Verschnaufpause für den Veggie-Burger-Macher Beyond Meat. Die kanadische Fast-Food-Kette Tim Hortons hat bekannt gegeben, drei verschiedene vegetarische Frühstücks- Sandwiches mit dem Fleischersatz von Beyond Meat in den 4000 Filialen auf dem Heimatmarkt verkaufen zu wollen. Das rettete die Aktie des Jungunternehmens aus Kalifornien aus der Talfahrt. Deutsche Kunden könnten die veganen Würstchen und Burger von der Großhandelskette Metro und dem Discounter Lidl kennen.

In der vergangenen Woche haben zwei Analystenurteile die seit dem Börsengang Anfang Mai anhaltende fulminante Rally von Beyond Meat gestoppt. Nach einem Kursplus von mehr als 400 Prozent brach der Titel um 25 Prozent ein. Den Analysten der US-Invest­mentbank JP Morgan und des US-Researchhauses Bernstein war die Aktie schlicht zu teuer geworden, deshalb stuften sie sie herab. Mit dem Downgrade durch Bernstein verlor Beyond Meat die letzte Fürsprecherin im Reigen der Analysten. "Die Aktie ist seit dem Börsengang hochvolatil gehandelt worden, wahrscheinlich wegen der geringen Zahl an Aktien auf dem Markt", begründete Bernstein-Analystin Alexia Howard.

Die Rally befeuert haben Investoren, die eigentlich mit einem Leerverkauf der Aktie auf einen Kursverfall gewettet hatten. Aber der Kurs stieg und stieg. Schließlich legte Beyond Meat in der Woche vor Pfingsten auch noch gute Zahlen vor.

Der Umsatz war in den ersten drei Monaten 2019 um sagenhafte 215 Prozent auf 40 Millionen US-Dollar gestiegen. Zwar meldete das Unternehmen einen Verlust von 2,1 Millionen Dollar, doch der hatte sich im Vergleich zum Vorjahr immerhin halbiert. Vollends aus dem Häuschen brachte die Anleger aber die Prognose: 201 Millionen Dollar Umsatz und ein positives operatives Ergebnis versprach Vorstandschef Ethan Brown.

Alles im Kurs enthalten


Das übertraf jede Erwartung. Der Kurs schnellte in die Höhe, und die Leerverkäufer schauten in die Röhre. Sie mussten sich mit teuren Aktien eindecken - das Phänomen wird Short Squeeze genannt und trieb den Kurs bis Pfingsten in irre Bewertungshöhen. Beim Börsengang hatte Beyond Meat einen Börsenwert von 1,5 Milliarden Dollar, mittlerweile liegt der bei mehr als fünf Milliarden, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis lag bei imposanten 1940.

Da wurde es vielleicht einigen Promi-Investoren wie Microsoft- Gründer Bill Gates oder Schauspieler Leonardo DiCaprio mulmig zumute - und sie nahmen Gewinne mit.

Unterm Strich bleibt Beyond Meat zwar ein Unternehmen mit starkem Wachstum, aber noch schreibt das kalifornische Unternehmen keine Gewinne. Selbst das enorme Umsatz- und Gewinnpotenzial des ersten börsennotierten Unternehmens der Fleischersatzindustrie sei nun eingepreist, schrieb JP Mor­gan-Analyst Ken Goldman.

Zudem muss sich Beyond Meat ins Zeug legen, um die rasant steigende Nachfrage nach dem aus Erbsen und Roter Beete bestehenden Fleischersatz zu bedienen. Da scheint es zu hapern: Die Burrito-Kette Freebirds hat den Verkauf seiner Veggie-Burger in den mexikanischen Filialen gestoppt. Das sei einem Lieferengpass geschuldet, heißt es auf der Homepage der Firma.

Die Konkurrenz schläft indes nicht: Rivale Impossible Foods hat sich mit seinen aus Soja und Hefe bestehenden Pattys den Fast-Food-Giganten Burger King als Kunden geschnappt. Nach einer Testphase weiten die Unternehmen ihre Kooperation aus. Auch der US-Fleischkonzern Tyson Foods, Nahrungsmittelmulti Nestlé und der niederländische Konzern Unilever haben bekannt gegeben, bald mit eigenen Produkten auf den Markt zu kommen. Dennoch hat sich die Aktie wieder leicht erholt - Anleger vertrauen dem Hype.

Fazit: Auf dem aktuellen Bewertungsniveau kann es immer wieder zu Rücksetzern kommen. Anleger halten sich zurück.

Empfehlung: Halten/Abwarten
Kursziel: 130,00 Euro
Stopp: 85,00 Euro