Damit hat die Kommission nun bis zum 8. Januar 2018 Zeit, um eine Entscheidung zu fällen. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern will die Übernahme eigentlich bis Ende dieses Jahres abschließen und hält an diesem Ziel trotz der umfassenden Prüfung weiter fest.

Bayer und Monsanto legten der Kommission Ende Juli Zugeständnisse vor, um deren Bedenken auszuräumen. Diese reichten nach Einschätzung der Wettbewerbshüter aber nicht aus, um die "ernsthaften Zweifel" an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit dem EU-Wettbewerbsrecht zu zerstreuen. Deshalb seien auch keine Stellungnahmen von Wettbewerbern zu den Angeboten eingeholt worden. Welche Zugeständnisse Bayer angeboten hat, wollte ein Unternehmenssprecher nicht sagen. Bayer erklärte lediglich, die "konstruktive Zusammenarbeit" mit der EU-Kommission fortzusetzen. Eine nähere Untersuchung hatten die Leverkusener bereits angesichts der Größe der Übernahme erwartet.

Die EU-Kommission äußerte nach einer ersten Untersuchung die Sorge, dass der Zukauf den Wettbewerb in den Bereichen Pestizide, Saatgut - vor allem bei Gemüse-, Raps- und Baumwollsamen - sowie bei agronomischen Merkmalen wie der Größe einer Pflanze oder Resistenzen gegen Insekten und Krankheiten einschränken könnte. Die Kommission will zudem untersuchen, ob der Zugang von Konkurrenten zu Landwirten erschwert würde, wenn Bayer und Monsanto ihre Verkäufe von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut unter Verwendung der digitalen Landwirtschaft bündeln und Landwirten eine auf sie abgestimmte Beratung anbieten würden - ein erklärtes Ziel der beiden Unternehmen.

"Saatgut und Pestizide sind für Landwirte und letztlich auch für die Verbraucher von entscheidender Bedeutung", sagte die für Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager. "Wir müssen auf diesen Märkten einen wirksamen Wettbewerb sicherstellen, sodass Landwirte Zugang zu innovativen Produkten und einer besseren Qualität haben und Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen kaufen."

Neben der EU-Kommission müssen zahlreiche Kartellbehörden - unter anderem auch in den USA - der Übernahme noch ihre Zustimmung geben. Die Wettbewerber Syngenta und ChemChina sowie Dow Chemical und DuPont benötigten für den Abschluss ihrer Mega-Deals deutlich länger als geplant, auch weil die Wettbewerbshüter angesichts der Übernahmewelle in der Agrarchemiebranche Bedenken anmeldeten und die Zusammenschlüsse genauer prüften. Um grünes Licht zu erhalten, wird Bayer sich von Geschäften trennen müssen. Hohes Interesse an diesen wird vor allem dem Chemiekonzern BASF nachgesagt, der in der Konsolidierungswelle bislang außen vor blieb.

Die südafrikanische Kartellbehörde hatte Bayer bereits den Verkauf eines Teil seines Saatgut- und Pflanzenschutz-Geschäfts zur Auflage gemacht. Davon sind die "LibertyLink"-Technologie und das dazu gehörende Pflanzenschutzmittel-Geschäft mit der Marke "Liberty" betroffen. Der Aspirin-Erfinder stimmte dem bereits zu. Diese Produktfamilie gilt als Alternative zu dem unter der Marke "Roundup Ready" vertriebenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat von Monsanto. Umweltschützer hatten die Kartellwächter dazu aufgefordert, den Deal zu untersagen. Sie fürchten eine Erhöhung der Abhängigkeit der Landwirte von wenigen Großkonzernen, einen vermehrten Einsatz von Chemikalien sowie eine Verringerung der Artenvielfalt.

rtr