Die Amerikaner sind diesen Bereichen ähnlich stark wie Bayer. BASF drohte durch die Konzentration bei Saatgut und Pflanzenschutz als weltweite Nummer vier abgehängt zu werden.

Für BASF-Chef Kurt Bock ist die Übernahme die Chance, in die Produktion von Saatgut einzusteigen und mit DowDuPont, Syngenta und Bayer/Monsanto mitzuhalten. "Wir sind überzeugt, dass wir ein lebensfähiges Pflanzenschutzgeschäft haben", sagte Bock. BASF hat dort bisher vor allem Fungizide und Pestizide im Programm, bei Herbiziden gab es Lücken. "Für BASF ist das strategisch sehr wichtig", sagte ein Investmentbanker. Der Kauf lasse darauf schließen, dass BASF seine Haltung zur Konsolidierung der Branche geändert habe, schrieben die Analysten von Morgan Stanley.

Der Preis liegt mit 5,9 Milliarden Euro weit über dem, was sich Bayer für die zum Verkauf gestellten Geschäfte vorgestellt hatte. Allerdings wurde das Portfolio nachträglich noch ergänzt. Der Leverkusener Konzern setzte damit im vergangenen Jahr rund 1,3 Milliarden Euro um, der operative Gewinn (Ebitda) lag bei 385 Millionen Euro. BASF zahlt das 15-fache des Ebitda. Das sei viel, aber mit Blick auf die hohen Wachstumsraten und die hohen Gewinnmargen von 30 Prozent gerechtfertigt, urteilte Analyst Thorsten Strauß von der NordLB. "Diese Margen lassen sich nur mit Innovation aufrechterhalten", sagte Bock. Bayer sei in der Forschung und Entwicklung stark.

BASF GARANTIERT BESCHÄFTIGUNG FÜR DREI JAHRE



Die im BASF-Vorstand für das Agrar-Geschäft zuständige Saori Dubourg sagte, in den übernommenen Sparten steckten auf mittlere Sicht Umsatzpotenziale von rund 500 Millionen Euro. Im Geschäft mit der Agrochemie käme BASF mit den zugekauften Teilen auf 6,9 Milliarden Euro Umsatz und ein Ebitda von 1,7 Milliarden Euro. Die 1800 Bayer-Mitarbeiter, die in den betreffenden Bereichen tätig sind, sollen übernommen und für mindestens drei Jahre zu unveränderten Konditionen beschäftigt werden. 300 davon arbeiten in Hürth-Knapsack und Monheim bei Köln sowie in Frankfurt. "Diese Übernahme muss niemanden bei Bayer verunsichern", sagte BASF-Betriebsratschef Sinischa Horvat. "Das ist ein wichtiges Signal, das Finanzinvestoren oder ausländische Konzerne so anstandslos wohl kaum gegeben hätten", erklärte Petra Reinbold-Knappe, die für die Gewerkschaft IG BCE im Bayer-Aufsichtsrat sitzt.

Der Verkauf an BASF kommt nur zustande, wenn die Kartellbehörden die Übernahme von Monsanto durchwinken. Die EU-Kommission hatte dagegen ernsthafte Bedenken angemeldet. Die Zugeständnisse, die Bayer signalisiert hat, reichten ihr nicht aus. Der Zusammenschluss könnte den Wettbewerb unter anderem bei Pestiziden und Saatgut beeinträchtigen. Die Kartellwächter in Brüssel hatten die Prüfung kürzlich bis 22. Januar verlängert. Bayer hofft, die größte Übernahme der Firmengeschichte im ersten Quartal 2018 abzuschließen.

Ein Dorn im Auge war der EU vor allem das Saatgut, das Bayer unter der Marke "LibertyLink" verkauft und das gegen die eigenen Glufosinat-Pflanzenschutzmittel resistent ist. "LibertyLink" ist Teil des Pakets, das an BASF geht. Es ist für viele Soja-, Baumwoll- und Raps-Bauern die Alternative zur "Roundup Ready"-Produktfamilie von Monsanto, vor allem wenn das Unkraut auf den Feldern Resistenzen gegen Glyphosat ("Roundup") entwickelt hat. Die Kartellwächter in Südafrika hatten ihre Bedenken gegen die Fusion deswegen bereits öffentlich moniert. Bayer macht einen Großteil seines Geschäfts in Nordamerika, Europa spielt kaum eine Rolle.

KAUFT BASF NOCH MEHR?



Zur Übernahme weiterer Geschäftsteile, die Bayer verkaufen muss, hielt sich BASF-Chef Bock bedeckt. "Wir haben gekauft, was uns angeboten wurde und was für uns attraktiv ist." Alles andere sei hypothetisch. Investmentanker glauben jedoch, dass sich die Ludwigshafener etwa auch für Gemüsesaaten interessieren würden, wenn Bayer diese abgeben müsse. "BASF wird sich alles anschauen, was groß genug ist und was Bayer womöglich zum Verkauf stellen muss", sagte einer von ihnen.