Damit signalisierte der Conti-Chef, dass die Niedersachsen die Sparte rechtlich verselbständigen und einen Teil an die Börse bringen könnten. Die Mehrheit bliebe dann bei dem Dax-Konzern aus Hannover.

Continental hatte zu Jahresanfang angekündigt, über einen Umbau des Unternehmens mit weltweit mehr als 235.000 Beschäftigten und einem Umsatz von zuletzt 44 Milliarden Euro nachzudenken. Später konkretisierte das Management, es gebe Überlegungen, agile Einheiten zu schaffen, die unabhängiger entscheiden und sich Marktgegebenheiten schneller anpassen könnten. Angesichts des technologischen Wandels hin zu Elektromobilität, Digitalisierung und selbstfahrenden Autos müsse Continental in der Lage sein, flexibel zu reagieren. Bis spätestens zur Jahresmitte wolle man sich zu den Plänen äußeren.

Um die Belegschaft bei dem bevorstehenden Umbruch mitzunehmen, hat das Management ein "Zukunftsbündnis" mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften geschlossen. Darin gibt Conti den Mitarbeitern der Sparte Powertrain bereits jetzt eine Beschäftigungsgarantie von fünf Jahren für den Fall, dass es zu organisatorischen Änderungen kommt. An den geltenden Tarifverträgen soll nicht gerüttelt werden.

ANALYSEN LAUFEN NOCH

Aktionärssprecher forderten, der Konzern solle nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Kleinaktionäre in seine Pläne einbeziehen. Sie wollten mehr Details erfahren. Darauf ging Conti-Chef Degenhart nicht näher ein, sondern verwies darauf, dass noch keine Entscheidungen getroffen seien. "Wir spielen derzeit Szenarien durch mit dem Ziel, unsere Organisation noch flexibler auf die Herausforderungen in der Automobilindustrie auszurichten. Wir befinden uns jedoch im Analysestadium."

Das "Manager Magazin" hatte vor einiger Zeit über ein Szenario berichtet, wonach der Konzern aus der bereits eigenständigen Rubber Group mit dem Reifengeschäft als Kern, der Antriebssparte Powertrain und als drittem Teil den zusammengefassten Einheiten Chassis, Safety und Interior bestehen könnte. Die dritte Einheit enthielte alles, was mit autonomem Fahren, neuen Mobilitätsdiensten und Infotainment zu tun habe. Bei Bedarf könnten Teile an die Börse gebracht werden.

Anleger setzen schon länger darauf, dass Conti die Antriebssparte abspaltet. Sie gehen davon aus, dass die Einzelteil des Dax-Unternehmens mehr wert sind als die Gruppe als Ganzes. Die Conti-Aktie notierte am Nachmittag in einem robusten Umfeld leicht im Minus. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Betriebsgewinn wegen negativer Währungseffekte zu Jahresbeginn geschrumpft ist. An seinen Ziel für 2018 hält Conti jedoch fest.

Die Aufgliederung großer Konzerne liegt im Trend. Der neue Volkswagen-Chef Herbert Diess will die zwölf Marken des weltgrößten Autobauers in den Segmenten Massenmarkt, Premium und Luxus bündeln. So soll der schwerfällige Tanker aus Wolfsburg wendiger und Doppelarbeiten vermieden werden. Ein schwer steuerbares Konglomerat in flexiblere Einheiten aufzuteilen ist auch erklärte Strategie von Siemens-Chef Joe Kaeser, der gerne von einem Flottenverbund spricht. Auch der Autobauer Daimler denkt mit seiner geplanten Holding-Struktur in diese Richtung.

rtr