In der laufenden Hausse, die im März 2009 begonnen hat, hinkt der Aktienkurs von Cisco Systems Inc. (WKN: 878841, 25,68 Dollar, 19,043 Euro) dem Dow Jones Industrial Average, dem das Telekommunikations- und IT-Unternehmen ebenfalls angehört, klar hinterher. Damit setzt sich leider aus Sicht der Anleger eine schlechte Tradition fort, die schon seit dem Jahr 2000 zu beobachten ist Denn auch über diesen langen Zeitraum sieht die Cisco-Aktie schlecht aus im Vergleich mit dem wohl noch immer bekanntesten Aktien-Kursbarometer weltweit. Doch zuletzt hat der Titel Boden gutgemacht und über kürzere Zeiträume ist es sehr gelungen, besser als der Index abzuschneiden.

Die bisher in diesem Jahr schon verbuchten Kursgewinne von fast 15 Prozent reichten aus, um die Notiz des Unternehmens, das Lösungen für fast alle Bereiche des Netzwerkbetriebs anbietet und vor allem für seine Router und Netzwerkverteiler bekannt ist, die von einem wesentlichen Teil der Internet-Backbones genutzt werden, über eine längerfristige Abwärtstrendlinie zu hieven (siehe Chart). Handelt es sich dabei um kein Fehlsignal, wäre das ein ermutigendes charttechnisches Zeichen. Weiter aufhellen würde sich das Bild, wenn es demnächst noch gelingen sollte, zwei Kursspitzen aus den Vorjahren zu überwinden. Diese stammen aus den Jahren 2013 und 2010 und bewegen sich bei 26,40 Dollar und 27,50 Dollar. Bei dieser Konstellation könnte dann das Zwischenhoch bei 34,08 aus dem Jahr 2007 in Angriff genommen werden.

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Stagnierendes Quartalsergebnis erwartet

Damit daran zu denken ist, kommt es aber auf bessere Geschäftszahlen an, als jene, die zumeist in den vergangenen Jahren vorgelegt wurden. Denn Cisco leidet unter einer Wachstumsflaute. Zunächst geht der Vorstand des Netzausrüsters auch davon aus, dass sich die Geschäfte nicht sehr dynamisch entwickeln werden. Die Analyten sehen das ähnlich und wenn am 13. August die nächsten Quartalszahlen veröffentlicht werden, liegt die Konsensprognose für den Gewinn je Aktie bei 0,53 Dollar. Das wäre nur ein Cent mehr als im Vorjahresquartal. Auch für das laufende Geschäftsjahr wird nur mit einer leichten Ergebnisverbesserung von 2,02 Dollar auf 2,04 Dollar gerechnet, während beim Umsatz ein weiterer leichter Rückgang von 12,42 Milliarden auf 12,12 Milliarden Dollar befürchtet wird. Im kommenden Geschäftsjahr 2014/2015 sollen es dann beim Ergebnis 2,16 Dollar je Aktie werden und insgesamt gehen die Analysten für die nächsten fünf Jahre mit einem Gewinnplus von sieben Prozent p.a. aus.

Basierend auf dem, was die Konkurrenz jüngst an Zahlen veröffentlicht hat, sind gedämpfte Prognosen auch weiterhin angebracht. So hat Juniper Networks zur Wochenmitte etwas schlechter als erwartet ausgefallene Ergebnisse veröffentlicht und zudem noch einen vorsichtig gehaltenen Ausblick abgegeben. Das warf auch die Cisco-Aktie am Mittwoch um 1,04 Prozent zurück. Die Hoffnung ist zwar, dass Cisco dank neuer Produkte im etwas schwächelnden Telekomgeschäft Marktanteile gewinnen kann, eine allgemeine Abkoppelung vom Branchentrend wird aber nicht möglich sein. Mut macht aber immerhin der jüngste Ergebnisausweis. Denn da war es dem Hersteller von Netzwerkausrüstungen aus dem Silicon Valley trotz rückläufiger Umsätze und Gewinne gelungen, die niedrigen Erwartungen leicht zu übertreffen.

Auf Seite 3: Bewertung unter dem Marktdurchschnitt

Bewertung unter dem Marktdurchschnitt

Wegen dem nach wie vor eher etwas schwierigen Branchenumfeld halten Analysten die Cisco-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau im Schnitt für angemessen bewertet. Vielleicht ist aber gerade diese zurückhaltende Meinung eine der Stärken des Titels. Mit einem KGV von unter zwölf auf Basis der Gewinnschätzungen für das nächste Geschäftsjahr ist die Bewertung auch gemessen an der Marktstellung des Unternehmens moderat. Beim Börsenwert von 131,50 Milliarden Dollar sind liquide Mittel von rund 50 Milliarden Dollar zu berücksichtigen. Außerdem ist der Titel damit deutlich günstiger als der Gesamtmarkt. Hinzu kommt eine geschätzte Dividendenrendite, die mit knapp drei Prozent über der Durchschnittsrendite der anderen Dow Jones-Vertreter liegt.

Ein durchschlagender langfristiger Erfolg bei dem von Vorstandschef John Chambers ausgegeben Ziel, Cisco als Unternehmen für Software und Services neu zu erfinden, steckt unter Berücksichtigung dieser Kennziffern mit Sicherheit noch nicht in den Notierungen. Felder wie Internet of Things oder Cloud Computing beinhalten jedenfalls auch für ein Unternehmen wie Cisco etliche Chancen, das nach wie vor rund 46 Prozent des Gesamtumsatzes mit Routern und Netzwerkweichen erzielt. Die offene Frage ist nur, wie gut es gelingt, diese Chancen auch tatsächlich zu nutzen, wobei der Markt einen entsprechenden Erfolg momentan eher reserviert beurteilt.

Diese Vorbehalte haben auch damit zu tun, dass neue Technologien wie etwa das "Software-defined networking" (SDN) das Geschäftsmodell von Cisco bedrohen, weil sie zusätzliche Netzwerk-Hardware überflüssig machen könnten. Ganz gut kommt das vorherrschende Stmmungsbild in einer Research-Note der Creidt Suisse zum Ausdruck. Darin heißt es wie folgt: "Ciscos Kernbereiche Switches und Router profitieren von einem starken Upgrade-Zyklus bei Datenzentren und Netzwerken, die marktbeherrschende Position des Unternehmens ist aber unter zunehmenden Konkurrenzdruck geraten, und der Trend zu neuen software-definierten Netzwerkarchitekturen ist unserer Meinung nach eine langfristige Bedrohung für das margenstarke Switcher- und Router-Geschäft."

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Anleger wollen Wachstum sehen

Auch Chambers selbst spricht mit Blick auf die Tech-Branche allgemein von einer "brutale Konsolidierung". Intern hat man aber die Herausforderungen längst erkannt und es wird versucht, mit neuen Konzepten gegenzusteuern. Beim Versuch, sich fit zu machen für die Zukunft hilft zudem die gut gefüllte Kriegskasse, lassen sich damit bei Bedarf doch auch Zukäufe stemmen. Die in den vergangenen drei Jahren getätigten Akquisitionen wie . Sourcefire, ein Marktführer bei intelligenten Cybersecurity-Lösungen oder WhipTail Technologies, ein Marktführer bei performancestarken skalierbaren Festkörperspeichersystemen, die höhere Datenmengen in kürzerer Zeit verarbeiten können, waren aber mehr eine Ergänzung des Konzern-Portfolios als der große Quantensprung nach vorne.

Mit Blick auf die Aussichten der Aktie lässt diese Konstellation folgenden Schluss zu: Cisco sieht sich mit einer Wachstumsschwäche und Margendruck durch wachsende Konkurrenz konfrontiert. Deshalb wird dem Titel momentan nur eine unter dem US-Marktdurchschnitt liegende Bewertung zugebilligt. Um ein höheres Kursniveau erschließen zu können, ist es Aufgabe der Verantwortlichen, die Marktteilnehmer davon zu überzeugen, dass die verfolgte Geschäftsstrategie mittel- bis langfristig das Unternehmen wieder auf den Erfolgskurs zurückführen wird. Solange diesbezüglich Enttäuschungen ausbleiben, kann die moderate Bewertung als wichtige Kursstütze fungieren. Denn nach gut fünf Jahren Hausse suchen die Anleger verstärkt nach zurückgebliebenen Titeln. Ein Trend, der in diesem Jahr der Cisco-Aktie bereits etwas auf die Sprünge geholfen hat und der bei ausbleibenden Hiobsbotschaften anhalten könnte.