Für die Zeitung mit den großen Überschriften war es eine der kleineren Meldungen des Tages: Die Axel Springer AG, Herausgeber unter anderem des Boulevardblattes "Bild", schließt eine Allianz mit der Beteiligungsgesellschaft KKR.

Zumindest für Börsianer eine große Schlagzeile wert sind die Details des Deals: Die Amerikaner bieten Aktionären des Verlagshauses 63 Euro in bar für jedes Papier. Das entspricht einem Aufschlag von mehr als 30 Prozent zum Durchschnittskurs der vorangegangenen drei Monate und damit in etwa dem bei Übernahmen üblichen Bonus. Das Angebot werde eine Mindestannahmequote von 20 Prozent vorsehen, meldete der Springer-­Konzern. Warum ausgerechnet 20 Prozent?

Einen Hinweis gibt die Eigentümerstruktur: Friede Springer, Vorstandschef Mathias Döpfner (beide haben bereits erklärt, dass sie ihre Aktien behalten) sowie die Springer-Enkel kommen zusammen auf etwas mehr als 55 Prozent. Mit weiteren 20 Prozent von KKR könnte man mehr als drei Viertel der Stimmrechte kontrollieren und hätte einige Möglichkeiten. Beispielsweise könnte man einen Gewinnabführungsvertrag durchsetzen.

Für eine tiefgehende Umstrukturierung wäre es am besten, den Konzern von der Börse zu nehmen. Für einen normalen Squeeze- out werden mindestens 95 Prozent gebraucht. Das bringt neue Kurs­fantasie in die Aktie: Hedgefonds könnten auf ein besseres Angebot setzen. So lange das Gebot von 63 Euro auf dem Tisch liegt, ist das Risiko einer solchen Spekulation überschaubar.

Finsterer Ausblick


Zeitgleich mit Bekanntgabe des KKR-Angebots kürzte Springer seine Geschäftsprognose. Der Umsatz werde im laufenden Jahr im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen, das bereinigte Ebitda im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken. 2020 werde das Ergebnis dann "deutlich unter 2019" liegen.

Der finstere Ausblick wertet das Übernahmegebot auf, der Zeitpunkt der Veröffentlichung wird zumindest von einigen Börsianern allerdings nicht als Zufall interpretiert. Unabhängig davon werten Analysten das Gebot von KKR als attraktiv. Das durchschnittliche Kursziel für die Aktie liegt laut ­Datendienst Bloomberg bei 59 Euro, also deutlich tiefer. Mit frischem Geld durch den neuen Investor aber könnte sich die Lage aufhellen, etwa wenn der Konzern sein Internetgeschäft stärkt. Die Allianz von KKR und Springer dürfte für Börsianer also eine heiße Story bleiben.

Fazit: Das Angebot von KKR ist durch den hohen Aufschlag attraktiv. Risikofreudige Anleger spekulieren auf einen Nachschlag.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 70,00 Euro
Stopp: 58,00 Euro