Auch Reuters hatte zuvor aus Finanzkreisen erfahren, dass eine externe Lösung kaum noch wahrscheinlich sei. Die Würfel sollen nun auf einer vorgezogenen Aufsichtsratssitzung am Sonntag fallen, wie mehrere Insider berichteten. Die Commerzbank wollte sich zu den Informationen nicht äußern.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, dass Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus - auch auf Wunsch des Bundes als Großaktionär - den neuen Chef von außen holt. Doch die Gespräche mit potentiellen Kandidaten liefen zäh, wie aus dem Konzern verlautete. Sollte es nun tatsächlich Zielke werden, dann hätte sich der 53-Jährige auf der Zielgeraden auch gegen einen internen Rivalen durchgesetzt: Immer wieder war Markus Beumer als Thronfolger gehandelt worden, der als Vorstand für das Mittelstandsgeschäft zuständig ist, der "DNA" der Commerzbank.

Blessing, der die in der Finanzkrise schwer gebeutelte Commerzbank acht Jahre lang geführt hat, will seinen Vertrag nicht verlängern. Die Stabübergabe könnte schon auf der Hauptversammlung am 20. April stattfinden. Die Zeit drängt: Die Commerzbank muss dringend eine Strategie ausarbeiten, mit der sie in die nächsten Jahre gehen will. Das Institut hat seine Sanierung zwar weitgehend abgeschlossen, ist in die Gewinnzone zurückgekehrt und zahlt wieder eine Dividende. Es gibt aber weiter viele Herausforderungen: Neben den anhaltenden Niedrigzinsen, die das Geschäft bremsen, zählt dazu auch die Frage des endgültigen Staatsausstiegs.

Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller hatte die Suche nach einem Blessing-Nachfolger Ende letzten Jahres angestoßen. Er hätte auch gerne eine Frau auf den Chefsessel befördert, berichteten Vertraute. Doch das Feld der Kandidatinnen mit einem sogenannten "Banken-Führerschein" sei sehr überschaubar gewesen. Der Stimmungsumschwung hin zu einer internen Lösung hatte sich bereits Mitte Februar angedeutet, als Müller erklärte: "Wir haben eigene starke Kandidaten im Auswahlprozess. An deren Qualifikation, Hintergrund und Gestaltungskraft müssen sich externe Kandidaten messen lassen." Einige Branchenkenner monierten, der Prozess sei alles andere als ideal gelaufen und habe viele beschädigt, insbesondere die internen Leute.

Einen Wechsel könnte es früher als erwartet auch an der Spitze des Aufsichtsrates geben. Müller, der eigentlich bis zum Frühjahr 2018 gewählt ist, kann sich nach eigenen Angaben einen vorzeitigen Abschied vorstellen. Allerdings gestaltet sich die Kandidatensuche hier noch schwieriger, wie aus Finanzkreisen verlautet. Prominente Köpfe, darunter Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard, seien angesprochen worden, aber hätten abgelehnt, sagte eine Person mit Einblick in die Gespräche.

Reuters