Das Augenmerk von Investoren bleibt auf die anhängigen Glyphosat-Klagen in den USA gerichtet. Das Geschäft mit dem Unkrautvernichter hatte Bayer beim Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto mit übernommen. Die Zahl der Klagen ist Bayer zufolge von 8700 per Ende August mittlerweile auf 9300 gestiegen. Die Image-Probleme der Tochter Monsanto würden durch die gestiegene Zahl der Klagen nicht geringer, meinte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Die mit den Klagen verbundenen finanziellen Risiken seien "enorm".

Zuwächse im Pharmageschäft sowie bei Mais- und Sojasaat gaben Bayer im dritten Quartal zwar Rückenwind. Dem standen jedoch Belastungen durch ungünstige Wechselkursentwicklungen gegenüber. Der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabile bereinigte operative Gewinn lag letztlich über der durchschnittlichen Schätzung von Experten. Allerdings lag das auch an einem Einmalertrag im Zusammenhang mit dem Blutgerinnungshemmer Xarelto. Den Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigten der Konzern, wurde bei der Wortwahl für das Geschäft mit Tiergesundheit sowie mit rezeptfreien Medikamenten aber vorsichtiger.

Analysten sprachen fast durchgängig von Ergebnissen minderer Qualität. Nur im Pharmageschäft habe Bayer besser als erwartet abgeschnitten, merkte Gunther Zechmann vom Investmenthaus Bernstein an. Hier sei das gute Abschneiden jedoch nicht zuletzt einem einmaligen Sondereffekt geschuldet gewesen.

Nach Aussage von Ian Hilliker vom Analysehaus Jefferies überraschte Bayer zwar gewinnseitig positiv, der Umsatz habe aber die Erwartungen knapp verfehlt, da die schwächere Entwicklung der Bereiche Pflanzenschutz und Tiergesundheit das bessere Abschneiden der Pharmasparte zunichte gemacht habe.

Vor rund drei Wochen waren die Bayer-Aktien aus Furcht vor unwägbaren Milliardenrisiken wegen der Glyphosat-Klagen bis auf 64,83 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Ende 2012 eingebrochen. Noch im August vor dem Beschluss einer US-Geschworenenjury, wonach einem Krebspatienten eine Millionenentschädigung zu zahlen sei, hatten die Papiere mehr als 93 Euro gekostet. Bayer will Berufung gegen das Urteil einlegen.

dpa-AFX