbild bei NVIDIA aus. Die Aktie des Marktführers für Grafikprozessoren mit Schwergewicht 8080 Co-Prozessor Designs, dessen Grafiklösungen Chips mit integrierten Grafikprozessoren und Systemkomponenten bis hin zu Komplettsystemen umfasst, hält engen Kontakt zu einem erst im August aufgestellten Mehrjahreshoch und charttechnisch ist somit ein Aufwärtstrend intakt.

Der Kurs hat sich im Zuge der jüngsten allgemeinen Marktkorrektur wacker gehalten, obwohl der Analystenkonsens das Kursziel mit 23,85 Dollar lediglich auf Höhe des aktuell bereits gültigen Kursniveaus sieht. Deutlich optimistischer sind dagegen neuerdings die Analysten von Jefferies. Sie haben kürzlich die Einstufung von Halten auf Kaufen erhöht und gleichzeitig das Kurszielt von 23 auf 30 Dollar angehoben. Geht die Rechnung auf, hätte die Notiz Luft für einen Anstieg von 28,8 Prozent.

Positiv hervorgehoben wird von Jefferies in der Kaufstudie die Zunahme von Videogame-Wettbewerben, was sich positiv für den Entwickler von Grafikprozessoren und Chips für PC's und Spielekonsolen auswirken dürfte. Denn die Vorstellung von neuen Spielen, wie "Star Wars: Battlefront", dürfte zu einer erhöhten Nachfrage führen. Nvidia-Chips würden zudem bei BMW, Audi, Tesla und Honda in Infotainment-Systemen eingesetzt. Und schließlich sei auch der Bereich Virtual Reality ein möglicher Wachstumstreiber, da hier mit einer erhöhten Chip-Nachfrage zu rechnen sei.

Was den Automotive-Bereich angehe, habe NVIDIA in diesem Bereich zuletzt das höchste Wachstum unter den beobachteten Halbleiterunternehmen verbucht. Allerdings sei hier auch der Automotive-Umsatzanteil mit rund sechs Prozent noch relativ gering. Das Plus in dem Segment wird für 2015 auf 64 Prozent taxiert und für 2016 auf 19 Prozent.

Beim Ergebnis je Aktie werden 1,36 Dollar für 2016 prognostiziert. Das ist gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 17,1. Für angemessen wird aber ein geschätztes KGV von 22 gehalten. Der Analysten-Durchschnitt taxiert das zu erwartende Gewinnplus für die kommenden fünf Jahre auf 14,7 Prozent p.a.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer fünf: Maxim Integrated Products Inc. (WKN: 876158, 32,00 Dollar, 28,50 Euro)



Echten Schwung lässt seit schon seit einiger Zeit der Aktienkurs von Maxim Integrated Products vermissen. Das Unternehmen bringt eigenen Aussagen zufolge zwar eine neue Dimension der Analogintegration in Automotive-, Cloud-Datencenter-, Mobil-/Consumer- und Industrie-Anwendungen. Den Kunden will man mit Hilfe kompakter, intelligenter und energieeffizienter Technologien dabei helfen, den Anforderungen einer integrierten Welt gerecht werden zu können.

Dem eigenen Kurs hat das zuletzt aber nicht auf die Sprünge geholfen und das führt dazu, dass sich die Notiz nur auf einem bereits 1999 gültigen Niveau bewegt. Zerschlagen haben sich zuletzt auch Spekulationen auf eine Übernahme durch Avago Technologies, nachdem der Wettbewerber stattdessen ein Gebot für Broadcom abgegeben hat.

Laut Jefferies soll die Gesellschaft aber von einer steigenden Nachfrage nach hochleistungsfähigen Stromversorgungen, serielle Hochgeschwindigkeitsverbindungen für die Videoübertragung sowie USB-Schnittstellen-Produkten bei Automotive-Anwendungen profitieren. Nach NVIDIA sehen bei Maxim Integrated Products die Zuwachsraten im Bereich Automotive zuletzt am höchsten ausgefallen. Ein Trend, der anhalten könnte, wobei der aus dem Segment resultierende Umsatzanteil momentan auf 14 Prozent beziffert wird.

Jefferies räumt zwar ein, dass das Umsatzwachstum bei der Ende 2014 auf dem Nasdaq 100 Index abgestiegenen Gesellschaft in den vergangenen vier Jahren enttäuschend ausgefallen sei. Doch jetzt sei das Management dabei, zu restrukturieren, sich von Bereichen mit geringen Ergebnisbeiträgen zu trennen und es werde auch versucht, Einsparungen in Höhe von 180 Millionen Dollar jährlich zu realisieren, was rund einem Ergebnisbeitrag bei 0,50 Dollar je Aktie entsprechen würde. Erzielten die unternommenen Anstrengungen die erhofften Ergebnisse, sei mit positiven Effekten auf die Margen und dem freien Cashflow zu rechnen.

Die Schätzung für den Gewinn je Aktie im kommenden Jahr wird mit 2,42 Dollar angegeben. Das ist gleichbedeutend mit einem KGV von 13,2, wobei die Kurszielvorgabe von 39 Dollar aber auf einem als gerechtfertigt angesehenen KGV von 16,1 basiert. Gemessen am genannten Kursziel beträgt das Kurspotenzial 21,9 Prozent.



Halbleiter-Profiteur der Apple-Google-Auto-Initiative, Nummer sechs: NXP Semiconductors N.V. (WKN: A1C5WJ, 82,43 Dollar, 73,385 Euro)



Deutlich vom dem Ende Mai bei 112,25 Dollar aufgestellten Rekordhoch ist die Aktie von NXP Semiconductors abgerückt. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass die Notiz bei der 2006 vom niederländischen Elektronikkonzern Philips abgespaltenen Gesellschaft in den Jahren zuvor auch sehr stark gestiegen ist und sich somit Korrekturbedarf aufgestaut hatte.

Angetrieben wurde der Kurs dabei von angebotenen Chips, die in Mobilgeräten mit Near Field Communication zum Einsatz kommen. Diese Technologie ermöglicht zum Beispiel bargeldlose Zahlungen mit dem Smartphone. Chips der ehemaligen Philips-Tochter sind beispielsweise im iPhone 6 und beim Bezahldienst von Apple, Apple Pay, zu finden. Wegen der engen Verknüpfung mit Apple wird auch auf einen Einsatz von NXP-Produkten im Apple Car spekuliert.

Durch die im Frühjahr eingefädelte Übernahme von Freescale Semiconductor hat sich die Gesellschaft im aussichtsreichen Automotive-Segment verstärkt. In dem Bereich generierte NXP im Vorjahr rund 1,1 Milliarden Dollar an Umsätzen und durch den Zukauf dürfte sich dieser Betrag verdoppeln. Laut Jefferies kommt das zusammengelegte Unternehmen bei Abschluss der Transaktion auf einen Anteil von 13,7 Prozent am Markt für Automotive-Halbleiter und wäre damit der größte Chipanbieter in dem Bereich. Allerdings ist bei einem Deal-Volumen von 11,8 Milliarden Dollar der Erwerb von Freescale auch ein Broker, der erst einmal erfolgreich gestemmt sein will.

Für das abgelaufene Quartal hatte das Unternehmen solide Ergebnisse vorgelegt und der Analystenkonsens sieht NXP mit einem für die kommenden fünf Jahre unterstellten Gewinnplus je Aktie von 27 Prozent p.a. auf einem auch künftig strammen Wachstumskurs. Jefferies ist ebenfalls optimistisch und sieht in NXP ebenso wie in Maxim Integrated sowie in NVIDIA die Hauptprofiteure der der guten Geschäftsaussichten im Automotive-Halbleiter-Segment.

Das Kursziel gibt Jefferies mit 116 Dollar an, was um 41 Prozent über den derzeit gültigen Notierungen liegt. Als angemessener KGV-Multiplikator werden 16,4 genannt, auf Basis des derzeit für 2016 auf 7,06 Dollar geschätzten Gewinns beträgt das geschätzte KGV aber nur 11,7. Der Analystenkonsens ist beim NXP-Kursziel mit 124,45 Dollar übrigens noch optimistischer als Jefferies.