Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Rivale China National Chemical Corp (ChemChina) eine knapp 42 Milliarden Franken (rund 38,6 Milliarden Euro) schwere Offerte vorgelegt habe. Syngenta habe das Angebot zwar unter Verweis auf Wettbewerbsbedenken zurückgewiesen. Die beiden Unternehmen seien aber weiter im Gespräch und eine Einigung sei in den nächsten Wochen möglich. Weder ChemChina noch Syngenta wollten sich zu dem Bericht äußern.

Die Syngenta-Spitze um Präsident Michel Demare steht unter Zugzwang. Im August war eine Übernahmeofferte des US-Rivalen Monsanto am hartnäckigen Widerstand der Basler gescheitert, der Aktienkurs brach ein. Aktionäre werfen dem Verwaltungsrat vor, das Monsanto-Angebot nicht ernsthaft geprüft zu haben und bezweifeln, dass der Konzern den Kurs aus eigener Kraft auf die von Monsanto und nun womöglich auch von ChemChina gebotenen 449 Franken je Aktie treiben kann. Nicht einmal der von Demare eingeleitete Aktienrückkauf, der angekündigte Verkauf von kleineren Geschäftsteilen und die Verabschiedung von Konzernchef Mike Mack brachten eine Wende in der Anlegergunst.

Mit dem Kurssprung vom Freitag kletterte die Aktie zwar bis auf 385 Franken, notierte damit aber noch deutlich unter dem offerierten Preis. Das deutet darauf hin, dass die Investoren noch Zweifel haben, ob es tatsächlich zu einer Transaktion kommt. Helvea-Analyst Markus Mayer wies darauf hin, dass sich außer dem Bieter nichts geändert habe. Der Syngenta-Verwaltungsrat, der den Monsanto-Deal mit dem Argument abgelehnt hatte, es spiegele den Wert des Unternehmens bei weitem nicht wider, sitze noch immer im Sattel.

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CHINESEN AUF EINKAUFSTOUR



Aber es gab auch andere Stimmen. Händler erklärten, ChemChina offeriere offenbar den gesamten Preis in Bargeld, während Monsanto einen Teil in eigenen Aktien entrichten wollte. Die Anleger ziehen Bargeld vor, weil sie damit das Risiko eines Einbruchs der Aktien vermeiden. Die Analysten von Liberum gehen zudem davon aus, dass ChemChina weniger Widerstand der Wettbewerbsbehörden befürchten müsste als Monsanto. Die Amerikaner sind Weltmarktführer im Saatgutgeschäft, in dem Syngenta die Nummer drei ist.

ChemChina befindet sich auf einer Einkaufstour bei westlichen Unternehmen und hat etwa auch den italienischen Reifenhersteller Pirelli geschluckt. Über eine Mehrheitsbeteiligung am israelischen Pestizidproduzenten Adama ist der Staatskonzern Berechnungen der Zürcher Kantonalbank zufolge zudem zum weltweit siebtgrößten Agrochemieunternehmen aufgerückt. Experten zufolge könnte ChemChina mit einer Syngenta-Übernahme seine internationalen Expansionspläne vorantreiben und sich technologisches Wissen sichern. "Die zukünftige Nachfrage nach Pestiziden wird weltweit auch in Zukunft stark bleiben", erklärte Duan Yousheng, Analyst beim chinesischen Branchenverband. "Dies gilt insbesondere für ein Land wie China, das die Getreideproduktion erhöhen will."

Auch wenn die Gespräche zwischen ChemChina und Syngenta scheitern sollten, rechnen die meisten Experten mit einer Konsolidierungsrunde in der Branche. Seit die Gespräche zwischen Syngenta und Monsanto im Frühjahr begonnen hätten, habe "jeder mit jedem" gesprochen, hatte Dow-Chemical -Chef Andrew Liveris Ende Oktober gesagt. So hatte das "Wall Street Journal" kürzlich unter Berufung auf Insider berichtet, dass Syngenta auch über einen Zusammenschluss mit der Agrarsparte des US-Chemiekonzerns DuPont verhandele. Alternativ diskutiere DuPont mit dem US-Rivalen Dow eine mögliche Transaktion im Agrargeschäft. Im Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut mischen auch Bayer und BASF mit. Die Branche steht wegen fallender Getreidepreise unter Druck und leidet unter der schwächelnden Geschäften in Lateinamerika, vor allem im wichtigen Markt Brasilien.

Reuters