Wer sich vor drei Jahren die Aktie des französischen Konzessions- und Baukonzerns Vinci ins Depot legte, kann sich über 40 Prozent Gewinn freuen. Abgesehen vom zweiten Halbjahr 2018, als es mit der Aktie um 20 Prozent nach unten ging, zeigte sich Vinci auch in turbulenten Börsenzeiten als ruhender Pol. Der Euro Stoxx 50, in dem die Aktie gelistet ist, kam in den vergangenen drei Jahren nur um zehn Prozent voran.

Investoren schätzen bei Vinci das Geschäftsmodell. Der Konzern ist weltweit vertreten. Brücken und Flughäfen zählen zum Portfolio, aber auch Abwasseraufbereitungsanlagen oder die neue Ummantelung für den Atomreaktor in Tschernobyl.

Wie die Digitalisierung oder der Gesundheitssektor ist auch der Ausbau der Infrastruktur ein Wachstumstreiber, bei dem es unabhängig von konjunkturellen Schwankungen nach oben geht. Egal ob es um Straßen- und Schienennetze, Kraftwerke, Krankenhäuser oder um die Strom- und Wasserversorgung geht - eine gut funktionierende Infrastruktur ist für jedes Land der Schlüssel für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und damit eine ­Visitenkarte par excellence für Investoren (siehe Infografik Seite 18 Mitte).

Jedes Jahr, so schätzt das McKinsey Global Institute, werden weltweit 2,5 Billionen US-Dollar in den Ausbau von Infrastruktur investiert. Geht es in den westlichen Industriestaaten in erster Linie darum, veraltete und überlastete Verkehrswege oder Wasserleitungen zu sanieren, stehen die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer vor der Aufgabe, erst einmal Strukturen aufzubauen.

Grob lässt sich Infrastruktur in drei Segmente aufteilen. Um Privathaushalte, Kommunen und Fabriken zum Laufen zu bringen, müssen sie effizient mit Wasser und Energie versorgt werden. Immer wichtiger wird dabei das Recycling von Abwasser und Müll. Das Bauen und Betreiben von Flughäfen, Straßen, Eisenbahnen und Häfen sorgt für effizienten Güter- und Personenverkehr. Und schließlich sind superschnelle und flächendeckende Netzwerke für Kommunikation und Datenspeicherung unumgänglich.

Anders als bei zyklischen Branchen sind die Einnahmen und Ausgaben langfristig kalkulierbar, weil die Bauprojekte und Konzessionen über einen vieljährigen Zeitraum angelegt sind. Daraus ergeben sich stabile Mittelzuflüsse. Die anhaltenden Niedrigzinsen sind ein Faktor, der die Projektfinanzierung zurzeit begünstigt. Marco Herrmann, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Fiduka, sieht den Sektor finanziell stabil aufgestellt: "In der Regel hat ein Großteil der Gesellschaften in den letzten Jahren den Höhepunkt bei den Investitionsausgaben schon erreicht. Deshalb können die Mittelzuflüsse jetzt verstärkt für Investitionen, Übernahmen und höhere Gewinnausschüttungen an die Aktionäre verwendet werden."

Spannend aus Anlegersicht ist vor allem die Basisinfrastruktur. Darunter fallen alle Bereiche, die auf die Energie- und Wasserversorgung und den Ausbau von Verkehrsnetzen ausgerichtet sind. DWS-Infrastrukturexperte Gianluca Minella favorisiert Unternehmen, die in ­monopolistischen Märkten mit hohen Markteintrittsbarrieren unterwegs sind, sich auf unterschiedliche Absatzmärkte ausgerichtet haben und margenstarke Serviceleistungen anbieten.

Gerade Aktien aus dem Bereich Basis­infrastruktur, erläutert Susanne Linhardt, Portfoliomanagerin der Fondsgesellschaft Bantleon, zeigten sich in Krisenphasen deutlich stabiler als der breite Aktienmarkt. Das gelte sowohl für die globale Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 wie auch für die vergangenen Monate, als sich die vom Handelskonflikt weitgehend unabhängigen Infrastrukturaktien deutlich besser als der Gesamtmarkt entwickelten. Wegen ihrer besser ausbalancierten Risiken und der kalkulierbaren Einnahmen sind für DWS-Experte Minella vor allem Unternehmen attraktiv, die in regulierten Märkten wie Strom- und Telekomnetzen top sind. Flughafenbetreiber seien ein weiterer Sektor in einem solchen regulierten Umfeld, in dem stabiles Wachstum den Boden für stabile Dividendenzahlungen bereite.

Aussichtsreiche Fonds und ETFs


So weit wie das Feld der Infrastrukturspezialisten sind auch die Anlageoptionen. Mit aktiv gemanagten Fonds und ETFs können Anleger am Wachstum unterschiedlichster Segmente mitverdienen. Der First State Global Listed Infrastructure Fund Class A ist schwerpunktmäßig an Versorgern und Industrieunternehmen beteiligt und zählt mit einem Volumen von 1,3 Milliarden US-Dollar zu den Schwergewichten seiner Gattung.

Das mit unter 40 Titeln recht konzentrierte Portfolio ist global ausgerichtet. Dagegen zählt der Ve-RI Listed Infrastructure R zu den Spezialisten. Bevorzugt investiert wird in Firmen mit dem Schwerpunkt Infrastrukturnetzwerke. Dazu müssen die Unternehmen bei Nachhaltigkeitskriterien überdurchschnittlich stark abschneiden. Während bei den meisten Fonds US-amerikanische Konzerne eindeutig übergewichtet sind, bilden hier Firmen aus der Eurozone den größten Posten.

Bei den ETFs bildet der in US-Dollar notierende iShares S & P Global Infrastructure Swap UCITS mit mehr als der Hälfte seiner Gewichtung Versorger ab. Wer auf das lang­fristige Wachstumspotenzial von Infra­strukturprojekten in Schwellenländern setzt, greift beim iShares Emerging Markets Infrastructure zu und lässt sich auch nicht von der negativen Performance beirren, wie sie etliche Schwellenmarktprodukte für die vergangenen Jahren aufweisen.

Vier spannende Aktien


Bei den Infrastrukturaktien sind Unternehmen erste Wahl, die in ihren Marktsegmenten ganz oben mitspielen und für die nächsten Jahre stabiles Wachstum versprechen. Cellnex Telecom aus Spanien entwickelt als einer der größten europäischen Telekomausrüster Netzwerke für die drahtlose Sprach- und Datenübertragung, die auch für das Internet der Dinge nutzbar sind.

Besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen schoben die Aktie des US-Eisen­bahnbetreibers Union Pacific im Juli auf ein neues Allzeithoch. Binnen zwei Jahren ist der Kurs um 60 Prozent gestiegen - eine Menge für eine Firma mit einem unspektakulären Geschäftsfeld. Die operative Marge soll sich in den nächsten zwei Jahren von den im Branchenvergleich bereits hohen 37 Prozent weiter auf 42 Prozent verbessern.

Mit Fraport haben wir einen deutschen Vertreter in der Auswahl, der zuletzt kräftig investierte und deshalb einen rückläufigen freien Cashflow verkraften muss. Das Unternehmen ist weltweit an 25 Flughäfen beteiligt und nach dem Einstieg bei London Gatwick im Mai der zweitgrößte Flughafenbetreiber der Welt. Die Einnahmen stammen aus Bodenverkehrsdiensten, Flughafenentgelten, Einzelhandel und Parkgebühren. Im zweiten Quartal 2019 zogen der Umsatz um fünf Prozent und der Konzerngewinn um 13 Prozent an. Das beste Risiko-Rendite-Profil liefert Vinci allerdings mit seinen im Branchenvergleich überdurchschnittlichen operativen Margen und der breiten Aufstellung im Konzessionsgeschäft und in den Bauprojekten. Dank des kontinuierlich hohen Cashflows kann der Konzern seine Verbindlichkeiten reduzieren und zudem die Dividendenausschüttung kontinuierlich erhöhen.

Auf einen Blick: Infrastruktur