Auch wenn schwarze Zahlen noch lange nicht in Sicht sind: Der Aktienkurs des Börsenneulings Lyft hat in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Seit der Empfehlung in der Titelgeschichte von Ausgabe 20/2019 legte er um mehr als 30 Prozent zu und hat damit in kurzer Zeit schon das Kursziel von 54  Euro überschritten. Wir gehen davon aus, dass sich der Kurs dem Ausgabepreis von 72 Dollar weiter annähert.

Lyft ist neben Uber und dem chinesischen Konzern Didi das größte Unternehmen im Wachstumsmarkt für Personenbeförderung, die per App vermittelt wird. Im ersten Quartal 2019 zählten die Kalifornier 20 Millionen Fahrten, ein Plus von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein in New York waren es 4,7 Millionen. Wobei dort der Zuwachs begrenzt ist, die Anzahl der Fahrten war sogar leicht rückläufig. Der Grund: Im Februar dieses Jahres machte die Stadt ernst und führte einen Mindestlohn für die Fahrer von sogenannten Ride-Hailing-Anbietern wie Lyft und Uber ein. Die gestiegenen Kosten gaben die Dienstleister an ihre Kunden weiter. Von dieser Preis­erhöhung könnte Lyft aber sogar profitieren - je nachdem, wie sensibel die Kunden auf teurere Fahrten reagieren. Klassische Taxifahrten mit dem berühmten gelben New Yorker Taxi kommen noch auf 30 Prozent des Marktes. Den Rest teilen sich vor allem die Konkurrenten Uber und Lyft.

Mehr Sorge dürfte ein Gesetz bereiten, das aktuell in Kalifornien diskutiert wird. Bislang sind die Fahrer bei den Fahrdiensten nicht fest angestellt, sie arbeiten auf eigene Rechnung. Das könnte sich künftig ändern. Dann müsste Lyft auch Sozialabgaben bezahlen. Ob der Mindestlohn künftig ein großes Thema wird, ist aber die Frage. Seit die Kalifornier mit der Alphabet-Tochter Waymo eng kooperieren, ist der Weg vorgezeichnet: Die Zukunft gehört fahrerlosen Autos. Damit würde der größte Kostenblock des Unternehmens entfallen, die Margen stark steigen. Außerdem könnten die Autos Waren von einem Ort zum anderen transportieren. Und so könnte auch das Paketgeschäft neu definiert werden. Es entstehen Geschäftsmodelle, die viele im Augenblick noch gar nicht auf dem Radar haben.

Am 7. August liefert Lyft die Zahlen fürs zweite Quartal. Diese sollten nicht enttäuschen. Der Umsatz dürfte dann bei mehr als 800 Millionen Dollar liegen, ein Plus von etwas mehr als 60 Prozent. In den ersten drei Monaten ist der Konzernumsatz um 95 Prozent auf 776 Millionen Dollar gestiegen. Der Nettoverlust lag jedoch über dem Umsatz. Sukzessive muss es Lyft gelingen, diese Verluste zu reduzieren.

Die Marktchancen sind riesig, Anleger sollten sich allerdings des hohen Risikos bewusst sein und unbedingt einen Stoppkurs setzen.