"Heute schlagen wir ein wichtiges Kapitel in unserem Kampf gegen Covid-19 auf", sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Damit ist erstmals ein Corona-Impfstoff in der Europäischen Union zugelassen worden. Neben Deutschland soll auch in weiteren Ländern wie Österreich, Frankreich und Italien ab dem 27. Dezember geimpft werden.

"Wir werden jetzt schnell handeln", sagte von der Leyen. Die ersten Impfdosen sollen nach ihren Angaben innerhalb der nächsten Tage vom Pfizer-Werk im belgischen Puurs ausgeliefert werden. Sie sollen allen EU-Ländern zur gleichen Zeit und unter den gleichen Bedingungen zur Verfügung stehen.

"Bereits am Tag nach Weihnachten werden die ersten Pflegebedürftigen in der stationären Altenpflege geimpft", kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an. "Impfen ebnet uns den Weg aus der Krise. Und wir tun alles dafür, diesen Weg so schnell wie möglich zu gehen." Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech steht bereits in den Startlöchern: "Wir sind bereit, mit der Auslieferung der ersten Impfstoffdosen in der EU zu beginnen," sagte Firmen-Chef Ugur Sahin.

EMA - IMPSTOFF SCHÜTZT WOHL AUCH VOR NEUER VIRUS-VARIANTE


Vor der Genehmigung durch die EU-Kommission hatte der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA eine bedingte Zulassung des Impfstoffs für Personen ab 16 Jahren empfohlen. Diese Freigabe etwa in Krisensituationen ist zunächst ein Jahr gültig und kann jährlich erneuert werden. Nach der Prüfung weiterer Daten kann sie in eine Standard-Zulassung umgewandelt werden.

In Europa hatte Großbritannien als weltweit erstes Land dem Impfstoff Anfang Dezember eine Notfallgenehmigung erteilt und inzwischen auch mit Impfungen begonnen. In der Schweiz erhielt das Mittel am Samstag eine bedingte Marktzulassung. Außerhalb Europas haben schon die USA und Kanada mit Massenimpfungen begonnen. Die Europäische Union hat sich von Biontech und Pfizer bis zu 300 Millionen Impfdosen gesichert. Noch in diesem Jahr wollen die beiden Partner bis zu 50 Millionen Dosen herstellen, 2021 bis zu 1,3 Milliarden.

EMA-Chefin Emer Cooke sprach von einem bedeutenden Schritt bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. "Impfstoffe allein werden nicht das Allheilmittel sein, das es uns ermöglicht, zum normalen Leben zurückzukehren. Die Zulassung dieses ersten Impfstoffs ist jedoch definitiv ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein Anzeichen dafür, dass 2021 freundlicher als 2020 sein könnte", sagte Cooke. Es sei zudem "sehr wahrscheinlich", dass der Impfstoff auch gegen die in Großbritannien festgestellte, neue Virus-Variante schützt. Cook mahnte zugleich, dass man sich noch nicht an einem Wendepunkt der Pandemie befinde. Es werde einige Zeit dauern, bis Impfstoffe in ausreichender Menge auf dem Markt seien, "damit alle unsere Bürger geschützt und das Auftreten der Infektionen so weit wie möglich unterdrückt werden kann."

Anfang November hatten Biontech und Pfizer als weltweit erste Firmen positive Ergebnisse aus der zulassungsrelevanten Studie mit einem Corona-Impfstoff verkündet. Danach wurde durch die Impfung ein Schutz von 95 Prozent vor Covid-19 erzielt. Das Vakzin wird derzeit als eines der vielversprechendsten Mittel zur Eindämmung der Corona-Pandemie gesehen. Weltweit sind inzwischen mehr als 1,68 Millionen Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Aktuell ist der Impfstoff von Biontech und Pfizer in über 15 Ländern vorübergehend genehmigt oder besitzt eine Notfallzulassung. Weitere Zulassungsanträge werden derzeit in verschiedenen Ländern geprüft, zusätzliche Einreichungen durch die beiden Unternehmen sind geplant.

rtr