BMW baut seine Zusammenarbeit mit dem US-Chiphersteller Qualcomm aus. Das teilte der Autobauer am Donnerstag mit. Zusammen mit Arriver Software sei eine langfristige Kooperation für die Entwicklung von Lösungen für das automatisierte Fahren vereinbart worden. Dabei gehe es um Technologie, die man für Fahrassistenzsysteme der Stufe 2 und hochautomatisiertes Fahren in der Stufe 3 benötige. Zu finanziellen Details äußerten sich die Unternehmen nicht.

Die beiden Unternehmen arbeiten schon länger zusammen. Um sich Lieferungen von Halbleitern für autonomes Fahren zu sichern, hatte BMW bereits im November eine Kooperation mit dem Chiphersteller vereinbart. Bislang hat BMW noch kein Auto auf dem Markt, das über Funktionen der Stufe 3 verfügt. In dieser Stufe darf der Fahrer in bestimmten Situationen die Hände ganz vom Lenkrad nehmen.

BMW übernimmt Alpina


Außerdem übernimmt BMW den schwäbischen Fahrzeug-Tuner Alpina, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Wandel zur Elektromobilität und die verschärfte Regulierung seien für Kleinserien-Hersteller wie Alpina immer schwerer zu bewältigen, begründeten BMW und Alpina den Schritt. Zu den finanziellen Modalitäten sei Stillschweigen vereinbart worden. Der langjährige Kooperationspartner gibt Ende 2025 die eigene Produktion von veredelten BMW-Modellen nach 60 Jahren auf. Der Kooperationsvertrag zwischen dem Münchener Autobauer und dem Unternehmen aus Buchloe im Allgäu läuft dann aus. Die Rechte an der Marke "Alpina" werden an BMW verkauft. Die unter dem Namen Alpina verkauften Modelle werden von 2026 an in den BMW-Werken gefertigt.

BMW stellte in Aussicht, einige der 300 Alpina-Mitarbeiter zu übernehmen. In Buchloe verbleiben nur der Service, das Ersatzteil- und Zubehör-Geschäft sowie Teile der Entwicklung. 2021 sei für Alpina mit rund 2000 produzierten Fahrzeugen das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte gewesen. Das Familienunternehmen baut bisher bei den vom BMW-Band laufenden Fahrzeuge Motoren, Getriebe, Fahrwerk und Innenausstattung nach Kundenwünschen um. Die Alpina-BMW werden teilweise auch im Rennsport eingesetzt.

Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr


Außerdem gab BMW am Donnerstag überraschend die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bekannt. Der Autobauer ließ die Corona-Pandemie zusehends hinter sich und profitierte von einer starken Autonachfrage und den hohen Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Gewinn und Umsatz lagen im vergangenen Jahr deutlich über den Werten des Vorkrisenjahres 2019. Unter dem Strich erwirtschaftete BMW einen Gewinn von knapp 12,5 Milliarden Euro, das ist mehr als dreimal so viel wie vor Jahresfrist. Der Umsatz bei BMW verbesserte sich um 12,4 Prozent auf 111,2 Milliarden Euro. Profitiert habe das Unternehmen von einem günstigen Produktmix und den gestiegenen Preisen. Auslöser für den Preisanstieg ist der weltweite Halbleitermangel, der einer starken Nachfrage nach Autos gegenübersteht. Das treibt die Preise in die Höhe, weil weniger Autos produziert werden können und weniger Rabatte auf Neuwagen gegeben werden.

An diesem Erfolg sollen auch die Anleger teilhaben: BMW will die Dividende auf 5,80 Euro je Aktie erhöhen - mehr als das Dreifache als die 1,90 Euro aus dem Vorjahr. Außerdem soll die BMW-Hauptversammlung über einen Aktienrückkauf entscheiden.

Im vierten Quartal sank allerdings der Umsatz um 3,6 Prozent auf 28,4 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn im Autogeschäft ging um 4,2 Prozent zurück. Hier machte vor allem die Chipkrise dem Autokonzern zu schaffen. In den Herbstmonaten verkauften die Münchner 14,2 Prozent weniger Autos und Motorräder als vor Jahresfrist. Dazu kommen höhere Energie- und Rohstoffkosten.

Rückrufaktion in Nordamerika und Südkorea


Zur Mitte der Woche wurde außerdem bekanntgegeben, dass BMW mehr als eine Million Autos in Nordamerika und Südkorea zurückruft. Dabei gehe es um ältere Benzinmodelle mit Sechszylinder-Motoren, sagte eine Sprecherin. Bei den Fahrzeugen könne es zu einem Kurzschluss an einem Heizelement in einem Entlüftungssystem kommen, was zu einer Überhitzung der Teile führen könnte. Zu Unfällen sei es nicht gekommen. Es ist der dritte Rückruf in dem Zusammenhang in den USA seit fünf Jahren. Bei ähnlichen Schritten 2017 und 2019 waren 740.000 und 184.000 Fahrzeuge betroffen.

Einschätzung zur Aktie


Die Zahlen kamen am Donnerstag nicht gut an. Mit einem Minus von zeitweise rund sieben Prozent gehörte BMW in einem allgemein wieder eingetrübten Branchenumfeld zu den größten DAX-Verlierern. Das Papier gab auf 70,92 Euro nach. Anleger hatten bereits mit einem guten Ergebnis gerechnet, sagte ein Börsianer. Ein Händler verwies zudem auf die Zahlen zum vierten Quartal, wo der Markt deutlich mehr erwartet habe. Am Freitagmorgen startete das Papier zunächst leicht freundlicher, drehte dann aber erneut ins Minus. Die Aktie notierte bei gut 72 Euro.

Nicht einmal die Aussicht auf eine deutlich höhere Dividende oder das fünfjährige Aktienrückkauf-Programm konnte Anleger überzeugen. Wie am gesamten Aktienmarkt trübte sich die Laune am Donnerstag auch im Autosektor wieder stark ein. Die Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Konflikts blieben allpräsent und dies im Autosektor besonders stark. Außerdem stehen im laufenden Jahr noch Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed an. Das dürfte die Papiere des Autobauers zunächst belasten, jedoch dürften in diesem Zuge Investoren ihr Portfolio vermehrt in Value-Aktien, wozu auch BMW gehört, umschichten. Value-Unternehmen sind Firmen, die an der Börse als unterbewertet gelten. Wir bleiben für das Unternehmen weiterhin positiv gestimmt und empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf.

iw/rtr/dpa-AFX