Für den Chemiekonzern war die Entscheidung von Anfang September enorm wichtig: Covestro bleibt im DAX. Lange Zeit galt das Unternehmen als Abstiegskandidat. Der Kurs der Aktie hatte sich infolge des Einbruchs der Wirtschaft durch die Corona-Pandemie fast halbiert. Für den Verbleib im Auswahlindex war die Marktkapitalisierung zu gering. Andere Unternehmen, die von der Pandemie weniger betroffen waren oder gar von ihr profitierten, zogen an Covestro vorbei. Doch dann erholte sich die Aktie.

Die seit 2015 eigenständig an der Börse gelistete, ehemalige Bayer-Sparte Material Science gilt als einer der weltweit führenden Produzenten von Hightech-Polymerwerkstoffen. Zu den Abnehmern gehören Autoindustrie, Bau und Elektronik, aber auch die Möbel-, Sport- und Textilindustrie. Als zyklischer Wert folgt die Aktie meist dem Konjunkturverlauf - nach oben und auch nach unten. Mit dem Lockdown und einem entsprechend extremen Rückgang der Industrieproduktion seit Februar geriet die Aktie der Leverkusener erheblich unter Druck.

Im ersten Halbjahr 2020 sank der Konzernumsatz um etwas mehr als 20 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro. Grund dafür war zu einem wesentlich Teil der geringere Absatz; außerdem trugen rückläufige Preise zum Einbruch bei, der alle Sparten des Unternehmens betraf.

Der operative Gewinn (Ebitda) ging sogar um fast 60 Prozent zurück. Im Juli, bei Vorlage der Geschäftszahlen, ging Covestro von einem Rückgang der Weltwirtschaft im Gesamtjahr von 5,6 Prozent aus. Allein für die Automobilindustrie rechneten die Leverkusener mit einem Einbruch der Absatzentwicklung von mehr als zehn Prozent.

Erholung hält an

Doch ebenso wie Covestro vom Einbruch der Industrieproduktion betroffen war, profitiert man nun vom Wiederanfahren der Bänder und Maschinen. Mit der einsetzenden Erholung der Wirtschaft in Deutschland und Europa sowie in etlichen Ländern Asiens und Nordamerikas belebt sich auch das Geschäft mit Polymeren. Wichtige Kunden kommen zurück.

Jüngsten Zahlen zufolge legt die Produktion im produzierenden Gewerbe allein hierzulande nach zwei stark rückläufigen Monaten seit Mai wieder zu, wenn auch mit abnehmender Dynamik im Juli. Im Vergleich zum Februar, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen, hinkt die Produktion allerdings noch deutlich hinterher.

Dafür scheint sich die Erholung zu verstetigen. Mitte August hatte Covestro-Finanzchef Thomas Töpfer in einem Interview gesagt, dass sich der Aufwärtstrend im August fortsetze. Er erwarte dies auch für die nächsten Wochen und Monate.

Gleich mehrere Analysten haben ihre Einschätzung der Covestro-Aktie Anfang September angehoben und empfehlen die Papiere nun zum Kauf.

Die DZ-Bank erwartet den operativen Gewinn nach den Aussagen Töpfers in der oberen Hälfte der im April reduzierten Prognosespanne für 2020 von 700 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro. Neben der generellen Nachfrageerholung bei Polyurethanen sowie Polycarbonat verweist die DZ-Bank auf Produktionsausfälle von gleich mehreren Wettbewerben. Damit verbessere sich die Situation für Covestro auch auf der Angebotsseite. Lediglich das Spezialchemie-Segment bleibe noch länger belastet.

Der Abstieg aus dem DAX blieb Covestro erspart. Das dürfte so bleiben, denn mit einsetzender Erholung gehört das Unternehmen ohne Zweifel ins Börsenoberhaus.

Erholung: Die Nachfrage kehrt zurück. Aufwind entsteht durch Produktionsausfälle bei Konkurrenten. Konjunkturprofiteur.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 32,00 Euro