"Wir haben einen sehr engen Lieferplan für alle europäischen Länder." Der Impfstoff werde am Samstag in alle EU-Länder geliefert, so dass ab Sonntag mit Impfungen begonnen werden könne. In Deutschland wird er in 25 Verteilzentren gebracht, von wo aus er weiter in die 294 Landkreise verteilt wird.

Die Europäische Kommission hatte das Mittel am Montag als ersten Covid-19-Impfstoff in der EU zugelassen. Viele EU-Länder, darunter auch Deutschland, wollen am 27. Dezember mit Impfungen starten. Die EU-Lieferungen würden ausreichen, um 6,25 Millionen Menschen mit dem Vakzin, von dem zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht werden müssen, zu impfen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte gesagt, bis Ende dieses Jahres würden über 1,3 Millionen Impfdosen an die Bundesländer ausgeliefert und von diesen an die Impfteams verteilt. Im Januar würden dann jede Woche mindestens weitere 670.000 Dosen geliefert.

Biontech-Chef Ugur Sahin geht davon aus, dass ein "normales Leben" ohne Shutdowns durch Impfungen bis Ende des Sommers erreicht werden könne. "Um erfolgreich zu sein, hängt dies aber nicht nur von unserem Impfstoff ab, sondern auch von der Verfügbarkeit anderer Impfstoffe", sagte Sahin. Er rechne damit, dass nach der Zulassung weiterer Vakzine im ersten Halbjahr 2021 womöglich 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung bis Herbst geimpft sein könnten. Das Virus werde die Menschen aber auch über die nächsten zehn Jahre begleiten und man werde sich daran gewöhnen müssen, dass es immer wieder zu Infektionen und kleineren Ausbrüchen komme. "Wir brauchen eine neue Definition von normal."

Gegenwärtig sorgt eine neue, womöglich ansteckendere Variante des Virus, die in Großbritannien entdeckt wurde, für Sorgen. Viele Länder haben deshalb ihre Grenzen für Reisende und Lieferungen aus Großbritannien geschlossen. Sahin sagte, er wisse noch nicht, ob sein Impfstoff gegen diese neue Variante schütze. Aus wissenschaftlicher Sicht sei dies aber sehr wahrscheinlich. Biontech prüfe dies gegenwärtig, Ergebnisse würden in den nächsten zwei Wochen erwartet. So lange gebe es keinen Anlass zur Sorge. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht von einer Verbreitung der neuen Virus-Variante auch in Deutschland aus. Zwar sei es nach aktuellem Stand noch nicht nachgewiesen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler. Aber: "Die Wahrscheinlichkeit schätze ich als sehr, sehr hoch ein."

Biontech bekräftigte, zusammen mit seinem US-Partner Pfizer noch in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Impfdosen herstellen zu wollen und 2021 bis zu 1,3 Milliarden. Das Unternehmen ziehe dabei alle Möglichkeiten in Betracht, um seine Produktion auszuweiten. Die im September von Novartis übernommene Anlage im hessischen Marburg soll nun bereits im Februar und damit früher als geplant an den Start gehen. Biontech hatte ursprünglich angekündigt, die Anlage werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 voll betriebsbereit sein mit einer jährlichen Produktionskapazität von bis zu 750 Millionen Impfdosen.

rtr