Das Unternehmen mit Sitz in Dreieich hat sich neu aufgestellt und sollte in den kommenden Jahren erheblich profitieren. Aktuell gibt es zudem eine gute Portion Covid-19- Fantasie. Die Ursprünge von Biotest reichen bis ins Jahr 1946. Schon immer stand menschliches Blut im Fokus. Heute stellt das Unternehmen in seinen 22 Blutspendezentren aus gewonnenem Plasma Immunglobuline und Gerinnungspräparate her. Hier zählen die Hessen weltweit zu den führenden Anbietern.

Das Unternehmen setzte 2019 rund 419 Millionen Euro um. Unterm Strich stand ein Verlust von 4,7 Millionen Euro. Allerdings ist die operative Profitabilität viel höher. Biotest baut den Standort Dreieich deutlich aus. Inklusive der Forschungsausgaben für die Produkte, die dort gefertigt werden sollen, schlagen 2019 Aufwendungen mit mehr als 68 Millionen Euro zu Buche. Das zeigt, dass der Konzern hohe zweistellige Renditen erwirtschaften kann, sollten diese Belastungen wegfallen. Das dürfte 2021 der Fall sein.

Zwei Joker gegen Covid-19

Ende 2020 sollten die neuen Kapazitäten zur Verfügung stehen. Zudem rückt die Zulassung für neue Produkte wie ein Immunglobulin, ein Fibrinogen und Trimodulin näher. Deren Herstellung erhöht die Auslastung. Gleichzeitig sinkt der Aufwand für Forschung und Entwicklung. Dieser Turbo-Effekt für eine höhere Marge sorgt mittelfristig für die Wertsteigerung. Auch kurzfristig könnte das Interesse der Investoren geweckt werden. Denn Biotest ist in die Bekämpfung von Covid-19 involviert. Es gibt zwei Ansätze. In China zeigte sich, dass antikörperreiches Plasma genesener Corona-Infizierter die Therapie bei schwerkranken Covid-19-Patienten verbesserte. Biotest ging deshalb eine industrieweite Kooperation ein, mit dem Ziel, Produkte aus Plasma mit vielen Corona-Antikörpern zu entwickeln, die den Krankheitsverlauf mildern sollen.

Zudem ist Trimodulin von Biotest ein potenzieller Lebensretter. Schon bei der SARS-Pandemie 2002/03 wurde Pentaglobin von Biotest eingesetzt. Der Nachfolger Trimodulin unterstützt das Immunsystem bei bakterieller Lungenentzündung. Das Mittel befindet sich in klinischen Tests und zeigte in der ursprünglichen Indikation sehr gute Ergebnisse. Nun will Biotest in Phase III Covid-19-Patienten mit einschließen. Zudem wird eine neue Phase-II-Studie nur für diese Indikation aufgesetzt. Die EU dürfte das Projekt sowie eine schnelle Zulassung unterstützen. Bei positiven Studiendaten dürften die Aktien zulegen.