Gute Bildung war schon immer wichtig. Doch so groß wie heute war die Bedeutung vielleicht noch nie. Das zeigt sich etwa an den Reaktionen auf die Pisa-Studie, die als Maß für das internationale Bildungsniveau gilt. Stimmen die Leistungen in einem Land nicht, ist das Klagen groß, wie das schlechte Abschneiden passieren konnte. Die Bekanntgabe der diesjährigen Rangliste im Dezember löste wie immer in Deutschland ein großes Medienecho aus. Doch Bildung ist in diesen Tagen nicht nur wegen Pisa in aller Munde. So stufte US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen jüngst Bildung als besten Schutz vor negativen Folgen des technologischen Wandels und der Globalisierung ein.

Wie wichtig Bildung für den Geldbeutel ist, zeigen Daten aus den USA. Demnach sinkt die Gefahr von Arbeitslosigkeit mit einem höheren Ausbildungsniveau. Zudem lässt sich mit einem hohen Abschluss in der Tasche viel mehr verdienen als ohne Abschluss. Und: Die gebildete Gruppe bringt vergleichsweise viele Millionäre hervor.

Die Analysten bei der BofA Merrill Lynch sehen verstärkte Bemühungen um Bildung als Schlüssel, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern und Risiken wie wachsende Einkommensungleichheit, sozialen Unruhen und der Deglobalisierungswelle zu begegnen. Aus ihrer Sicht soll zudem jeder in Bildung investierte Dollar positive wirtschaftliche Folgen von bis zu zehn Dollar nach sich ziehen. So gesehen überrascht es nicht, dass die Bildungsindustrie ein immer größeres Rad dreht. BofA Merrill Lynch sagt dem globalen Bildungsmarkt von 2015 bis 2020 ein Wachstum von 4,9 Billionen auf 6,3 Billionen Dollar voraus. Laut der Schweizer Privatbank Julius Bär machen die jährlichen Bildungsausgaben den Sektor zum weltweit zweitgrößten Markt, nach dem Gesundheitswesen.

Bei diesen Rahmendaten wittern Anleger Gewinnchancen. Diese sind durchaus möglich, doch ein Selbstläufer sind Anlagen im Bildungssektor nicht. Mit börsennotierten Bildungseinrichtungen wie Corinthian Colleges, ITT Educational Services oder Education Management verloren Investoren praktisch ihr komplettes Kapital. Indes hoffen US-Bildungsanbieter jetzt auf Donald Trump - schließlich steht der neue US-Präsident für weniger strenge Regulierungen.



Dabei ist zu beachten, dass laut Julius Bär Gehälter bis zu 80 Prozent der Bildungsausgaben ausmachen und es lange kaum Potenzial für Produktivitätssteigerungen gab. Das hat sich dank des Einsatzes von Technik zuletzt verbessert. Außerdem weisen die Analysten der Bank auf bisher begrenzte Anlagemöglichkeiten in dem Bereich hin (siehe Grafik rechts oben). Das lässt sich aber umgehen, indem man Aktien von Unternehmen zum Anlageuniversum zählt, die zwar im Bildungssektor aktiv sind, bei denen der daraus resultierende Anteil am Konzernumsatz allerdings relativ gering ist. So zählt etwa die BofA Merrill Lynch Konzerne wie Apple, Microsoft, Cisco Systems, IBM, Alphabet und Adobe Systems zum Kreis der Bildungsaktien.

Das Softwareunternehmen Adobe Systems bietet unter anderem Bild-, Text- und Layout-Programme sowie Animations-Software an. Exklusiv für Bildungseinrichtungen sind gerätegebundene Lizenzen buchbar, die sich für den Einsatz in Unterrichtsräumen und in Computer-Pools eignen. Zudem stehen kostengünstige Schullizenzen zur Verfügung. Die Aktie ist nach jahrzehntelangen Kursgewinnen kein Schnäppchen. Einer anspruchsvollen Bewertung steht aber auch ein für die kommenden fünf Jahre erwartetes Gewinnwachstum von gut 30 Prozent gegenüber.



Bei Bright Horizons rechnen Analysten auf Sicht der nächsten fünf Jahre mit einem Ergebnisplus von fast 19 Prozent jährlich. Das Unternehmen bietet in Kooperation mit Arbeitgebern unter anderem über 750 Kinderbetreuungseinrichtungen in den USA, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Indien und Kanada an. Seit dem Börsengang 2013 hat sich die Aktie des US-Unternehmens gut entwickelt und einen soliden Aufwärtstrend ausgebildet.

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Pauken auf Chinesisch



Die anderen beiden Empfehlungen sind zwar in den USA gelistet, agieren aber operativ in China. Das Reich der Mitte ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Erde, chinesische Eltern legen auch großen Wert auf eine gute Ausbildung für ihren Nachwuchs. Davon profitiert New Oriental Education - der nach eigenen Angaben größte private Bildungsdienstleister in China. Seit der Gründung 1993 schrieben sich hier 26,6 Millionen Lernende ein, das Onlinenetzwerk umfasst derzeit rund 14,2 Millionen Nutzer. Das Chartbild sieht ermutigend aus. Analysten halten auf Sicht der nächsten Jahre ein Gewinnplus von rund 19 Prozent per annum für möglich.

Einen noch deutlich höheren Ergebniszuwachs von jährlich 36 Prozent traut der Konsens bis auf Weiteres Tal Education zu. Das chinesische Unternehmen bietet seine außerschulischen Betreuungsdienste und Nachhilfeleistungen vom Kindergarten bis zum zwölften Schuljahr an. Seit August 2012 ist der Kurs um mehr als das Elffache gestiegen. Damit ist der Titel ein Paradebeispiel dafür, dass Bildung auch dem Depot bei der Weiterentwicklung helfen kann.



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