In Norditalien waren am Wochenende nach den ersten Todesfällen ganze Ortschaften abgeriegelt worden. Der Karneval in Venedig wurde abgesagt. Zugverbindungen nach Österreich über die Brenner-Route waren wegen Corona-Verdachtsfällen für etwa vier Stunden unterbrochen. Die Deutsche Bahn teilte mit, der Passagier- und Güterverkehr von und nach Italien laufe derzeit ohne Einschränkungen. Frankreich hält eine Schließung seiner Grenze zu Italien nicht für nötig, wie Verkehrsminister Jean-Baptiste Djebbari sagte. Das Virus mache an Grenzen nicht halt.

Seinen Ursprung hat es nach bisherigen Erkenntnissen in der chinesischen Provinz Hubei, wo die 11-Millionen-Metropole Wuhan seit Wochen abgeriegelt ist. Weil die Produktion vieler Firmen deswegen stockt, sind immer mehr Lieferketten auch in anderen Teilen der Welt betroffen. Das bremst die Weltwirtschaft, wie der Internationale Währungsfonds am Wochenende beim Treffen der Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer warnte.

Die rasche Ausbreitung des Virus in Südkorea sorgte an der Börse in Seoul für den größten Kursrutsch seit eineinhalb Jahren. In Frankfurt stürzte der Dax, der zuletzt noch ein Rekordhoch erreicht hatte, um knapp vier Prozent ab. Sichere Anlagen wie Gold, deutsche Staatsanleihen oder der Schweizer Franken waren dagegen gefragt.

EU STELLT 230 MILLIONEN EURO BEREIT - CHINA 14 MILLIARDEN


Die Europäische Union will 230 Millionen Euro für den Kampf gegen das Virus aufbringen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, die Lage in Italien gebe Anlass zur Sorge. Mögliche Reisebeschränkungen müssten aber verhältnismäßig und abgestimmt sein. Ein Team der Weltgesundheitsorganisation wird sich am Dienstag vor Ort einen Eindruck machen. Die WHO teilte mit, der Corona-Ausbruch bleibe ein internationaler Notfall.

Auch im Iran breitet sich das Virus weiter aus: Im Staatsfernsehen wurde die Zahl der Todesfälle mit zwölf angegeben, die bekannten Infektionen mit bis zu 61. Zahlreiche Länder in der Region haben mittlerweile Reisebeschränkungen verfügt. In Südkorea ist die Stadt Daegu stark betroffen. Mehrere Airlines stellten Flüge dorthin ein.

In China ändert sich das Bild dagegen langsam. In zahlreichen Regionen wurden Reisebeschränkungen gelockert. Die Behörden reagierten damit auf eine Aufforderung von Staatspräsident Xi Jinping. Dieser hatte die Firmen des Landes am Sonntag aufgerufen, ihre Arbeit wiederaufzunehmen und Arbeitsplätze zu sichern. Nach Angaben des Finanzministeriums in Peking stellt China umgerechnet mehr als 14 Milliarden Euro zur Eindämmung des Virus zur Verfügung.

Die Zahl der Erkrankungen auf dem chinesischen Festland stieg am Sonntag nach Behördenangaben um 409 an. Am Tag zuvor hatte es noch 648 neue Fälle gegeben. Damit sind insgesamt 77.150 Menschen erkrankt. Die Zahl der Toten erhöhte sich um 150, nach 97 am Samstag, bislang sind 2592 Menschen an dem Virus gestorben.

rtr