Umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro allein in den USA haben aktivistische Aktionäre investiert - das sind Anleger, die mit der Entwicklung eines Unternehmens unzufrieden sind und aktiv Einfluss nehmen wollen. In den USA sind sie verpflichtet, das gegenüber der Börsenaufsicht SEC mit einem sogenannten 13D-Filing anzuzeigen.

Und genau in die Rolle des 13D-Aktivisten sind Mason Hawkins und seine Investmentfirma Southeastern Asset Management bei Consol Energy geschlüpft. Der langfristig ausgerichtete Value-Investor ist eigentlich eher von der zurückhaltenden Art. Hawkins und seine Kollegen warten in der Regel geduldig darauf, dass sich eine Aktie dem angenommenen wahren Wert nähert.

So war das auch bei Consol Energy geplant. Das Unternehmen zählt zu den Veteranen der US-Wirtschaft: Es fördert seit 1864 Kohle. Der Konzern, der auch einmal im Besitz von RWE war, notiert in seiner heutigen Form seit 1999 an der Börse. Hauptprodukt ist Thermalkohle, die zum Beispiel bei Kraftwerken oder in der Stahlerzeugung verwendet wird. Daneben baute Consol in den Fördergebieten in den Appalachen ein Gasgeschäft auf und übernahm die Gasförderaktivitäten von Dominion Resources. Gleichzeitig begann sich der Konzern vom Kohlegeschäft zu trennen und den Cashflow in den Ausbau der Gasaktivitäten zu stecken.

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Billige Kohle belastet



Auf dieser Investmentstory, die auch Hedgefondsgröße David Einhorn im vergangenen Herbst dazu brachte, mehr als zehn Prozent von Consol zu kaufen, liegt nun ein Schatten. Gerade musste das Unternehmen wegen fallender Kohlepreise für das zweite Quartal einen Verlust von 84 Millionen Dollar melden. Entsprechend entwickelte sich die Aktie. In Dollar gerechnet, hat sie in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 50 Prozent eingebüßt.

Hawkins ist als größter Aktionär besonders betroffen. Inklusive seiner neuesten Aufstockung um vier Millionen Aktien hat er über 700 Millionen Dollar im Feuer. Weil die Kohleaktivitäten schneller an Umsatz verlieren, als Gas gewinnt, ist seine Geduld zu Ende: "Das Unternehmen muss mehr tun, um den Wert der Aktie zu heben." Um das zu beschleunigen, will Hawkins mit dem Management und dem Aufsichtsrat, aber auch mit Dritten über Möglichkeiten sprechen, das Gasgeschäft besser zur Geltung zu bringen. "Wir glauben, dass es signifikant mehr wert ist als der Börsenwert der gesamten Gruppe", sagt Hawkins. Heben will er diese Reserven über einen Verkauf oder eine Abspaltung.

An diesem Plan hat Kollege Einhorn sicherlich wenig auszusetzen. Weil beide zusammen rund ein Drittel des Kapitals kontrollieren, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Reserven gehoben werden. Sehr mutige Anleger können eine Spekulation wagen.

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