Herr Kastner, wie wirken sich die politischen Spannungen zwischen dem Westen und Russland auf C.A.T. oil aus?

Im Tagesgeschäft spüren wir keine Auswirkungen. Russlands Neubewertung an den Kapitalmärkten zeigt sich allerdings in C.A.T. oils niedrigerem Börsenwert. Positiv in diesem Umfeld sind die hohen Handelsumsätze der Aktie. Die Tagesumsätze liegen in diesem Jahr in der Spitze bei bis zu 20 Millionen Euro. Die Liquidität hat sich klar verbessert.

Wie bekommt C.A.T. oil die Abwertung des Rubel zu spüren?

Manfred Kastner: Das belastet uns beim Kauf neuer Maschinen und Anlagen, die wir in Dollar bezahlen. Es steht uns allerdings ein hoher Anteil des operativen Gewinns unmittelbar zur Verfügung. Der Anteil des frei verfügbaren Cashflows ist sehr hoch. Das operative Geschäft wird zu 95 Prozent in Rubel abgewickelt und ist von der Währungsabwertung deshalb nicht betroffen. Wir könnten die neuen Anlagen auch in Russland kaufen. Bisher ist das jedoch keine Option.

Sie kaufen die Ausrüstung im Westen. Gab es Lieferverzögerungen bedingt durch den politischen Konflikt?

Nein. Das einzige Risiko ist, dass uns die Einführung nach Russland verwehrt werden könnte. Dann müssten wir einen Teil der Ausrüstung am Sekundärmarkt verkaufen. Für dieses extreme Szenario gibt es aber derzeit keine Anzeichen.

Wie sind die Projektausschreibungen in diesem Jahr verlaufen?

Sehr gut. Es sind einige Großaufträge von Rosneft, Gazprom und Lukoil dabei. Bemerkenswert ist der deutlich höhere Anteil der Verträge mit zwei- und dreijährigen Laufzeiten. Vor einem Jahr waren es ein Viertel der Aufträge. Inzwischen bewegt sich der Anteil bereits in Richtung 50 Prozent. Das ist für uns aktuell ein optimales Verhältnis. Gleichzeitig wollen wir auch Einjahresverträge behalten, um von möglichen Preissteigerungen durch eine höhere Nachfrage zu profitieren.

C.A.T. oil ist in vielen Bereichen voll oder fast ausgelastet. Müssen Sie bald nachbestellen?

Nein. Zusätzliche Kapazitäten von zehn bis 15 Prozent für 2014 sind in den Planungen berücksichtigt. Die ersten Maschinen aus unserem dreijährigen Investitionsplan mit 300 Millionen Euro Volumen werden im dritten und vierten Quartal in Betrieb genommen und sich 2015 dann vollständig im Umsatz widerspiegeln.

Das abgeschlossene Geschäftsjahr ist sehr gut gelaufen. J.P. Morgan schätzt die Dividende pro Aktie deshalb auf 48 Cent pro Papier, nach 25 Cent pro Aktie für 2012. Es wäre ein großer Sprung.

Im vergangenen Jahr haben wir 58 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Über einen Zyklus soll die Ausschüttung ein Fünftel des Gewinns betragen. Deshalb wird die Quote für 2013 voraussichtlich niedriger sein. Der Betrag pro Aktie wird aber höher sein. Der Nettogewinn stieg während der ersten neun Monate um 150 Prozent.

Sind 48 Cent pro Aktie also realistisch?

Das möchte ich nicht kommentieren. Wir werden unseren Dividendenvorschlag mit der Jahresbilanz am 23. April vorlegen. Grundsätzlich wollen wir die Aktionäre an der Gewinnentwicklung angemessen beteiligen. Allerdings in einem Ausmaß, das uns bei geplanten Investitionen nicht spürbar einschränkt

Im Dezember 2013 hatten Großaktionäre im großen Stil Aktien verkauft. Damit hat sich der Anteil der frei handelbaren Papiere auf 40 Prozent erhöht. Bleiben weitere Aktienverkäufe für eine Erhöhung des Freefloats eine Option?

Wegen der besseren Handelbarkeit einer Aktie sind hohe Freefloats für große institutionelle Investoren wichtig. C.A.T. oils Großaktionäre wollen noch immer ihre Mehrheiten behalten. Mittelfristig ist eine moderate weitere Erhöhung des Freefloats denkbar.

Um den Kurs zu stützen, hatten C.A.T. oils Großaktionäre während der Finanzkrise 2008 und 2009 im großen Stil Aktien gekauft. Sind Insiderkäufe im großen Stil auch heute eine Option, wenn der Aktienkurs stark und nachhaltig abrutschen würde?

Bitte verstehen Sie, dass wir uns zu Spekulationen grundsätzlich nicht äußern.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion:

Wegen der Russland-Ukraine-Krise hat sich der C.A.T.-Oil-Kurs seit Dezember praktisch halbiert. Legen sich die Spannungen wieder und bleiben Russland tiefgreifende Sanktionen erspart, könnte der österreichische Öldienstleister von seiner hervorragenden Auftragslage in Russland ungestört profitieren. Bei einer Entspannung der Lage nach den Parlamentswahlen im Mai sind rasch wieder Kurse von über 20 Euro vorstellbar. Spekulative Chance auf Kursgewinne von 50 Prozent und mehr. Kaufen.

Klaus Schachinger