Wie gut Cancom an seinen Cloud-Diensten genau verdient, will Rudolf Hotter nicht sagen. Darauf, dass die für Kunden betriebenen IT-Systeme zu den "besonders profitablen" Konzerneinnahmen gehören, weist der Firmenchef dann aber doch hin. Das Wachstum der Sparte wiederum muss Hotter gar nicht erst betonen.

Weil immer mehr Unternehmen Software, Server oder Speicher nicht mehr kaufen, sondern via Internet aus der Cloud beziehen, stiegen die Nutzungsgebühren bei Cancom 2019 um 41 Prozent. Ohne Zukäufe lag das Plus bei 24 Prozent. Mit den bereitgestellten IT-Anwendungen setzte der MDAX-Konzern aus München vergangenes Jahr 183 Millionen Euro um. Von den 300 Millionen Euro, die das Cloud-Solutions genannte Segment insgesamt einspielte, stammten mehr als die Hälfte aus lang laufenden Mietmodellen. Damit brachte es diese Sparte auf einen operativen Gewinn (Ebit) von 81,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz dreimal größere Systemhausgeschäft von Cancom steuerte 62,7 Millionen Euro zum Ebit bei.

Mehr Cloud, mehr Marge

Wenig verwunderlich sind die jährlich wiederkehrenden Cloud-Umsätze, die Annual Recurring Revenues (ARR), für den Vorstand die "entscheidende Messgröße für den Erfolg der strategischen Transformation". Statt im Systemhausgeschäft volatile Einzelprojekte umzusetzen, will Hotter zunehmend mit Cloud-Dienstleistungen wachsen. Dazu setzt der Manager weiter auf Akquisitionen. Zuletzt wurde der britische Cloud-Dienstleister Novosco für 70 Millionen Euro übernommen.

Mit den Zukäufen steigen jedoch nicht nur die Umsätze, sondern auch die Abschreibungen auf die akquirierten Firmenwerte. Obwohl die Marge dadurch belastet wird, soll der Cloud-Fokus die Gewinnspanne des Gesamtkonzerns von 8,4 Prozent in zwei bis vier Jahren auf zehn Prozent heben. Um auch organisch weiter zweistellig zu wachsen, investiert Cancom seit 2018 zudem verstärkt in seine eigene Software für digitale Arbeitsplätze. Die AHP Enterprise Cloud genannte Plattform ermöglicht Mitarbeitern unabhängig von Zeit, Ort und Endgerät, alle benötigten Firmendaten und Anwendungen zu nutzen. Ein Angebot, das spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie bei Unternehmen hoch im Kurs stehen dürfte.

Im Cloud-Segment will Cancom seine Umsätze, den operativen Gewinn und auch den ARR dieses Jahr daher "dynamisch" steigern, wie Hotter sagt. Laut DZ Bank bedeutet der Ausblick ein Wachstum zwischen 15 und 20 Prozent. Im Systemhausgeschäft hingegen wird wegen der Corona-Krise mit Projektverschiebungen und Margendruck und daher nur mit einem moderaten Wachstum gerechnet. Weil Novosco mit seinen zuletzt 55 Millionen Pfund Umsatz dieses Jahr jedoch erstmals voll in die Zahlen einfließt, halten die Analysten von Warburg den Ausblick insgesamt für konservativ.